Der Online-Versandhändler Amazon hat beschlossen, das Buch „When Harry Became Sally: Responding to the Transgender Moment“ des konservativen Autors Ryan T. Anderson wieder in sein Sortiment aufzunehmen. Das Buch, das sich kritisch mit der Ideologie und den politischen Forderungen der Transgender-Bewegung auseinandersetzt, wurde 2021, kurz nach dem Amtsantritt von Joe Biden, aus dem Verkauf genommen.
Die Entscheidung von Amazon stieß damals auf erhebliche Kritik. Das Unternehmen begründete den Schritt damit, dass es keine Werke verkaufen wolle, die „die LGBTQ+-Identität als psychische Krankheit darstellen“. Anderson wies diese Argumentation zurück und betonte, dass sein Buch keine solche Darstellung enthalte, sondern eine differenzierte und wissenschaftlich fundierte Debatte anstoßen wolle. Trotz des Verbots blieb das Buch bei anderen Einzelhändlern wie Barnes & Noble, Walmart und Powell’s erhältlich.
Amazon: 2021 zu restriktiv reagiert
Nun hat Amazon seine Entscheidung revidiert. In einer offiziellen Erklärung gab das Unternehmen an, dass die Abwägung zwischen Meinungsfreiheit und möglichen Hassinhalten eine komplexe Herausforderung darstelle. Amazon habe erkannt, dass man 2021 zu restriktiv agiert habe und sehe sich aufgrund des anhaltenden Verkaufs des Buches durch andere Händler sowie des kontinuierlichen Kundenfeedbacks veranlasst, das Werk wieder anzubieten.
Ryan T. Anderson zeigte sich erleichtert über diese Entscheidung. Auf der Plattform „X“ schrieb er: „Nach einer vierjährigen Sperre hat Amazon mein Buch wieder in seine Online-Regale aufgenommen. Ich bin all meinen Freunden und Verbündeten dankbar, die sich dafür eingesetzt haben“. Gegenüber „Fox News Digital“ äußerte er jedoch den Verdacht, dass Amazons Entscheidung von politischen Überlegungen geleitet sei. Vor vier Jahren habe das Unternehmen mit seiner Maßnahme die Politik der Biden-Regierung gestützt, während es nun, unter einer veränderten politischen Landschaft mit einer republikanischen Mehrheit im Senat und einer konservativen Führung der „Federal Trade Commission“ (FTC), seine Strategie anpasse.
Anderson vermutet, dass Amazon vermeiden wolle, ins Visier der FTC zu geraten, insbesondere da der Senator Ted Cruz und der FTC-Vorsitzender Andrew Ferguson Interesse an seinem Fall bekundet hätten. Er kritisierte, dass sich Amazon nicht für die ursprüngliche Entscheidung entschuldigt habe. Stattdessen stelle das Unternehmen es so dar, als sei dies eine komplexe ethische Abwägung gewesen, anstatt einen eigenen Fehler einzugestehen. Der Autor glaubt, dass das Timing des ursprünglichen Verbots gezielt gewählt worden sei, um ihn politisch zu diskreditieren, insbesondere da es unmittelbar vor einer Abstimmung über den umstrittenen „Equality Act“ unter der damaligen Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, stattfand.
Ausgewogene Auseinandersetzung mit Geschlechtsidentität und Transgender
Nach der Veröffentlichung im Jahr 2018 erlangte „When Harry Became Sally“ große Aufmerksamkeit, und stand an der Spitze mehrerer Bestsellerlisten von Amazon. Das Buch versprach eine ausgewogene Auseinandersetzung mit Fragen zur Geschlechtsidentität und der gesellschaftlichen Debatte rund um Transgender-Rechte. Kritiker warfen Anderson jedoch vor, eine konservative Agenda zu verfolgen und „transfeindliche“ Positionen zu vertreten.
Die Wiederaufnahme des Buches in den Amazon-Katalog verdeutlicht die anhaltende gesellschaftliche Debatte um Meinungsfreiheit, Zensur und die Grenzen dessen, was als Hassrede gilt.
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