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Vatikan Archivar: Pius XII. verdient Titel "Gerechter unter den Völkern"

Papst Pius XII. ist wegen seinem Umgang mit dem Holocaust ein vieldiskutierter Papst. Nun spricht sich ein Vatikan-Archivar dafür aus, ihn an einer Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem zu ehren.
Papst Pius XII Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli
Foto: imago stock&people (imago stock&people) | Papst Pius XII. ist wegen seiner Haltung zur Schoah ein viel umstrittener Papst. Der Vatikan-Archivar Johan Ickx sieht ihn aber auf der gleichen Ebene mit Judenrettern wie Oskar Schindler. Das Foto entstand im Jahr 1935.

Der wegen seinem Umgang mit der Schoah viel umstrittene Papst Pius XII. steht laut dem Vatikan-Archivar Johan Ickx auf der gleichen Stufe mit Judenrettern wie Oskar Schindler (1908-1974). Deswegen könne die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem Pius XII. auch guten Gewissens als "Gerechten unter den Völkern" ehren, so Ickx, Leiter des Archivs für die auswärtigen Beziehungen des Staatssekretariats, gegenüber der italienischen Zeitschrift "Famiglia Cristiana".

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Heiliger Stuhl wollte so viele Menschenleben wie möglich retten

Ickx bezog sich damit auf historische Akten des Staatssekretariats, die rund 2.800 Hilfeersuchen an den damaligen Papst von schätzungsweise insgesamt 4.800 Personen enthalten. Die Dokumente wurden nach den Worten von Ickx von vornherein  unter dem Schlagwort "Juden" angelegt – normalerweise werden Dossiers unter Ländernamen geführt.

Johan Ickx
Foto: Ã ©Alessia Giuliani/CPP / IPA via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Leiter des Archivs für die auswärtigen Beziehungen des Staatssekretariats, Johan Ickx

Der Archivar bekräftigte, dass der Heilige Stuhl beständig und aktiv durch das Staatssekretariat Mittel und Wege gesucht habe, um "so viele Menschenleben wie möglich zu retten". Dabei habe sich der Heilige Stuhl verständlicherweise mit der "Unparteilichkeit und diplomatischen Vorsicht" des Vatikan verbinden müssen. Zu behaupten, dass Pius XII. und der Vatikan aufseiten der Deutschen gestanden hätten, sei aber falsch.

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Kritik für frühzeitige Veröffentlichung einzelner Dokumente

Außerdem zeige der Vatikan im Umgang mit den Akten bezüglich der Schoah größte Transparenz, betonte Ickx. So seien sämtliche Dokumente des Pontifikats von Pius XII. aus dem Zeitraum von 1939 bis 1948 digitalisiert und zugänglich. Der Oberrabbiner von Rom, Riccardo Di Segni, hatte im März 2020 eine frühere Veröffentlichung einzelner Kuriendokumente als „Sensationalismus“ kritisiert. So sei bekannt, dass der Vatikan nichts unternommen habe, um einen Zug mit 28 Waggons zu stoppen, mit dem 1.022 Juden aus Rom deportiert wurden.  DT/vwe

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