Nach Ansicht des Frankfurter Amerikanisten Johannes Völz besteht weiterhin eine große Schnittmenge zwischen den Positionen des früheren US-Präsidenten Donald Trump und den Evangelikalen. Seit Trumps Sieg bei den Präsidentschaftswahlen vor acht Jahren hätten die Evangelikalen nicht nur ihren Frieden mit Trump gemacht. „Sie haben sich immer stärker hinter ihn gestellt und verehren ihn nun“, erklärt der Amerika-Experte, der eine Professur an der Frankfurter Goethe-Universität innehat, im Gespräch mit der „Tagespost“.
Die Einschätzung, der zufolge sich das Verhältnis zwischen Trump und der insbesondere im frühen Vorwahlstaat Iowa einflussreichen protestantischen Glaubensgemeinschaft zwischenzeitlich abgekühlt habe, teilt Völz nicht. „Richtig ist, dass es unter Evangelikalen – wie auch Katholiken – Kräfte gibt, die sagen: Die Beseitigung des faktischen nationalen Abtreibungsrechts durch den Supreme Court reicht uns nicht mehr – wir wollen nun ein nationales Abtreibungsverbot.“ Dagegen habe sich Trump recht deutlich positioniert – aus gutem Grund, so Völz: „Er weiß, dass dies eine unpopuläre Position ist, die ihm in der Mitte der Gesellschaft Stimmen kosten würde.“
Evangelikale sehen Trump als Verfolgten
Die Mehrheit der Evangelikalen sehe Trump jedoch als Verfolgten und sei der Meinung, in Amerika werde das gesamte Christentum verfolgt. „Dieses Gefühl, vom Regime und der Mehrheitsgesellschaft schikaniert und bedroht zu werden, ist vermutlich sogar der größte Kitt zwischen den Evangelikalen und Trump“, betont Völz. In beiden Fällen handele es sich allerdings „um ein reines Phantasma“.
Mit Blick auf den Auftakt der republikanischen Vorwahlen in Iowa am kommenden Montag erklärt Völz, es sei kaum davon auszugehen, dass Trump die Nominierung zu nehmen ist. In Iowa liege in er in Umfragen bei 50 Prozent. „Das ist mehr als Ron DeSantis und Nikki Haley, also seine engsten Verfolger, zusammen haben.“ Zwar sei es theoretisch denkbar, dass Trump doch noch seine Gerichtsverfahren einen Strich durch die Rechnung machten. „Aber ich halte das für äußerst unwahrscheinlich“, so Völz. DT/mlu
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