Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Sexuelle Vielfalt

Leistet die „Sexualpädagogik der Vielfalt“ Prävention oder stellt sie eine Gefahr dar? 

Die umstrittene Pädagogik. die auf den Missbrauchstäter Helmut Kentler zurückgeht, dringt zunehmend in kirchliche Einrichtungen vor.
Auch in kirchliche Einrichtungen dringt die umstrittene "Pädagogik der sexuellen Vielfalt" vor
Foto: Henning Kaiser (dpa) | Auch in kirchliche Einrichtungen dringt die umstrittene "Pädagogik der sexuellen Vielfalt" vor, Symbolbild Kindergarten.

Im Bistum Limburg hat Bischof Georg Bätzing vor Kurzem sexualpädagogische Leitlinien für kirchliche Einrichtungen eingesetzt, die die „Sexualpädagogik der Vielfalt“ zum Standard in Einrichtungen des Bistums machen will. Eine Recherche zeigt, dass die Thesen dieser Sexualpädagogik bereits seit einiger Zeit in den sexualpädagogischen Konzepten katholischer Kindergärten vieler Bistümer verankert sind. Entsprechende Schulungen für das pädagogische Personal werden durch die Ordinariate organisiert. 

Lesen Sie auch:

Ein Täter als Lehrer

In einem Gastbeitrag zeichnet Hedwig von Beverfoerde den unheilvollen Weg nach, den die Thesen des pädosexuellen Missbrauchstäters Helmut Kentler über die „Sexualpädagogik der Vielfalt“ des Kentler-Schülers Uwe Sielert bis in die Schulen und Kindergärten der Bundesrepublik hinein genommen hat. „Sexualität kann nur erzogen werden, wenn etwas Sexuelles passiert“, lautet die Grundregel von Kentlers Sexualerziehung. Ende 2022 bestätigte sich, dass der populäre Sexualreformer selbst ein pädosexueller Missbrauchstäter gewesen war. Über den Kentler-Schüler Uwe Sielert gelangten Helmut Kentlers Thesen in die „Sexualpädagogik der Vielfalt“, die über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung an Schulen und Kindergärten verbreitet wird.

Um zu illustrieren, wie Uwe Sielert sich Sexualaufklärung vorstellt, zitiert Hedwig von Beverfoerde aus Sielerts Aufklärungsbuch „Lisa und Jan“. Dort heißt es: „Kinder brauchen die Möglichkeit, möglichst unzensierte Intimkontakte mit anderen Kindern aufzunehmen, wenn sie nicht auf die Eltern fixiert bleiben sollen. (…) Wissensvermittlung, die nicht an Erfahrung anknüpfen kann, bleibt unverständlich. (…) So müssen Mädchen etwas bewusster und öfter ermuntert werden, sich an der Klitoris zu streicheln, um sich selbst Lust machen zu können.“ Hedwig von Beverfoerde warnt davor, dass die Sexualpädagogik Kentlers und Sielerts Schamgrenzen einreiße, die einen wichtigen Schutz gegen Kindesmissbrauch darstellen.

Analyse der Aussagen

In einem weiteren Beitrag zum „Thema der Woche“ nimmt „Tagespost“-Redakteurin Franziska Harter zentrale Aussagen der „Sexualpädagogik der Vielfalt“ unter die Lupe, die sich auch in den sexualpädagogischen Konzepten kirchlicher Kindergärten wiederfinden. So hält beispielsweise die Behauptung, die „Sexualpädagogik der Vielfalt“ diene der Missbrauchsprävention, hält einer Überprüfung durch die Entwicklungspsychologie nicht stand. Auch die These von der Existenz einer kindlichen Sexualität entbehrt der empirischen Grundlage.

Im Gespräch räumt der Entwicklungspsychologe und Sexualberater Markus Hoffmann mit beliebten Thesen der „Sexualpädagogik der Vielfalt“ auf. In einem KiTa-Konzept aus dem Erzbistum Köln heißt es beispielsweise: „Das Zulassen von Selbstbefriedigung ist für den Aufbau der ‚Ich-Identität‘ und für ein gutes Körperbewusstsein des Kindes von großer Bedeutung.

Lesen Sie auch:

Ergebnisse der Bindungsforschung

Wer sein Kind hier schon ausbremst und ihm vermittelt, dass es sich ‚da unten‘ nicht berühren darf, kann großen Schaden anrichten.“ Aus zwei Gründen findet Markus Hoffmann dies bedenklich. „Wenn man Autosexualität – ein anderes Wort für Selbstbefriedigung –, also die Sexualität mit sich selbst unterstützt, dann wird im Kind ein Konzept von Sexualität gefördert, das von den Aspekten Geschlechtlichkeit, Partnerschaft und Familie getrennt ist.“ Die Sexualpädagogik der Vielfalt sagt aus, Selbstbefriedigung tröste das Kind über die Frustration des Bindungsverlusts hinweg, der mit der Autonomieentwicklung verbunden sei. Aus der Bindungsforschung wisse man aber im Gegenteil, dass Kinder Bindung brauchen, warnt der Entwicklungspsychologe Hoffmann: „Wenn man nun aber Selbstbefriedigung mit dem Argument fördert, man könne dadurch Bindungsfrustration beheben, dann fördert man eine Bindungslosigkeit beim Kind.“

Auch die bekannte Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Christa Meves warnt im Gespräch mit der „Tagespost“ vor den Auswirkungen der Sexualpädagogik der Vielfalt. Sie berichtet, in ihrer Praxis immer wieder mit den Schicksalen von vier- und fünfjährigen Kindern konfrontiert worden zu sein, die als „Doktorspiele“ getarnte sexuelle Übergriffe von Gleichaltrigen erleiden mussten und nachhaltige Traumata davontrugen. DT/fha

Katholischen Journalismus stärken

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!

Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:

Die Tagespost Stiftung-  Spenden

Das „Thema der Woche“ der kommenden Ausgabe beschäftigt sich mit dem Vordringen der „Sexualpädagogik der Vielfalt“ in kirchlichen Einrichtungen.

Themen & Autoren
Vorabmeldung Bistum Limburg Christa Meves Diözesen Erzbistum Köln Georg Bätzing Hedwig von Beverfoerde Kindesmissbrauch

Weitere Artikel

Die "Sexualpädagogik der Vielfalt", die heute Standard in  Schulen und Kindergärten ist, geht auf den Missbrauchstäter  Helmut Kentler zurück  .
14.04.2023, 07 Uhr
Hedwig von Beverfoerde
Der Einfluss Helmut Kentlers auf die Entstehung der „Emanzipativen Sexualpädagogik“ ist jetzt belegt. Bildungseinrichtungen und Fachverbände müssen nun reagieren.
28.02.2024, 11 Uhr
Franziska Harter
Das Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen muss bis Ende Juni repariert werden. 
30.03.2024, 17 Uhr
Heinrich Wullhorst

Kirche

Das römische Dokument „Dignitas infinita" lädt ein, aus der Fülle der Identität als Erben Christi zu leben, statt eigene Identitäten zu konstruieren. 
26.04.2024, 17 Uhr
Dorothea Schmidt
Die deutschen Bischöfe werden beim Synodalen Ausschuss wohl keine kirchenrechtskonforme Lösung finden. Das Mehrheitsprinzip eröffnet einen rechtsfreien Raum.
25.04.2024, 11 Uhr
Regina Einig