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DeSantis distanziert sich von Trump

Der frühere Präsident ist aber trotz seiner juristischen Probleme auf dem besten Weg, sich gegen die parteiinterne Konkurrenz durchzusetzen.
Wahlkampf in den USA - DeSantis in Iowa
Foto: Charles Krupa (AP) | Ron DeSantis, republikanischer Präsidentschaftskandidat und Gouverneur von Florida, während einer Wahlkampfveranstaltung. Erstmals hat er Trumps Narrativ von der gestohlenen Wahl deutlich zurückgewiesen.

Deutlicher hat sich Floridas Gouverneur Ron DeSantis wohl noch nie von Donald Trumps Narrativ distanziert, der Sieg bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen sei ihm 2020 gestohlen worden: "Derjenige, der seine Hand alle vier Jahre am 20. Januar auf die Bibel legt, ist der Gewinner", erklärte der 44-Jährige jüngst im Interview mit dem Sender "NBC" in Anspielung auf die traditionelle Vereidigung des US-Präsidenten. Und DeSantis, der 2024 gerne selbst für die Republikaner ins Weiße Haus einziehen würde, setzte noch einen drauf: Selbstverständlich habe Trump verloren. "Joe Biden ist der Präsident."

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Dass dies innerhalb der Republikanischen Partei, zumindest in den Trump zugeneigten Kreisen, doch nicht so ganz so selbstverständlich ist, weiß man spätestens seit dem 6. Januar 2021, als Anhänger des nicht scheiden wollenden Präsidenten das Kapitol stürmten. Auch DeSantis, bislang hinter Trump der aussichtsreichste, aber dennoch weit abgeschlagene Präsidentschaftsaspirant, nährte lange die Zweifel, die Trump und seine Getreuen rund um die Wahl 2020 säten. Nun ändert Floridas Gouverneur seinen Kurs. Denn die Wahlkampagne des konservativen "Woke"-Gegners aus dem Süden der USA will bislang einfach nicht zünden. Dass kürzlich auch noch ein Großspender drohte, den Geldhahn zuzudrehen, wenn DeSantis nicht moderater auftrete, bewog ihn zum Umdenken. Erstmals widersprach er Trump offen.

Trump soll sich gegen die Vereinigten Staaten verschworen haben

Und auch die dritte Anklage gegen den früheren Präsidenten, die der unabhängige Sonderermittler Jack Smith eine Woche zuvor erhoben hatte, dürfte DeSantis ins Grübeln gebracht haben. Darin geht es um Trumps Lügen rund um die verlorene Wahl, die schließlich im Kapitolsturm gipfelten. Smith wirft dem 77-Jährigen vor, sich an mehreren kriminellen Verschwörungen gegen die Vereinigten Staaten beteiligt zu haben: Zunächst mit seinen haltlosen Vorwürfen des Wahlbetrugs, später auch mit dem Versuch, in einigen Bundesstaaten falsche Wahlmänner einzusetzen, um damit die formale Bestätigung des offiziellen Ergebnisses zu verhindern. Damit habe Trump Millionen von Bürgern ihr in der Verfassung verbrieftes Wahlrecht vorenthalten. Auch seinen Vizepräsidenten Mike Pence habe er für seine sinisteren Zwecke einspannen wollen. Dieser weigerte sich jedoch, verfassungswidrig zu handeln.

Pence kandidiert nun selbst für die Republikaner. Anders als DeSantis distanzierte er sich immer wieder von Trump. So auch im Zuge der jüngsten Anklage gegen seinen vormaligen Chef: "Wer sich über die Verfassung stellt, sollte nie Präsident sein", betonte er. In Umfragen liegt er mit drei bis vier Prozent äußerst abgeschlagen hinter Trump und DeSantis. Von den übrigen Bewerbern, immerhin knapp ein Dutzend, hat kaum einer Chancen, Trump ernsthaft gefährlich zu werden. Am ehesten noch Tim Scott, Senator aus South Carolina, oder die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley. Damit ihr Stern noch einmal aufgeht, müsste aber einiges passieren.

Nur Geldnot könnte Trump gefährlich werden

Stand heute liegt Trump - trotz aller juristischen Streitigkeiten - auf Kurs. Seine Anhänger schweißt das Vorgehen der Justiz eher noch zusammen, sie sprechen von einer "Hexenjagd". Zudem scheint sich unter Amerikanern insgesamt ein Gewöhnungseffekt einzustellen, was die juristische Aufarbeitung von Trumps mutmaßlichem Fehlverhalten angeht. Zwar teilt gut die Hälfte der Bürger Erhebungen zufolge die Ansicht, Trump habe sich mit illegalen Mitteln im Amt halten wollen. Angesichts der schwerwiegenden Vorwürfe ist dies jedoch kein überwältigender Wert.

Trump wird nun versuchen, das weitere juristische Prozedere so lange wie möglich hinauszuzögern. Der nächste Gerichtstermin ist für Ende August angesetzt. Selbst im Falle eines Schuldspruchs dürfte er aber noch kandidieren. Gefährlicher könnte ihm etwas ganz Banales werden: Geldnot. Denn um das wackelige Konstrukt seiner Unschuld aufrechtzuerhalten, benötigt er eine ganze Armada von Anwälten - und die kosten. Berichten zufolge herrscht in Trumps Wahlkampfkassen allmählich ziemliche Ebbe. Man sollte aber nicht darauf wetten. Denn wenn er eines seit Jahren unter Beweis stellt, dann ist es das Talent, sich aller Widrigkeiten zum Trotz über Wasser zu halten.

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