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CDU: Katholiken wollen eigenen Arbeitskreis

Ein Antrag zum CDU-Bundesparteitag fordert einen bundesweiten katholischen Arbeitskreis beschließen. Ein Interview mit Claudia Heber, der Vorsitzendes des Katholischen Arbeitskreises in Thüringen.
Katholischer Arbeitskreis CDU
Foto: stefan zeitz via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | "Ich hoffe, dass wir bis Morgen um 24 Uhr die erforderlichen 500 Stimmen auf der Mitgliederplattform der CDU erreichen, damit sich der Parteitag mit unserem Antrag befassen kann", so Claudia Heber.

In drei CDU-Landesverbänden gibt es aktive katholische Arbeitskreise: Sachsen, Thüringen und Niedersachsen. Jetzt wird erneut der Vorstoß unternommen, beim Bundesparteitag der CDU einen solchen Zusammenschluss auch auf der Bundesebene zu etablieren. Claudia Heber ist die Vorsitzende des Katholischen Arbeitskreises in Thüringen. Im Gespräch mit der Tagespost macht sie deutlich, warum sie katholische Themen in der CDU stärker betont sehen möchte.

Frau Heber, warum braucht die CDU einen Katholischen Arbeitskreis?

Damit die Katholiken in unserer Partei die gleichen Möglichkeiten zum Austausch haben, wie es die evangelischen CDU-Mitglieder schon seit langem kennen. Der Evangelische Arbeitskreis der Bundespartei wurde bereits 1952 gegründet. Das Ziel war es, in der von Katholiken dominierten Partei, die evangelische Stimme zu stärken. 

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Ein solches Forum an der Nahtstelle zwischen Kirche und Politik, das auch Gesprächspartner der Kirche sein kann, brauchen wir heute für unsere katholischen Mitglieder ebenso. Diese sind nämlich durchaus nicht mehr in der dominierenden Mehrheit. Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern ist dies festzustellen. Dort gibt es weniger als 20 Prozent Katholiken in der Partei. Deshalb brauchen wir einen solchen bundesweiten Zusammenschluss, weil es durchaus Themen gibt, die aus katholischer Sicht betrachtet, diskutiert und in die Partei eingebracht werden müssen. 

Braucht es dazu eine flächendeckende Struktur?

Dort wo sich katholische Mitglieder zusammenfinden wollen, sollte das möglich sein. Ein solches Angebot bietet aber auch noch weitere Vorteile. Als Vereinigung der Partei können dort auch Menschen engagiert sein, die nicht Parteimitglied sind. So kann es gelingen, Katholiken, die an einer werteorientierten Politik interessiert sind, zu gewinnen und sie in der Folge dann vielleicht von einer Mitgliedschaft zu überzeugen.

Gibt es überhaupt noch eine christliche Mehrheit in der CDU?

"Da es keinen Katholischen Arbeitskreis gibt,
gibt es tatsächlich auch nicht die Abfrage beim
Mitgliedschaftsantrag, ob jemand katholisch ist"

Ich gehe davon aus, aber ich weiß es nicht, weil das deutsche Datenschutzrecht eine Hürde aufbaut. Danach darf man nur Daten erheben, die tatsächlich erforderlich sind. Deshalb wird nur abgefragt, ob jemand evangelisch ist, da man ihn dann dem Evangelischen Arbeitskreis zuordnen kann. Da es keinen Katholischen Arbeitskreis gibt, gibt es tatsächlich auch nicht die Abfrage beim Mitgliedschaftsantrag, ob jemand katholisch ist.

Wie weit weg ist die CDU eigentlich heute inhaltlich vom „C“? Es gab ja zuletzt sogar den Vorstoß, das „C“ aus dem Parteinamen zu streichen

Ich glaube, das Thema ist jetzt abgeräumt. Mit der Grundwertecharta der CDU, die auf dem kommenden Parteitag verabschiedet werden soll, ist unsere Verbundenheit mit den christlichen Werten klargestellt. Es ist völlig in Ordnung, dass keine Vereinigung in der CDU das „C“ für sich allein beanspruchen soll. Es soll vielmehr verbindende Klammer für die gesamte Partei sein. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass es keine Vereinigungen innerhalb der Partei geben kann, die sich für spezielle Interessen bei der Auslegung des „C“ stark macht. Der Evangelische Arbeitskreis, der bisher Sonderorganisation ist, soll ja nach dem Willen des Bundesvorstands noch weiter aufgewertet und Bundesvereinigug werden. Gerade in einer Zeit, in der die Partei das „C“ zeitgemäß definieren möchte, bleibt es wichtig, darauf zu schauen. So begrüßenswert es ist, dass die evangelische Sicht gestärkt werden soll, bleibt es unverständlich, dass die katholische Sicht und das, was aus katholischer Sicht das Christsein ausmacht, weiterhin keine institutionalisierte Berücksichtigung findet. Dazu gehören unter anderem die katholische Soziallehre, der wir uns verpflichtet fühlen, wie auch das Thema Lebensschutz.

Ist „katholisch sein“ durch die aktuelle Verfassung der Katholischen Kirche inzwischen so belastet, dass die CDU diese Wurzel nicht mehr betonen will? 

"Ich nehme bei vielen Katholiken wahr, dass sie
aufgrund der aktuellen Situation auf Distanz
zu ihrer Kirche gehen. Das äußert sich auch
in vielen Austritten aus der Kirche"

Das glaube ich eher nicht. Ich nehme allerdings bei vielen Katholiken wahr, dass sie aufgrund der aktuellen Situation auf Distanz zu ihrer Kirche gehen. Das äußert sich auch in vielen Austritten aus der Kirche. Deshalb ist es umso wichtiger, auch in unserer Partei eine Plattform zu haben, in der die Katholiken, die sich der aktuellen Situation und der Verantwortung stellen, austauschen können. Gerade in solchen Krisenzeiten ist das wichtig. Es macht aber eben wenig Sinn in einem Ortsverband, in dem es nur wenige Katholiken gibt und deshalb brauchen wir ein solches Angebot für die Katholiken in unserer Partei auf allen Ebenen bis zur Bundesebene. Man sollte auch nicht immer nur den Blick auf Negatives und Fehlverhalten einzelner richten, sondern darauf schauen, was die Seelsorger vor Ort und ihre Mitarbeiter in den überwiegenden Fällen für gute und wichtige Arbeit leisten. Auch das braucht Anerkennung und Würdigung durch politische Gremien. So kann man dann der Katholischen Kirche auch aus der Partei heraus den Rücken stärken. Immerhin gehören die Katholiken noch zur größten Wählergruppe, die der CDU bei Wahlen ihre Stimmen geben. Bedauerlich ist es auch, dass Parteimitglieder, die letztlich durch ihre Mitgliedschaft in der CDU in Gremien der Katholischen Kirche tätig sind, keine Möglichkeit haben, ihr Engagement in der Partei rückzubinden. 

Wird Ihr Vorstoß dieses Mal gelingen?

Ich hoffe, dass wir bis Morgen um 24 Uhr die erforderlichen 500 Stimmen auf der Mitgliederplattform der CDU erreichen, damit sich der Parteitag mit unserem Antrag befassen kann. Ansonsten führen wir diesen Kampf gegen die Windmühlen jetzt bereits seit zehn Jahren. Selbst wenn es nicht klappen sollte, werden wir in unserem Engagement nicht nachlassen, eine anerkannte Vereinigung in der Parteistruktur zu werden.

 

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