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Der „Schwarze Peter“ ist nun in Moskau

Der ukrainische Präsident hat seinen Crash-Kurs in Krisen-Diplomatie bestanden: Das Vertrauen ist weg, aber um das Überleben der Ukraine wird weiter gerungen.
Die Außenminister der Ukraine und der USA, Andrij Sybiha und Marco Rubio
Foto: IMAGO/Ukrainian Foreign Ministry (www.imago-images.de) | Selenskyj und seine Unterhändler stimmten sowohl den US-Vorschlägen für einen 30-tägigen Waffenstillstand als auch der amerikanischen Rohstoff-Erpressung zu. Nun liegt der Ball im Moskauer Feld.

Nicht einmal zwei Wochen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gebraucht, um einen diplomatischen Crash-Kurs mit Bravour zu absolvieren: Zum Eklat im Oval Office war es ja auch deshalb gekommen, weil Selenskyj damals noch in der Illusion lebte, die USA seien auf der Seite der Ukraine und damit des Völkerrechts, während Donald Trump sich – wohlwollend interpretiert – als Schiedsrichter und Mediator zwischen den „Kriegsparteien“ versteht, ohne sich um Details wie die Schuldfrage oder das Völkerrecht zu scheren. Deshalb redeten Selenskyj und das Duo Trump-Vance aneinander vorbei: Der Ukrainer flehte um Sicherheitsgarantien, die Amerikaner jedoch wollten einen schnellen und für Amerika ertragreichen Deal.

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Am Dienstag in Saudi-Arabien war alles anders: Der Schock, den das Einfrieren der amerikanischen Militär- und Geheimdiensthilfe ausgelöst hatte, war nicht ohne Wirkung geblieben. Mehr noch: Die Opfer des russischen Überfalls durchschauten die amerikanische Opfer-Täter-Umkehr, die den Ukrainern nun vorwarf, den Krieg gar nicht beenden zu wollen, und zugleich die russische Führung pries, die angeblich gesprächsbereit sei. In Kiew begriff man, dass man so nicht nur den Krieg verlieren würde, sondern auch die Deutungshoheit über seine Ursachen. Bei den ukrainisch-amerikanischen Verhandlungen in Saudi-Arabien musste deshalb ein Durchbruch am Ende stehen.

Trump muss zeigen, ob er ein Deal-Maker ist

Selenskyj und seine Unterhändler stimmten darum – wenig überraschend – sowohl den US-Vorschlägen für einen 30-tägigen Waffenstillstand als auch der amerikanischen Rohstoff-Erpressung zu. Das Vertrauen in die USA ist weg, aber man muss trotzdem überleben. Die Ukraine hat in dieser Situation ja nur mehr die Wahl, entweder entrechtet, verstümmelt, misshandelt und verraten zu überleben – oder unterzugehen. Ein diplomatischer Erfolg ist aber gelungen: Nun liegt es an der Trump-Administration, die russische Führung für ihren Waffenstillstandsplan zu gewinnen. Und der „Schwarze Peter“, den Kiew zehn Tage lang in Händen hielt, ist damit nach Moskau weitergereicht.

Nun muss der Kreml entscheiden, ob er sich auf das amerikanische Lockangebot einlässt und einen Deal mit Trump wagt – oder bei seiner bisherigen Haltung bleibt, die Angriffe bis zum Erreichen der russischen Maximalziele fortzuführen. Bisher nämlich hat Putin eine Waffenruhe oder Feuerpause stets klar abgelehnt, weil sie seinen Kriegszielen entgegensteht. Würde er den „Mediator“ Trump verärgern, wenn er sich nun nicht bewegt?

Noch größer ist die Herausforderung für Donald Trump: Er muss zeigen, dass er wenigstens im Kleinen ein Deal-Maker ist, denn wenn er Putin nicht einmal für einen 30-tägigen Waffenstillstand gewinnen kann, dann ganz gewiss nicht für einen dauerhaften, verlässlichen Frieden.

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