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Leo XIV. ruft die Gläubigen zum Rosenkranzgebet auf

Im Oktober soll täglich für den Frieden gebetet werden, bittet der Pontifex. In seiner Katechese zum Karsamstag spricht er zum Abstieg Christi in die Unterwelt als Erlösungswerk.
Leo XIV.
Foto: Imago/ZUMA Press | An diesem Mittwoch geht es in der Katechese des Papstes um das Geheimnis des Karsamstags.

Bei seiner mittwöchlichen Generalaudienz hat Papst Leo XIV. die Gläubigen aufgerufen, im Oktober täglich den Rosenkranz für den Frieden in der Welt zu beten. Die Vatikanangestellten rief der Pontifex dazu auf, täglich um 19 Uhr im Petersdom zum Rosenkranz zu kommen. Am 11. Oktober, dem Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, wird der Papst zudem um 18 Uhr bei einem großen öffentlichen Rosenkranzgebet dabei sein.

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Im folgenden dokumentieren wir die Katechese bei der heutigen Generalaudienz von Papst Leo XIV:

Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen! Auch heute beschäftigen wir uns mit dem Geheimnis des Karsamstags. Es ist der Tag des Ostergeheimnisses, an dem alles still und ruhig zu sein scheint, während in Wirklichkeit ein unsichtbares Heilswerk vollbracht wird: Christus steigt hinab in das Reich der Toten, um allen, die in der Finsternis und im Schatten des Todes waren, die Botschaft der Auferstehung zu verkünden.

Dieses Ereignis, das uns die Liturgie und die Tradition überliefert haben, stellt die tiefste und radikalste Geste der Liebe Gottes zur Menschheit dar. Es reicht nämlich nicht aus, zu sagen oder zu glauben, dass Jesus für uns gestorben ist: Wir müssen erkennen, dass die Treue seiner Liebe uns dort suchen wollte, wo wir uns selbst verloren hatten, dort, wo nur die Kraft eines Lichts vordringen kann, das fähig ist, die Herrschaft der Finsternis zu durchdringen.

„Christus erreicht uns auch im Abgrund“

Die Unterwelt ist nach biblischer Vorstellung weniger ein Ort als vielmehr ein existenzieller Zustand: ein Zustand, in dem das Leben entkräftet ist und Schmerz, Einsamkeit, Schuld und Trennung von Gott und den Mitmenschen herrschen. Christus erreicht uns auch in diesem Abgrund, indem er die Tore dieses Reiches der Finsternis durchschreitet. Er betritt sozusagen das Haus des Todes selbst, um es zu leeren, um seine Bewohner zu befreien, indem er sie einen nach dem anderen an der Hand nimmt. Es ist die Demut eines Gottes, der vor unserer Sünde nicht zurückschreckt, der sich nicht vor der extremen Ablehnung des Menschen fürchtet.

Der Apostel Petrus sagt uns in dem kurzen Abschnitt aus seinem ersten Brief, den wir heute gehört haben, dass Jesus, der im Heiligen Geist lebendig gemacht wurde, „auch den Geistern, die im Gefängnis waren“ (1 Petr 3,19) die Botschaft der Erlösung verkündete. Es ist eines der bewegendsten Bilder, das nicht in den kanonischen Evangelien, sondern in einem apokryphen Text namens Evangelium des Nikodemus entwickelt wird. Dieser Überlieferung zufolge drang der Sohn Gottes in die tiefste Finsternis vor, um auch die letzten seiner Brüder und Schwestern zu erreichen und auch dorthin sein Licht zu bringen. In dieser Geste liegen die ganze Kraft und Zärtlichkeit der österlichen Botschaft: Der Tod hat niemals das letzte Wort.

Meine Lieben, dieser Abstieg Christi betrifft nicht nur die Vergangenheit, sondern berührt das Leben eines jeden von uns. Die Unterwelt ist nicht nur der Zustand jener, die gestorben sind, sondern auch derer, die aufgrund des Bösen und der Sünde den Tod erleben. Es ist auch die tägliche Hölle der Einsamkeit, der Scham, der Verlassenheit, der Mühen des Lebens. Christus tritt in all diese dunklen Realitäten ein, um uns die Liebe des Vaters zu bezeugen. Nicht um zu richten, sondern um zu befreien. Nicht um Schuld zuzuweisen, sondern um zu retten. Er tut dies ohne Aufsehen, auf Zehenspitzen, wie jemand, der ein Krankenzimmer betritt, um Trost und Hilfe zu spenden.

Die Kirchenväter haben diesen Moment auf Seiten von außergewöhnlicher Schönheit als eine Begegnung beschrieben: die Begegnung zwischen Christus und Adam. Eine Begegnung, die ein Symbol für alle möglichen Begegnungen zwischen Gott und dem Menschen ist. Der Herr steigt hinab, wo sich der Mensch aus Angst versteckt hat, ruft ihn beim Namen, nimmt ihn bei der Hand, richtet ihn auf und bringt ihn zurück ins Licht. Er tut dies mit voller Autorität, aber auch mit unendlicher Sanftmut, wie ein Vater mit seinem Sohn, der befürchtet, nicht mehr geliebt zu werden.

In den östlichen Ikonen der Auferstehung wird Christus dargestellt, wie er die Tore der Unterwelt aufbricht und mit ausgestreckten Armen Adam und Eva an den Handgelenken ergreift. Er rettet nicht nur sich selbst, er kehrt nicht allein zum Leben zurück, sondern zieht die ganze Menschheit mit sich. Das ist die wahre Herrlichkeit des Auferstandenen: Es ist die Kraft der Liebe, es ist die Solidarität eines Gottes, der sich nicht ohne uns retten will, sondern nur mit uns. Ein Gott, der nicht aufersteht, ohne unser Elend zu umarmen und uns im Hinblick auf ein neues Leben zu erheben.

Der Karsamstag ist also der Tag, an dem der Himmel der Erde am nächsten kommt. Es ist die Zeit, in der jeder Winkel der Menschheitsgeschichte vom Licht von Ostern berührt wird. Und wenn Christus bis dorthin hinabsteigen konnte, kann nichts von seiner Erlösung ausgeschlossen werden. Nicht einmal unsere Nächte, nicht einmal unsere älteste Schuld, nicht einmal unsere zerbrochenen Bindungen. Es gibt keine Vergangenheit, die so ruiniert ist, keine Geschichte, die so kompromittiert ist, dass sie nicht von der Barmherzigkeit berührt werden könnte.

Liebe Brüder und Schwestern, für Gott ist das Hinabsteigen keine Niederlage, sondern die Erfüllung seiner Liebe. Es ist kein Scheitern, sondern der Weg, auf dem er zeigt, dass kein Ort zu weit entfernt, kein Herz zu verschlossen, kein Grab zu versiegelt ist für seine Liebe. Das tröstet uns, das stärkt uns. Und wenn wir manchmal das Gefühl haben, den Tiefpunkt erreicht zu haben, denken wir daran: Das ist der Ort, an dem Gott eine neue Schöpfung beginnen kann. Eine Schöpfung aus wiederaufgerichteten Menschen, aus vergebenen Herzen, aus getrockneten Tränen. Der Karsamstag ist die stille Umarmung, mit der Christus die ganze Schöpfung dem Vater darbringt, um sie wieder in seinen Heilsplan einzufügen.

Deutsche Übersetzung von Vatican Media.

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