Kritik gehört zum journalistischen Geschäft. Und zwar in zweierlei Hinsicht: Journalisten müssen Kritik üben, sie müssen aber auch Kritik aushalten. Ja, noch mehr: Es ist sogar ein Zeichen von öffentlicher Relevanz, wenn die eigene Arbeit einer kritischen Bestandsaufnahme unterzogen wird. Kritik adelt, denn unwichtiger Journalismus regt niemanden auf. Er versendet sich irgendwo unter der Wahrnehmungsschwelle.
Aktuell sorgt die Verleihung des Hans-Joachim-Friedrichs-Preises an die ARD-Nahost-Korrespondentin Sophie von der Tann für Aufregung. Die eine Seite wirft ihr vor, einseitig nur pro-palästinensisch zu berichten. Die andere sieht hier nun eine Kampagne am Werk, mit der die fachliche Reputation der Korrespondentin in Frage gestellt werden soll.
Kritik muss ernst genommen werden
Grundsätzlich gilt aber auch hier: Streit ist gut. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen diesen beiden Polen. Es ist der große Vorteil unserer pluralistischen Medienlandschaft, dass solche journalistische Arbeit unterschiedlich bewertet werden darf. Freilich, und das ist zentral: Die Kritik muss mit Argumenten einhergehen. Dann kann so eine Debatte für alle Beteiligten anregend sein. Es ist eigentlich ganz einfach. Und am Ende muss sich jeder ein eigenes Bild machen.
Sicher: Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist anders als die privaten Medien in größerer Weise dazu verpflichtet, ein möglichst breites Meinungsspektrum abzubilden. Ein Tipp an die Intendanten: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Es kann nicht darum gehen, von der Tann zu canceln. Aber Kritik muss ernst genommen werden, man darf sie nicht einfach abtun und zur Tagesordnung übergehen.
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