Der erste Text, der bei der fünften Synodalversammlung des Synodalen Wegs am Donnerstag in zweiter Lesung zur Abstimmung vorlag - Grundlagentext „Priesterliche Existenz heute“ - ist angenommen worden.
Insgesamt 166 Synodale (88,77 Prozent) stimmten für das Papier, 21 dagegen; 14 Mitglieder enthielten sich. Von den Bischöfen stimmten 40 dafür (76,92 Prozent), 12 dagegen, weitere 7 Bischöfe enthielten sich. Die zur Annahme des Textes benötige Zweidrittel-Mehrheit der Bischöfe wurde somit erreicht.
Zu wenig "Ermutigung zu einem Leben in Heiligkeit"
Vor der Abstimmung äußerte sich Prälat Peter Neher in der Generaldebatte positiv zu dem Text. Die Vorlage mache deutlich, dass es sinnvoll sei, diese Debatte zu führen. Auch im Hinblick auf die Geschlechtergerechtigkeit könne der priesterliche Dienst „unmöglich so weitergehen“. Margit Eckholt plädierte ebenfalls für eine Annahme des Textes. Die Volk Gottes-Theologie müsse weiterentwickelt werden. Es gebe eine gemeinschaftliche Christus-Repräsentanz der Priester und des Volkes Gottes.
Volker Sehy erklärte, dass er sich – auch im Namen seiner Mitbrüder im Bistum Speyer – schwer tue, dem Text zuzustimmen, da er zu wenig „Ermutigung zu einem Leben in Heiligkeit“ enthalte. Auch Erzbischof Heiner Koch äußerte sich kritisch zu dem Grundtext. Er betonte unter anderem, es sei bedauernswert, dass die Priesteramtskandidaten, welche in Zukunft von diesem Text betroffen seien, nicht in diesem Forum präsent seien.
Vor der finalen Abstimmung wurde ein Antrag auf namentliche Abstimmung knapp angenommen. Der Änderungsantrag bezüglich der Notwendigkeit einer Zweidrittel-Mehrheit bei der Abstimmung von Frauen und nicht binären Personen fand breite Zustimmung. Ein Antrag auf eine dritte Lesung des Textes wurde abgelehnt.
In dem Beschlusstext heißt es wörtlich: „Die verschiedenen Anfragen an die Kirche und die anstehenden aktiven und passiven Veränderungsprozesse stellen auch die Synodalversammlung vor die fundamentale Frage, ob und wozu das priesterliche Amt in der Kirche gebraucht wird.“
„Die 2018 veröffentlichte sogenannte MHG-Studie offenbarte, dass nicht nur gesellschaftliche und kirchliche Transformationsprozesse eine neue Grundlagenorientierung des Priestertums notwendig machen. Durch die hohe Zahl von Priestern, die zu Tätern wurden, und die dazu aufgedeckten systemischen Begünstigungen für Taten des sexualisierten und anderen Machtmissbrauchs verschärft sich die Notwendigkeit eines Umdenkens.“
Die vorliegenden Überlegungen akzentuierten, so der Grundtext, die Einbettung aller priesterlichen Dienste in die Tauf - und Firmberufung im Sinne der Theologie des Volkes Gottes, wie sie vom Zweiten Vatikanischen Konzil formuliert worden sei. Im strengen und eigentlichen Sinn gebe es nur einen (Hohe-)Priester, nämlich Jesus Christus. Und es sei die Rede vom priesterlichen Volk, dem die Erlösung zuteilgeworden ist. DT/sha
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