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Jesuit Hagenkord: Leidende nicht aus dem Blick verlieren

In der Debatte um die Seenotrettung im Mittelmeer würden alle über Italiens Innenminister Salvini sowie Helfer wie die deutsche Kapitänin Rackete reden. Dabei dürfe man nicht um sich selbst kreisen, sondern müsse die leidenden Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Debatte Seenotrettung im Mittelmeer
Foto: Olmo Calvo (AP) | Migranten auf einem Boot der Hilfsorganisation Mediterranea Saving Humans, während sie vor der Küste der italienischen Insel Lampedusa segeln.

Der Jesuitenpater Bernd Hagenkord kritisiert die aktuelle Debatte um den Umgang mit Migranten sowie die Seenotrettung im Mittelmeer. Es sei „ein bisschen skurril“, dass alle über den italienischen Innenminister Matteo Salvini redeten, sowie über Helfer wie die Kapitänin des deutschen Rettungsschiffes „Seawatch 3“, Carola Rackete. Dabei gerieten manchmal die Flüchtlinge aus dem Blick, so der Redaktionsleiter des katholischen Nachrichten-Senders „Vatican News“ im Gespräch mit dem Kölner Domradio. „Der Streit um Solidarität lässt uns ein bisschen um uns selber kreisen. Wir reden gar nicht mehr über die Menschen, die leiden“, bemängelt Hagenkord.

Franziskus greift nicht die Themen der großen Politiker auf

Das Vorgehen von Papst Franziskus, der gestern im Petersdom eine heilige Messe mit rund 250 ehemaligen Bootsflüchtlingen und Seenotrettern gefeiert hatte, lobt Hagenkord hingegen. Er feiere mit denen, „die leiden, die klein sind, die schwach sind und auch mit denen, die helfen“ gemeinsam. Dabei greife Franziskus nicht die Themen der großen Politiker auf. „Er macht nicht die Arbeit der Populisten, aber er klopft auch nicht denen auf die Schultern, die sagen: ,Wir Politiker sind toll, weil wir Leute aufnehmen.'“

Zudem betont der Jesuitenpater, dass Papst Franziskus so gut wie nie beurteile, ob sich die Lage für Migranten und Geflüchtete im Mittelmeer verändert habe. Vielmehr richte das Katholikenoberhaupt „den theologischen Blick auf die schwachen Menschen“. Es sei Teil seines Pontifikats, immer wieder zu betonen, dass man in den Schwächsten Jesus erblicke. „Dass wir das machen müssen, was Jesus getan hat.“

"Wenn man sich katholisch verhalten will,
man christlich sein will, dann muss
man sich Jesus zum Vorbild nehmen"
Jesuitenpater Bernd Hagenkord

Dies mache die Angelegenheit aber nicht weniger politisch, im Gegenteil: „Wenn man sich katholisch verhalten will, man christlich sein will, dann muss man sich Jesus zum Vorbild nehmen. Dann muss man auf Jesus hören“, so Hagenkord. Man müsse versuchen, das, was aus dem christlichen Glauben kommt, in die Welt zu übersetzen.

DT/mlu

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost.

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