Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar zum jüngsten Papstbrief

Franziskus bekennt Farbe

Der Papst hat den deutschen Sonderweg durchschaut. Es ist immer wahrscheinlicher, dass er auch Konsequenzen zieht.
Papst Franziskus in Sorge wegen Synodalem Ausschuss
Foto: IMAGO/Stefano Costantino (www.imago-images.de) | Franziskus verfolgt den Weg einer Mehrheit der deutschen Bischöfe ins Schisma sehr genau.

Der jetzt veröffentlichte Brief des Papstes an die vier ehemaligen Synodalen Gerl-Falkovitz, Schlosser, Schmidt und Westerhorstmann ist ein weiterer Beleg dafür, dass man in Rom den Weg einer Mehrheit der deutschen Bischöfe ins Schisma sehr genau verfolgt. Und nicht nur irgendwelche zuständigen Stellen der Römischen Kurie. Sondern Franziskus selber.

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Er sei besorgt „über die inzwischen zahlreichen konkreten Schritte“, mit denen sich große Teile der deutschen Ortskirche „immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen“, schreibt der Papst und nennt ganz explizit die neulich erfolgte „Konstituierung des Synodalen Ausschusses“, den die nächste Vollversammlung der Bischofskonferenzen Anfang kommenden Jahres absegnen soll. Die wird vom 19. bis 22. Februar in Augsburg tagen. Also kennt man jetzt den Zeitraum, in dem die Würfel fallen.

Kein Plan B?

Mehrere deutsche Bischöfe, unter ihnen Georg Bätzing, Felix Genn und Franz-Josef Overbeck, haben im Oktober im Vatikan mit den Händen greifen und mit den Augen sehen können, wie sich der Papst synodale Reformen vorstellt. Es hat nichts genutzt. Zwei Kriege, eine wirtschaftliche Depression und Phänomene wie Flüchtlingsnot, Antisemitismus oder der zur Debatte stehende Schutz der Ungeborenen wühlen auch die Katholiken auf. Aber die Pressure-Group des Synodalen Wegs will mit dem Kopf durch die Wand. Wie Luther. Auch der hatte keinen Plan B, wie die „Tagespost“ schon im Januar geschrieben hat. Damals hieß es nur: Ich oder die Kirchenspaltung. Schreckliche Glaubenskriege waren die Folge.

Limburg ist nicht Wittenberg

Aber Limburg ist nicht Wittenberg und von der Präsidentin des katholischen Zentralkomitees weiß man auch nicht viel mehr, als dass sie Möglichkeiten für flächendeckende Abtreibungen in Deutschland wünscht. Der Vatikan will mit den deutschen Bischöfen Gespräche führen – vor allem über die Texte des Synodalen Wegs, die weltkirchlich nicht kompatibel sind.

Brief des Papstes an vier ehemalige Mitglieder der Synodalversammlung
Foto: Screenshot Website "Die Welt" | Der Brief des Papstes an vier ehemalige Mitglieder der Synodalversammlung ist auf den 10. November datiert - der Tag, an dem sich der Synodale Ausschuss erstmals konstituiert hatte.

Damals, zur Zeit Luthers, hat Rom „gepennt“, die Gefahr im Norden nicht richtig oder erst viel zu spät richtig einzuordnen gewusst. Mit seinem jüngsten Schreiben macht Papst Franziskus deutlich, dass man den deutschen Sonderweg diesmal richtig einzuschätzen weiß. Die schweigende Mehrheit der deutschen Bischöfe und Weihbischöfe sollte jetzt ein eindeutiges Bekenntnis dafür ablegen, in Einheit mit dem Papst und dem Weltepiskopat zu stehen, und sich nicht weiter dem Druck der Kirchenfunktionäre im eigenen Haus beugen.

Synodal oder katastrophal

Für die Kirche in Deutschland ist es von schicksalhafter Bedeutung, was jetzt notgedrungener Weise in den kommenden drei Monaten geschehen wird: Der Synodale Weg, der vielleicht gut gemeint war, hatte von Anfang an die Weichen falsch gestellt und ist auf einem Abstellgleis gelandet. Entweder kracht er bald über den Prellbock hinaus und richtet eine Katastrophe an – oder er kommt rechtzeitig zum Stehen. Damit man auf synodale Weise über die notwendigen Reformen in der Kirche reden kann.

Der Vatikan hat den deutschen Bischöfen die Hand zu einem strukturierten Gespräch geboten, das das, was vom Synodalen Weg übrig geblieben ist, zurück in den Strom der weltkirchlichen Überlegungen führen soll, die sich zwischen den Bischofssynoden vom Oktober 2023 und Oktober 2024 genau mit dem beschäftigen, was auch deutschen Katholiken auf den Nägeln brennt. Aber nur gemeinsam kann man die Kirche wieder anziehend machen – katholisch, weltumfassend, nicht aber auf einem deutschen Sonderweg. 

Lesen Sie weitere Hintergründe zur erneuten Kritik des Papstes am Synodalen Ausschuss in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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