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6.000 beim „Marsch für das Leben“ in München – Bischof Voderholzer dankt Teilnehmern

Mit guter Stimmung gingen Kinder wie Erwachsene beim fünften Marsch für das Leben durch München. Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer war mit dabei.
"Marsch fürs Leben" in München 2025
Foto: Eduard Pröls

Die Blaskapelle hört man schon aus dem U-Bahn-Schacht, wenn man die Rolltreppe zum Münchner Königsplatz hochfährt. Am Treppenabsatz stehen Polizisten. „Bis jetzt ist alles ruhig. Die Gegendemonstranten warten dahinten“, sagt der eine Beamte und deutet in Richtung Innenstadt. Mit 300 Kollegen ist er an diesem ersten Mai-Samstag im Einsatz, um den „Marsch für das Leben“ abzusichern. Die Sonne scheint, viele der Lebensschützer sind schon da. Insgesamt 6.000 Teilnehmer zählt der Veranstalter zu Beginn, die Münchener Polizei spricht am Ende von rund 2.200. Manche hatten längere Anreisen, zum Beispiel die Katholische Studentengemeinde aus Passau. Über ihren Köpfen wippen Schilder mit „Pro-Life-Sprüchen“ darauf. „Mutter werden – mehr Frau sein geht nicht“, steht auf einem. In der Menge stehen Kinderwagen und laufen Kleinkinder. Links von der Bühne gibt es einen Kinder-Schminktisch und eine Hüpfburg. „Es gibt kein besseres Symbol als lachende Kinder“, erklärt der junge Mann mit dem Mikrofon dazu, „darum haben wir die Hüpfburg aufgebaut!“ Dann werden Slogans eingeübt: „Lebensrecht für jedermann, Lebensschutz von Anfang an“, schallt es über den Platz.

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„Wir brauchen jede Stimme in Deutschland. Der Wind ist sehr rau geworden“, sagt Cornelia Kaminski, die Bundesvorsitzende von der „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA). Sie steht an ihrem Stand und verteilt Flyer. „Die Medien stellen uns unbegründet negativer dar als vorher. Darum sind solche Gelegenheiten, wo wir Graswurzelarbeit betreiben können, sehr wichtig.“ Neben ihr sind noch andere Organisationen vor Ort, unter anderem „Jugend für das Leben“, die „Stiftung Ja zum Leben“ und „Sundays for Life“. Eine Frau im Rollstuhl fährt vorbei. „Wenn wir für das Leben sind, müssen wir immer die Augen offenhalten. Schön, dass sie mitgekommen sind“, sagt ein Mann und hilft ihr kurzerhand, den Bordstein hoch zu kommen.

Je mehr Menschen, desto besser

Es ist 13 Uhr, damit hat der fünfte Münchner Marsch für das Leben nun offiziell begonnen. „Jeder Mensch ist jederzeit ein Geschenk“, fasst das Grußwort von Rainer Kardinal Woelki zusammen, warum der Verein „Stimme der Stillen“ den Protest gegen Abtreibung wieder organisiert hat. „Je mehr Menschen hier sind, desto größer wird das Zeichen. Darum bin ich gekommen“, sagt ein Medizinstudent aus München. „Wir machen uns stark für die Babys, die im Bauch sind und nicht sprechen können. Ich bin hier für die, die keine Stimme haben“, meint eine junge Theologin neben ihm, während sie das elf Monate alte Kind einer Freundin hin und her wiegt.

Auch der Passauer Bischof Stefan Oster und der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sandten ein Grußwort. Kristijan Aufiero, der Gründer und Geschäftsführer von „1000plus“, hält nun das Mikrofon. „Seit 50 Jahren verlieren wir eine Schlacht nach der anderen. Eine Familie zu gründen wird immer schwieriger. Kämpfen wir für den Lebensschutz!“, wendet er sich an die klatschenden Menschen. Danach erscheint ein Franziskaner der Erneuerung in grauem Gewand und mit Vollbart auf der Bühne. Es ist Pater Paulus-Maria Tautz, der selber aus einer Großfamilie stammt. „Jedes Leben, das Gott zugelassen hat, ist wertvoll. Aber nicht wir retten die Babys. Sondern die schwangeren Frauen“, sagt er. Auch er erntet Applaus – von den Auerbacher Schulschwestern, den Petrusbrüdern, den Passionisten und anderen Priestern und Ordensleuten, den Familien, den mit Freundesgruppen gekommenen jungen Menschen und den Rentnern. Sie alle stehen ein für das Lebensrecht Ungeborener. „Wir sind nicht gegen etwas, wir sind für etwas. Gelobt sei Jesus Christus“, schließt Pater Paulus-Maria.

