Die Neuordnung im Nahen Osten schaffe neue Möglichkeiten, berge aber auch Gefahr aus dem Iran: „Die Situation bleibt deshalb für den Irak brandgefährlich“, resümierte der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz seine knapp einwöchige Reise in den Irak.
Die Schwächung der Hamas in den palästinensischen Gebieten, von Hisbollah im Libanon und der Sturz des Assad-Regimes in Syrien könne, so Bentz, eine wirkliche Chance für die Entwicklung des Iraks darstellen: „Das Land könnte aufgrund seiner Ölvorkommen prosperieren“, erklärte er am Freitag im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Mafiahafte Strukturen konkurrierender Milizen
Jedoch „droht der mafiahafte Zugriff zahlreicher untereinander konkurrierender Milizen jegliche Verbesserung im Keim zu ersticken“, erklärte der Erzbischof die Gefahren. Gerade in dieser Zeit könnte es der Iran darauf anlegen, „seinen Einfluss jetzt auf den Irak erst recht ausweiten“ zu wollen. Für den Irak, der auf der einen Seite die Demokratie lerne, „ist das ein mühevoller Weg“.
Besonders den Christen und jungen Menschen biete der Irak laut Bentz aktuell kaum eine Zukunftsperspektive: „Zwar kehren die Christen innerhalb des Landes in ihre angestammten Gebiete zurück. Wer aber einmal das Land Richtung Europa oder USA verlassen hat, kehrt nicht zurück“. Die Christen seien „dankbar für die wiedergewonnene Freiheit und einem Grundmaß an Sicherheit“, würden aber durch „neue Ängste aufgrund der Entwicklung in Syrien“ konfrontiert. Zuhause werde das Thema der Diaspora für sie immer wichtiger, was sich auch in „den extrem geringen Berufungszahlen“ widerspiegle.
Rechtsschutz für Christen und Jesiden einfordern
Den Ortsbischöfen zielen zuerst auf „institutionelle Absicherung und auch auf die politischen Rahmenbedingungen“, verdeutlichte Erzbischof Bentz. Damit würden sie versuchen, „Christen in der Gesellschaft gleiche Rechte zu ermöglichen, die sie auf der Grundlage der Verfassung haben“. Auf der Ebene der Kirchenleiter funktioniere „das Zusammenwirken dort besonders gut“, wo es auch persönlichen Kontakt geben. Unter den Gläubigen auch, weil sie sich zuerst als Christen verstehen würden und dann erst „als Angehörige einer der vielen Kirchen“, erklärte der Erzbischof.
Akut brauche es auch Rechtssicherung für die Volksgruppe der Jesiden, die besonders unter dem Terror der IS-Milizen gelitten hatten, so Bentz: „Deshalb ist es richtig, dass zuerst der Heilige Stuhl und dann auch die Bundesregierung diese Verbrechen als Genozid anerkannt haben.“ Auf dem Papier seien die Christen und andere Minderheiten mit gleichstehenden Rechten ausgestattet, diese müssten aber international eingefordert und umgesetzt werden, mahnte er. (DT/jmo)
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