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Kommentar um "5 vor 12": Der letzte Strohhalm

Mit Olaf Scholz als Kanzlerkandidat der SPD wehren sich die Schröderianer ein letztes Mal gegen das innerparteiliche linke Lager. Der Generationswechsel ist aber unabwendbar.
Olfa Scholz wird SPD-Kanzlerkandidat
Foto: Wolfgang Kumm (dpa) | Die Nominierung musste den innerparteilichen Gegner überfallen. Noch 2019 fiel Scholz bei der Mitgliederabstimmung als SPD-Chef durch.

Olaf Scholz ist der Kanzlerkandidat der SPD – und der letzte Strohhalm der Schröder-Generation, die rund 20 Jahre das politische Schicksal des Landes mitbestimmt hat. Sie führt einen Abwehrkampf gegen das links-utopische Lager innerhalb der Sozialdemokratie, das sich in der Opposition wohler fühlt als in der Regierung. Dass Saskia Esken als deren Wortführerin jüngst die Möglichkeit erwog, einen grünen Kanzler zu wählen, war nicht nur Beschwichtigung der eigenen Reihen. Noch nie wurde ein Kanzlerkandidat so früh so beschädigt. Kein SPD-Parteivorsitzender hätte jemals gesagt, er könne sich auch eine Wahl Adenauers, Kohls oder Merkels vorstellen.

Die Macht der Post-Schröderianer ist erodiert

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Die Macht der Post-Schröderianer ist erodiert. Die Nominierung musste daher den innerparteilichen Gegner überfallen. Noch 2019 fiel Scholz bei der Mitgliederabstimmung als SPD-Chef durch. Das Herz an der Basis schlägt links. Doch auch Eskens und Norbert Walter-Borjans haben sich als glücklose Insolvenzverwalter herausgestellt. Nach der Wahlnacht 2021 könnte nicht nur der Kopf von Scholz rollen. Juso-Chef Kevin Kühnert tritt als Bundestagskandidat an – und hat dem Berliner Bürgermeister Michael Müller seinen eigenen Wahlkreis abspenstig gemacht. Das sind deutliche Signale, wer in Zukunft die Zügel in der Hand hält. 

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