Und der Papst ist auch schon da: Zu dem Zeitpunkt, wo viele den Vorhang endgültig zuziehen wollen, feiert der Vatikan Premiere. Während in den USA und Europa heftig darüber diskutiert wird, ob TikTok abgeschaltet werden soll, zeigte sich Papst Franziskus zum ersten Mal auf einem Video bei dem Kanal. In den 40 Sekunden blättert er in seiner gerade erschienenen Autobiographie „Hoffe“ und dankt seinem Co-Autoren Carlo Musso für die Unterstützung. Das war gewiss kein Zeichen der Solidarität in Richtung China, sondern eher ein zumindest zu diesem Zeitpunkt ungeschicktes PR-Manöver.
Derweil geht auch in Europa die Diskussion weiter. Springer-Chef Mathias Döpfner hat sich via „Bild-Zeitung“ zu Wort gemeldet. Er fordert ein TikTok-Verbot in Europa. Die Argumente, die er nennt, sind überzeugend: Erstens sei die App ein indirektes Instrument des chinesischen Geheimdienstes und nutze die Daten seiner Nutzer. Zweitens habe sich der Kanal immer mehr zu einem Propaganda-Instrument für Antisemitismus, russische Desinformation und rechtsextreme Hetze entwickelt. Nur in seinem dritten Punkt ist Döpfner mittlerweile von der Zeit überholt worden. Er lobte die USA für ihr Verbotsgesetz. Mittlerweile ist die App in den USA wieder online. Donald Trump erklärte, er wolle, dass ein US-Investor mit 50-prozentiger Beteiligung einsteige. Ein entsprechendes Dekret wolle er gleich nach seinem Amtsantritt unterschreiben. Dann solle es eine 90-Tage-Frist bis zum Abschluss eines mögliches Deals geben.
Man muss Döpfner für seine klaren Worte danken. Er beschreibt klar die Gefahr, die von TikTok für Europa und die USA ausgehen. Man muss sich nur fragen, warum dieses Problem nicht schon längst gelöst worden ist. Wie konnte man so lange diese chinesische Einflussnahme zulassen? Es ist zu hoffen, dass Trump mit seinen erratischen Entscheidungen nicht wieder alles zunichte macht.
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