Gut funktionierende Verbände sind wie Magneten: Sie ziehen an, sie stoßen nicht ab. Das müsste bei seiner langen Geschichte gerade der Kolpingverband wissen. Was an dessen neuester Stellungnahme besonders verstört, das ist zweierlei: Einmal wird im Grunde Selbstverständliches verkündet, nämlich dass jemand aus dem Verband ausgeschlossen wird, wenn er den Wertevorstellungen und Grundsätzen von Kolping widerspricht. Das wird aber einseitig nur auf AfD-Mitglieder bezogen.
Und damit hängt das zweite Ärgernis zusammen: Denn auf der anderen Seite gibt man sich nach links hin offen und sucht mit Personen, die die katholischen Vorstellungen zum Lebensschutz nicht teilen, mindestens den aktiven Dialog.
Die erfreuliche Feststellung des Verbandes in einer späteren Erläuterung gegenüber dieser Zeitung, man wolle nicht wie die Stasi agieren und nun Gesinnungsschnüffelei betreiben, weist eigentlich in die richtige Richtung. Sie muss nur nach links und nach rechts hin gelten. Solange auf inhaltlichem Diskursniveau miteinander gestritten wird, kann auch bei einem öffentlichen Forum eines katholischen Verbandes sowohl mit einem grünen Gegner des Paragraphen 218 wie mit einem AfD-Abgeordneten, der die traditionelle Familie verteidigt, gestritten werden.
Etwas anderes ist tatsächlich die Mitgliedschaft. Um bei dem Vergleich zu bleiben: Der AfD-Abgeordnete, der die traditionelle Familie verteidigt und sich auch sonst nicht öffentlich im Widerspruch zum Lehramt äußert, sollte bleiben können. Während der grüne Pro-Choice-Befürworter an einem entscheidenden Punkt, nämlich dem Schutz des ungeborenen Lebens, von der Lehre abweicht.
Solche Abweichungen von der Lehre, egal welcher politischer Hintergrund, können für einen katholischen Verband keine Bagatelle sein. Sonst ist er eben irgendwann nicht mehr katholisch. Aber diese Konsequenz muss dann gegenüber den Vertretern aller politischer Lager gezeigt werden.
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