Wie die französische Tageszeitung "Le Figaro" berichtet, haben am Montag während der mündlichen Verhandlungen des Strafprozesses, der sich mit dem Attentat an Pater Jacques Hamel in Saint-Étienne-du-Rouvray befasst, die Opferanwälte ihre Plädoyers gehalten. Die Pariser Staatsanwaltschaft forderte „relativ milde Strafen“ für die drei angeklagten Hintermänner des islamistischen Anschlags. Dem Blatt zufolge habe Méhana Mouhou, der Anwalt des bei dem Attentat auf Pater Hamel schwerverletzten Guy Coponet, an die Worte des 1993 von Islamisten erschossenen algerischen Linksintellektuellen und Journalisten Tahar Djaout erinnert, der kurz vor seiner Ermordung sagte: „Wenn du redest, stirbst du. Wenn du nicht redest, stirbst du auch. Also sprich und stirb“.
Das Böse abgewehrt
Von seinen Peinigern misshandelt und schließlich durch Messerstiche getötet, habe sich Pater Hamel entschieden, angesichts des Todes und seines Mörders ebenfalls zu „sprechen“. „Er hatte Angst“, erinnert die Anwältin des Erzbistums Rouen und des Erzbischofs Lebrun, Catherine Fabre: „Aber als er sagte ‚Weiche, Satan‘, hat er nicht gejammert, er ist nicht in Panik verfallen, er hat das Böse abgewehrt, er befand sich in einem anderen Kampf“. Das Gedenken an den Journalisten Djaout habe zudem unterstrichen, dass dem Tod von Pater Hamel so viele weitere vorangegangen waren, insbesondere der Tod so vieler Ordensleute in Algerien, während wir, wie Anwalt Mouhou bemerkt, „weggeschaut und den politischen Islam in die Köpfe (der jungen Generationen) hineingelassen haben“.
Verdrehungen
Anwalt Christian Saint Palais, der Vertreter der Schwestern von Pater Hamel, habe laut Figaro den drei Männern auf der Anklagebank entgegengerufen: „Sie haben Ihre Fragilität angeführt. Pater Hamel hatte ebenfalls einen schwierigen Werdegang hinter sich, und er musste in dem gleichen Alter wie Sie Entscheidungen treffen. Doch dies hat ihn nicht daran gehindert, jederzeit das Licht zu suchen.“
Denn die drei Angeklagten hätten den Mord verhindern können, wenn sie den Attentäter Adel Kermiche und seinen Komplizen Abdel-Malik Petitjean bei der Polizei angezeigt hätten. Éric Morain, der Anwalt der Opfervereinigung FENVAC (Fédération nationale des victimes d’attentats et d’accidents collectifs), habe während des Prozesses bemerkt, dass die Angeklagten „nicht überzeugt haben… Schlimmer noch, sie haben enttäuscht“, durch eine „Verdrehung der Dinge“. Nach den Worten der Anwältin des Neffen von Pater Hamel hätten sie „ihren Beitrag zur terroristischen Tat (von Kermiche und Petitjean) geleistet“.
Milde Strafen gefordert
Auch wenn alle drei Männer ein ähnliches Profil aufwiesen – „Schulversagen, Unreife und Verlust sozialer Kontakte“ – sei „das Leben für keinen Menschen einfach“, wie Anwalt Saint-Palais betonte. Doch angesichts der Schwierigkeiten und im Gegensatz zu Pater Hamel hätten sie sich für den Tod entschieden. Am Montag forderte die Staatsanwaltschaft „relativ milde Strafen“, wie der Figaro bemerkt: „14 Jahre (davon zwei Drittel Sicherheitsverwahrung) für Jean-Philippe Steven Jean-Louis, 9 Jahre (davon zwei Drittel Sicherheitsverwahrung) für Farid Khelli sowie 7 Jahre für Yassine Sebaihia“. Das Urteil wird für Mittwoch erwartet. DT/ks
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