Eine Rede wie eine Kleinanzeige: „Gesucht: Feindbild – Biete: Konzeptlosigkeit“. Sicher, holzen gehört zum Handwerk und der Politische Aschermittwoch ist sozusagen der Tag der Tage, an dem ein CSU-Chef beweisen kann, dass er der Meister in diesem Handwerk ist. Dass Markus Söder ein Pointenfeuerwek in Passau liefert, geschenkt – das gehört zur Inszenierung. Aber gerade indem er diese erwartete Inszenierung durchbricht, hätte Söder beweisen können, dass er auch staatsmännische Aura versprühen kann.
Aber die Versuchung war wohl zu groß: Die Grünen sind ja von ihrem Programm wie von ihrem Habitus her geradezu der ideale Stoff für eine bayerische Bierzelt-Rede. Und in normalen Zeiten wäre es auch kein Problem als CSU-Chef, rhetorisch kräftig gegen sie vom Leder zu ziehen. Wir leben aber in Zeiten, in denen die CSU und ihre große Schwester CDU gemeinsam mit der SPD genau diese Grünen im Bundestag brauchen, wenn sie ihre Finanzpläne durchkriegen wollen. Und das will Söder ja offenbar auch. Also, wäre hier nicht eher eine Charme-Offensive angebracht? Oder will er es vielleicht doch nicht?
Und da sind wir wieder beim Feindbild: Je klarer der politische Gegner steht und man ihn angreifen kann, desto leichter lässt sich die eigene Konzeptlosigkeit übertünchen. Nach dieser Methode scheint auch Markus Söder zu verfahren. Verbales Vertrimmen der Grünen – das hilft immer. Und vielleicht vergessen ja dann auch die in Sachen Sondervermögen und Schuldenbremse verunsicherten Anhänger zumindest für einen kurzen Augenblick, dass sie sich eigentlich seit Dienstagabend ziemlich über den Tisch gezogen fühlen. Man wird sehen, ob die Nebelkerzen, die Söder hier wirft, wirklich verfangen. Unterhaltsam kann es auch werden, zu beobachten, wie die Union in Berlin versuchen wird, die Wogen in Richtung Grüne zu glätten. Vielleicht mit weiteren Zugeständnissen? Und welche Nebelkerzen werden dann geworden? Der Politische Aschermittwoch der CSU ist so etwas wie ein schwarzes Bullerbü. Frei von den eigentlichen Problemen versetzt man sich in den rhetorischen Rausch. Das mag der Parteisoldaten-Seele gut tun. Aber mit Blick auf das künftige Agieren der Christ-Sozialen in einer Regierung gibt es keinen guten Vorgeschmack.
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