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Häresie nach Art des Arianismus

Kardinal Gerhard Müller übt scharfe Kritik an der Weltsynode. Sie drohe die Lehre der katholischen Kirche zu untergraben.
Kardinal Müller kritisiert harsch  Vorgang und Inhalt der Weltsynode
Foto: Oliver Weiken (dpa) | „Der menschliche Intellekt will entscheiden, was wahr und was falsch ist“ statt sich an Christus zu halten, der „die eine Säule der geoffenbarten Wahrheit ist“, sagt Kardinal Müller.

Kardinal Gerhard Müller hat jüngst in einem Interview mit dem weltweiten katholischen Fernsehsender EWTN Vorgang und Inhalt der Weltsynode harsch kritisiert. Was hier versucht werde, sei das „Programm einer politischen Partei, die es je nach Wählerschaft ändern kann“. Das sei mit der katholischen Kirche nicht kompatibel, sondern habe die „feindliche Übernahme“ derselben zum Ziel, so der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation. Inhaltlich verglich der Kardinal die Weltsynode mit der Häresie des Arianismus sowie der „marxistischen Form der Wahrheitsfindung“, gegen die sich Katholiken wehren müssten.

Veränderungen in der Lehre der Kirche

Papst Franziskus hatte mit der 2021 ins Leben gerufenen Weltsynode katholische Laien, aber auch Nicht-Katholiken auf der ganzen Welt eingeladen, ihre Wünsche und Vorstellungen von und in der katholischen Kirche einzubringen. Die Beteiligung war mit einem bis zehn Prozent der Getauften weltweit äußerst gering, gibt aber die Richtung an. Der Fokus liegt, so Müller, auf einer „Selbstoffenbarung“, die auch hochrangige Synodalbeamte kritisch sähen und von drohenden Veränderungen in der Lehre und der Leitungsform der Kirche führen gesprochen hätten.

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Die konkreten Ziele haben der Generalreferent der Synode, Kardinal Jean-Claude Hollerich, und  der der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Mario Grech, der als liberal und pro-LGBT gilt und als Papstkandidat angesehen wird, auf den Punkt gebracht: Die katholische Lehre über die (Unauflöslichkeit der) Ehe sowie über homosexuelle Handlungen gehöre überarbeitet, die LGBT-Agenda und die Frauenordination etabliert. Außerdem solle die Kommunion an Geschiedene und Wiederverheiratete ausgeteilt werden dürfen. Zahlreiche Synodenberichte aus verschiedenen Ländern haben ebenfalls eine Revision der katholischen Lehre gefordert.

Der Heilige Geist wird instrumentalisiert

Während Grech in den Forderungen einen Wink des Heiligen Geistes sieht, weist Müller sie als "Häresie des Modernismus" zurück, in der die individuelle Erfahrung mit der objektiven Offenbarung Gottes gleichgesetzt werde und Gott als Wand herhalten müsse, auf der eigene Ideen projiziert würden. Inhaltlich habe die Synode „nichts mit Jesus Christus zu tun, mit dem dreieinigen Gott“. Die Lehre solle dem Programm einer politischen Partei weichen, die man „je nach Wählerschaft ändern kann". Das sei „wie die alten Irrlehren des Arianismus, als Arius nach seinen Vorstellungen dachte, was Gott tun kann und was nicht“, monierte der Kardinal. „Der menschliche Intellekt will entscheiden, was wahr und was falsch ist“ statt sich an Christus zu halten, der „die eine Säule der geoffenbarten Wahrheit ist“.

Müller erinnerte im EWTN-Interview daran, dass nicht der Mensch „Forderungen an Gott“ stellen dürfen, sondern dass Gott Wünsche an uns habe. Die Kirche müsse auf Gottes Wort hören und das Wort in die Tat umsetzen. Darum gehe es in der dogmatischen Konstitution Dei Verbum des Zweiten Vatikanischen Konzils. Der widerspreche „die Volksbefragung“ der Weltbischofssynode. Hier sei der Heilige Geist „nur eine Funktion, er wird nur instrumentalisiert“.

Offenbarung ist nicht veränderbar

Die Synodenführer „träumen von einer anderen Kirche, die nichts mit dem katholischen Glauben zu tun hat“ und wollten diesen Prozess missbrauchen, um die katholische Kirche zu verschieben, und zwar nicht nur in eine andere Richtung, sondern in die Zerstörung der katholischen Kirche“, als gehe es nur um „eine Theorie irgendeines Theologen“ und nicht um „die geoffenbarte Lehre der Kirche“, kritisierte der Kardinal.

Im Klartext: „Die Lehre der Apostel ist ein Spiegelbild und eine Manifestation der Offenbarung des Wortes Gottes. Wir müssen auf das Wort Gottes hören, aber in der Autorität der Heiligen Bibel, der apostolischen Überlieferung und des Lehramtes, und alle Konzilien haben zuvor gesagt, dass es nicht möglich ist, die einmal und für immer in Jesus Christus gegebene Offenbarung durch eine andere Offenbarung zu ersetzen.“ Die Offenbarung Gottes in Jesus Christus sei definitiv abgeschlossen und beendet. „Jeder, der das erste Semester Theologie studiert hat, weiß, dass die Kirche und die Autoritäten der Kirche die Offenbarung nicht ändern können“, so Kardinal Müller.  DT/dsc

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