Der Anspruch der Tradition wird auf dem Synodalen Weg faktisch unterlaufen, kommentiert Berthold Wald in einem Beitrag für die kommende „Welt&Kirche“-Beilage der „Tagespost“. Zu diesem Schluss kommt der emeritierte Professor für systematische Philosophie aufgrund seiner Analyse des Orientierungstextes, der sich mit den „Theologischen Grundlagen“ des Synodalen Weges befasst. Der Begriff der Tradition werde im Text offensichtlich bewusst inkohärent definiert, um den bestehenden Veränderungswillen nicht zu behindern.
Traditionsbruch statt Weiterentwicklung
Der Orientierungstext, der bereits auf der dritten Vollversammlung verabschiedet worden war, postuliere ein Maßnehmen an den Zeugnissen der heiligen Schrift und der lebendigen Tradition. Faktisch aber werde insbesondere die „Lebendigkeit“ dergestalt ausgelegt, dass die Tradition alle Bestimmtheit verliere. So könne behauptet werden, dass Reformen ein integraler Bestandteil von Traditionen seien, und Veränderlichkeit das Wesensmerkmal von Tradition überhaupt.
Demgegenüber, so Wald, gebe es eigentlich keine „Weiterentwicklung“ der Tradition, insofern damit der „sachliche Gehalt der Überlieferung“ gemeint sei. Da dieser Gehalt an eine reale göttliche Offenbarung gebunden sei, gehöre zur Tradition wesentlich die Unveränderlichkeit. Insofern sei beispielsweise eine „Öffnung der Ehe“ für homosexuelle Beziehungen auch keine Weiterentwicklung, sondern ein Traditionsbruch.
Was stattdessen tatsächlich Grund der Veränderlichkeit der Tradition sein kann, erfahren Sie im vollständigen Beitrag, der der nächsten Ausgabe der „Tagespost“ beiliegt.