Vorne Party, hinten beten

Dann kann es eigentlich losgehen. Die drei kühlschrankgroßen Musikboxen – geschoben von zwölf Freiwilligen – sind startbereit, ebenso das markante Banner, das ganz vorne am Zug die „Banner-Mädchen“ tragen. Doch der Weg ist versperrt. Am östlichen Ausgang steigt lila Rauch auf. Umstellt von einer Polizeistaffel sitzen und stehen dort Gegendemonstranten auf der Straße. Ein braunes Polizeipferd scheut, als ein Gegendemonstrant „Wir sind auch hier“ über den Platz brüllt. Statt also loszugehen, setzen die „Prolifer" ihre regen Gespräche und freudigen Wiedersehensgrüße fort. Die 30 Minuten Verzögerung können die gute Stimmung nicht trüben. Die Band spielt nun „Böhmischer Traum“, und übertönt damit Rufe wie „My body, my choice“ oder „Wir haben 2025 und nicht 1525“ aus dem anderen Lager.

„Im vorderen Teil des Zuges ist Musik und Party, hinten eher Stille. Dort kann man auch beten“, so die Ansage, als die „Banner-Mädchen“ sich dann tatsächlich langsam in Richtung Ausgang bewegen, und mit ihnen der ganze Zug. Über die Barer Straße und Schellingstraße geht es in Richtung Universitätskirche Sankt Ludwig. Fröhliche Gesichter überall, vorne singen Teilnehmer, hinten beten sie. „Viel Erfolg“, sagt freundlich eine Muslima, die an der Ampel am Zug vorbeikommt. An den Straßenrändern sitzen verstreut die empörten und wütenden Gegendemonstranten. Einer hält ein Schild mit „Euer Jesus würde bei uns mitlaufen“ hoch. Schwarze Strandkleider, Männer mit Perlenohrringen und Glitzerketten um den Hals – einige von ihnen zeigen den Mittelfinger. Die Demonstranten gehen friedlich weiter, auch, als immer wieder kleine Polizeitruppen mit Helmen unter den Armen alarmiert vorbeirennen. „Jetzt ist es wieder friedlich. Gerade kam die Gegendemo, da gab es großen Aufruhr“, sagt ein Bäcker an der Schellingstraße, während er einem Priester eine Breze verkauft.

Signale für das Leben

Es ist 16:35 Uhr, auch die letzten Teilnehmer sind wieder auf der Rasenfläche vom Königsplatz eingetroffen, wo die Sonne noch immer so grell scheint wie am Mittag. Das letzte Wort hat der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der heute in seiner Heimatstadt München dabei war. „Danke für dieses schöne Zeugnis für das Leben. Wir demonstrieren für etwas – und wenn wir irgendwo dagegen sind, dann höchstens gegen die Entsolidarisierung von den Schwächsten in der Gesellschaft“, sagt Bischof Voderholzer. „Danke! Vielleicht auch im Namen all derer, die sich noch nicht bedanken können, weil sie keine Stimme haben und vielleicht auch noch keinen Namen, aber die durch unser Zeugnis vielleicht doch noch eine Chance bekommen haben, weil den Eltern Mut gegeben worden ist, zum Leben zu stehen. Und es braucht diese Signale für das Leben. Danke für das Zeugnis. Danke für Ihr Kommen.“

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Am Rand haben sich ein paar Gegendemonstranten eingefunden. „Euer Jesus kommt nie wieder“, rufen sie laut. Die Demonstranten sind still. Der halbe Platz kniet, und Bischof Voderholzer segnet die Menge. „Ein herzliches Vergelt’s Gott auch an die Polizei. Wir sehen uns wieder am 18. April 2026! Bis zum nächsten Jahr. Oder für die, die es nicht abwarten können: Kommt im Oktober nach Voralberg“, sind die letzten Informationen, bevor – und das ist Tradition – die Bayernhymne erklingt.

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