Nachdem das Bistum Limburg, wie zahlreiche andere Bistümer, für seine Mitarbeiter das sechste Gebot weitestgehend außer Kraft gesetzt hatte, wurde es dort nun für alle Gläubigen abgeschafft. Limburg zeigt, wie wenig man sich noch für Synodalen Weg interessiert. Die Agenda wird ohne Wenn und Aber schon jetzt durchgezogen. Konkret hat man vermeintlich moderne zehn Leitlinien herausgebracht, die dazu auffordern, in den Gemeinden jeden Menschen mit seiner Sexualität anzunehmen und wertzuschätzen. So weit, so gut.
Sünde gibt es nicht mehr
Problematisch wird es da, wo es faktisch keine Sünden gegen das sechste Gebot mehr gibt. Die Leitlinien stehen in weiten Teilen dezidiert gegen Schrift und Tradition. Wenn nämlich jede Form der gelebten Sexualität als Bereicherung empfunden werden soll, stellen sich sehr schnell Fragen nach den Grenzen und nach Möglichkeiten zur Manipulation. Das Projekt wird als Prävention gegen sexuellen Missbrauch verkauft. Sexueller Missbrauch ist jedoch gerade ein eklatanter Verstoß gegen die Sexualmoral der Kirche. Wie also eine Abschaffung selbiger den sexuellen Missbrauch verhindern oder ihm vorbeugen soll, ist mindestens so erklärungsbedürftig wie die Rede von systemischen Ursachen statt von persönlicher Schuld.
Höchst fragwürdig ist auch der Punkt, wo es um Sexualaufklärung von Jugendlichen geht. Keine Rede von Keuschheit oder ehelicher Treue, dafür seien Jugendliche zu begleiten „in ihrer Identitätsentwicklung, in Fragen von Aufklärung, Verhütung, ungewollter Schwangerschaften und der Vermeidung der Übertragung sexueller Krankheiten". Man braucht nicht allzu viel Phantasie um hier neben der Genderideologie die umstrittene Sexualpädagogik Kentelers zu erkennen. Die posthume Ohrfeige für den Heiligen Papst Johannes Paul II. ist nicht zu überhören. Dessen Theologie des Leibes ist dem Limburger Dezernat Kinder, Jugend und Familie nicht einmal eine Erwähnung wert.
Eine neue Lehre
Von jeder Seite der in Limburg herausgegeben Broschüre schreit dem Leser förmlich die zeitgeistige Revolte gegen christliche Anthropologie und katholische Sexualmoral entgegen. Die „Zehn Leitlinien“ stehen weder biblisch noch traditionell in irgendeiner kirchlichen Kontinuität. Sie folgen allein dem zeitgeistigen Postulat sexueller Diversität und Vielfalt. Da sie eine neue Lehre darstellen, kann gemäß der Erklärung des Heiligen Stuhls vom 21. Juli 2022 kein Gläubiger verpflichtet werden, die seltsamen Weisheiten dieser Broschüre anzunehmen. Das Papier stellt im Sinne der oben erwähnten Erklärung eindeutig eine Bedrohung der Einheit der Kirche dar und müsste sofort zurückgezogen werden.
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