Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung "Roe vs. Wade" gekippt

Neues Abtreibungsurteil lässt Lebensschützer jubeln

Nach dem Urteil des Obersten US-Gerichts zum Lebensschutz zeigen sich zahlreiche Lebensschützer erfreut. Abtreibungsbefürworter sind entsetzt.
Kampf gegen Abtreibung noch nicht vorbei
Foto: IMAGO/Allison Bailey (www.imago-images.de) | Der Oberste Gerichtshof der USA hatte am Freitag mit sechs zu drei Stimmen entschieden, dass die amerikanische Verfassung kein „Recht“ auf Abtreibung enthalte, und damit das umstrittene Grundsatzurteil „Roe vs.

In den USA haben hochrangige katholische Kirchenvertreter und Lebensschützer die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs begrüßt, das umstrittene Grundsatzurteil „Roe vs. Wade“ zu kippen und die Kompetenz, die Abtreibungsgesetzgebung zu regeln, an die Bundesstaaten zurückzugeben. Gleichzeitig mahnten viele an, Frauen in Schwangerschaftskonflikten stärker zu unterstützen.

US-Bischöfe: "Historischer Tag"

Die US-Bischöfe sprachen von einem „historischen Tag“ in der Geschichte der USA. „Fast 50 Jahre lang hat Amerika ein ungerechtes Gesetz durchgesetzt, das einigen darüber zu entscheiden erlaubt hat, ob andere leben können oder sterben müssen“, schreiben der Konferenzvorsitzende, Erzbischof José Gomez, und der Vorsitzende des Lebensschutzkomitees der Bischöfe, Erzbischof William Lori, in einer gemeinsamen Stellungnahme. Durch „Roe vs. Wade“ seien Dutzende Millionen ungeborener Kinder gestorben, Generationen sei „das Recht, überhaupt geboren zu werden“, verweigert worden. „Wir danken Gott, dass der Oberste Gerichtshof diese Entscheidung rückgängig gemacht hat.“

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Gleichzeitig betonten die US-Bischöfe, dass nun begonnen werden müsse, „ein Amerika nach Roe“ aufzubauen. „Es ist an der Zeit, Wunden zu heilen und gesellschaftliche Spaltungen zu überwinden.“ Nun brauche es „vernünftige Reflexion“ und zivilisierten Dialog, „um eine Gesellschaft aufzubauen, die Ehe und Familie unterstützt, und in der jeder Frau die Unterstützung und Ressourcen zur Verfügung stehen, um ihr Kind in Liebe in diese Welt zu bringen“.

Darüber hinaus nahmen auch weitere US-Bischöfe separat Stellung. So begrüßte etwa Kardinal Joseph Tobin, Erzbischof von Newark, die Entscheidung des Obersten Gerichts. Er betonte aber auch, dass die Richter darauf hingewiesen hätten, dass die Gesellschaft „garantieren müsse, dass unsere Unterstützung nicht einfach mit der Geburt eines Kindes endet“. Kardinal Blase Cupich, Erzbischof von Chicago, sah in dem Urteil eine Gelegenheit zum Dialog. Die Entscheidung könne zum „Wendepunkt werden in unserem Dialog über die Stellung ungeborener Kinder in unserem Land, über unsere Verantwortung, Frauen zuzuhören und zu unterstützen“.

Kampf gegen Abtreibung noch nicht vorbei

Auch Lebensschutzverbände zeigten sich erfreut: Marjorie Dannenfelser, Vorsitzende der „Susan B. Anthony List“, betonte auf dem Kurzmittelungsdienst „Twitter“, dass der Oberste Gerichtshof mit seiner Entscheidung den Bürgern wieder eine Stimme gegeben habe. Man werde nun Gesetze verabschieden, die Leben retten und Frauen helfen würden. „Das ist eine Bewegung der Liebe, der Hingabe und des Opfers.“ Die letzten 50 Jahre hätten gezeigt, dass es in jeder ungeplanten Schwangerschaft zwei gebe, denen man verpflichtet sei.

Jeanne Mancini, die Vorsitzende des „March for Life“, betonte auf „Twitter“, dass nach fast 50 Jahren das Ziel erreicht worden sei, die „falsche Entscheidung“ aufzuheben, die mit „Roe vs. Wade“ getroffen worden sei. Aber „der Kampf gegen Abtreibung in unserem Land ist noch nicht vorbei“.

Progressive Politiker sowie Vertreter der Abtreibungslobby reagierten dagegen enttäuscht auf das Urteil des Obersten Gerichtshofs. Der demokratische US-Präsident Joe Biden nannte die Entscheidung einen „tragischen Fehler“, der auf eine „extreme Ideologie“ zurückgehe. Die Gesundheit und das Leben der Frauen in den USA seien nun in Gefahr. Zudem sprach Biden von einem „traurigen Tag“ für den Obersten Gerichtshof und das ganze Land – und er betonte, weiterhin sicherstellen zu wollen, dass Frauen Zugang zu chemischen Abtreibungspräparaten hätten und in andere Bundesstaaten reisen dürften, in denen Abtreibung weiterhin legal sei.

Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sprach von einem „Schlag ins Gesicht“ für Frauen. Wie auch Biden verwies sie aber auf die anstehenden Kongresswahlen im November, bei denen die Wähler die Möglichkeit hätten für Volksvertreter zu stimmen, die sich für ein „Recht“ auf Abtreibung einsetzten. 

Planned Parenthood: Niederschmetternder Moment

Die Präsidentin der Abtreibungsorganisation „Planned Parenthood“, Alexis McGill Johnson, nannte das Gerichtsurteil „schrecklich“ und betonte, dass Minderheiten und Menschen mit niedrigem Einkommen davon am stärksten betroffen sein würden. „Zu wissen, dass dieser Moment kommen würde, macht ihn nicht weniger niederschmetternd“, so McGill Johnson. Der Oberste Gerichtshof habe nun offiziell Politikern die Erlaubnis erteilt, zu kontrollieren, „was wir mit unseren Körpern tun“. Gleichzeitig betonte sie: „Wir werden uns diese Freiheit, die uns gehört, wieder zurückholen. Wir werden nicht einknicken.“

Der Oberste Gerichtshof der USA hatte am Freitag mit sechs zu drei Stimmen entschieden, dass die amerikanische Verfassung kein „Recht“ auf Abtreibung enthalte, und damit das umstrittene Grundsatzurteil „Roe vs. Wade“ aus dem Jahr 1973 gekippt. Dieses hatte die amerikanische Abtreibungsgesetzgebung seit 1973 bestimmt. Seitdem waren Abtreibungen vor der Lebensfähigkeit des Fötus außerhalb des Mutterleibs straffrei – im ersten Trimester einer Schwangerschaft quasi ohne Einschränkungen, mit gewissen Einschränkungen auch noch im zweiten Trimester. Mit dem nun erlassenen neuen Urteil wird die künftige Rechtslage in den einzelnen Bundesstaaten sehr unterschiedlich sein. In etwa der Hälfte der Staaten wird der Zugang zu Abtreibung kaum eingeschränkt sein, die andere Hälfte wird die Gesetze im Vergleich zu „Roe vs. Wade“ deutlich verschärfen.

Lesen Sie weiterführende Hintergründe in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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