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Österreichs Bischöfe sind enttäuscht von Rom

Kardinal Christoph Schönborn ist „nicht glücklich“ über das vatikanische Nein zur Segnung homosexueller Partnerschaften.
Österreichische Bischöfe zu Responsum der Glaubenskongregation
Foto: Georg Hochmuth (APA) | Kardinal Schönborn betonte auch, dass „hinter dem Anliegen dieser römischen Erklärung auch ein positives Anliegen gefunden werden kann“, nämlich die Wertschätzung der sakramentalen Ehe.

Eine Mehrheit der österreichischen Diözesanbischöfe hat sich mittlerweile enttäuscht geäußert über das „Nein“ der vatikanischen Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Partnerschaften. Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, meint im Interview mit den kircheneigenen Medien „Der Sonntag“ und „Kathpress“, er sei „nicht glücklich über diese Erklärung der Glaubenskongregation“. Medial sei nur das „Nein“ zum Segen rübergekommen. Viele „gleichgeschlechtlich Empfindende und Lebende“ seien „gerade in dieser Frage besonders sensibel“, denn sie wollten „die Kirche als Mutter sehen und deshalb hat die Erklärung viele so besonders schmerzlich getroffen, weil sie das Empfinden haben, sie werden von der Kirche abgelehnt“, so Schönborn.

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Der Wiener Kardinal betont zugleich, dass „hinter dem Anliegen dieser römischen Erklärung auch ein positives Anliegen gefunden werden kann“, nämlich die Wertschätzung der sakramentalen Ehe. Es sei das Anliegen der Glaubenskongregation, „dass durch eine Segnungsfeier nicht der Eindruck entsteht, dass hier eine sakramentale Ehe geschlossen wird“. Das Ja zur Familie müsse kein Nein zu anderen Formen bedeuten, meint Schönborn. Und weiter: „Wenn die Bitte um den Segen keine Show ist, also nicht nur eine Art Krönung von einem äußerlichen Ritual, wenn die Bitte um den Segen ehrlich ist, es wirklich die Bitte um den Segen Gottes für einen Lebensweg ist, den zwei Menschen, in welcher Situation auch immer, zu gehen versuchen, dann wird man ihnen diesen Segen nicht verweigern.“

Zuvor hatte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, gemeint: „Wenn in gleichgeschlechtlichen Beziehungen Werte wie Liebe, Freundschaft, Fürsorge oder Verantwortung gelebt werden, verdient das Respekt und ein positives Echo der Kirche. Dass hier durch die Kirche keine rituelle Begleitung möglich ist, fällt schwer zu glauben.“ Für die katholische Kirche sei die Ehe zwischen Mann und Frau jedoch die „Idealgestalt“ des Zusammenlebens. „In gleichgeschlechtlichen Partnerschaften können zwar einige, aber nicht alle Dimensionen der Ehe gelebt werden“, so Lackner. Mit Blick auf den innerkirchlichen Diskurs mahnte der Salzburger Erzbischof zur Besonnenheit.

Der in der Österreichischen Bischofskonferenz für Ehe und Familie zuständige Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler sagte, das Schreiben der Glaubenskongregation sei „eine Enttäuschung für alle, die sich ein deutlicheres Zeichen der Akzeptanz von homosexuellen Paaren erhofft haben“. Enttäuscht äußerten sich zur vatikanischen Klarstellung auch die Diözesanbischöfe Wilhelm Krautwaschl (Graz-Seckau), Benno Elbs (Feldkirch), Manfred Scheuer (Linz) und Josef Marketz (Gurk-Klagenfurt).  DT/sba

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