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Bischof von Odessa: Putins „Lügengebäude“ stürzt ein

Nicht nur die ganze Welt verstehe nach der angekündigten Teilmobilmachung, was Putins Absicht sei, „sondern auch sein eigenes Land“, so Bischof Szyrokoradiuk.
Stanislaw Szyrokoradiuk, römisch-katholische Bischof von Odessa-Simferopol
Foto: Kathpress/Pernsteiner | Der römisch-katholische Bischof von Odessa-Simferopol, Stanislaw Szyrokoradiuk.

Der katholische Bischof von Odessa, Stanislaw Szyrokoradiuk, sieht nach der am Mittwoch angekündigten Teilmobilmachung der russischen Streitkräfte ein „Lügengebäude“ des Präsidenten Wladimir Putin zusammenstürzen. Im Gespräch mit der österreichischen Nachrichtenagentur „kathpress“ erklärte er am Donnerstag, nicht nur die ganze Welt verstehe nun klar, was Putins Absicht sei, „sondern auch sein eigenes Land“.

"Dieser Krieg ist ein Verbrechen"

Während man in Russland früher nur von einer Spezialoperation gesprochen habe, würden die Jugendlichen nun begreifen, „dass sie in einen Krieg ziehen müssen, und dass dieser Krieg ein Verbrechen ist“. Die Proteste in vielen russischen Städten würden zeigen, „dass etwas in Bewegung kommt“, so der Bischof der ukrainischen Metropole am Schwarzen Meer.

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Szyrokoradiuk befürchtet gleichzeitig nicht, dass die von Putin verbreiteten Lügen und Drohungen international Anklang finden würden: „Die Welt ist vorsichtig geworden, wenn Russlands Präsident glauben machen wollte, die jüngsten Raketenangriffe in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja, auf Elektrizitätswerke, Wohnblöcke oder Schulen seien vonseiten der Ukraine gekommen“, so der Bischof. Wörtlich nannte er Putin den „Terrorist aus Moskau“, der „alles kaputt gemacht hat“.

Ukraine muss vollständig von Besatzern befreit werden

Eine Chance auf Frieden zwischen Russland und der Ukraine sieht Szyrokoradiuk nur, wenn die Ukraine vollständig von den russischen Besatzern befreit sei. Sollte im Rahmen potenzieller Verhandlungen ein „Kompromiss“ erzielt werden und Russland Gebiete der Ukraine erhalten, etwa im Osten des Landes oder die Schwarzmeerinsel Krim, könne das keine dauerhafte Lösung sein. „Die jüngste Geschichte hat uns gezeigt, dass Russland dann wiederkommen und sich die restlichen Gebiete auch noch holen wird.“

Am Mittwoch hatte Russlands Präsident Putin in einer Fernsehansprache angekündigt, 300.000 Reservisten einzuberufen, um diese im Krieg gegen die Ukraine einsetzen zu können. Westliche Militärexperten zweifeln jedoch daran, dass Russland mit dem Schritt das Kriegsgeschehen auf absehbare Zeit zu seinen Gunsten verändern kann.  DT/mlu

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