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Synodaler Weg: Erster Grundtext verfehlt nötige Mehrheit

Dank des Votums der Bischöfe wird der Grundtext zum Thema „Leben in gelingenden Beziehungen“ nicht angenommen. Stetter-Karp warnt vor "Scherbenhaufen".
Keine "Wegmarken einer erneuerten Sexualethik"
Foto: Maximilian von Lachner (Synodaler Weg / Maximilian von L)

82 Prozent Zustimmung der Delegierten des Synodalen Wegs reichen nicht aus, um Wegmarken einer neuen Sexualethik zu beschließen. Die auf Seiten der Bischöfe ebenfalls erforderlich Zweidrittelmehrheit wird nicht erreicht. Damit ist der Text abgelehnt. Nach einer längeren Unterbrechung der Sitzung äußerte sich der Präsident des Synodalen Wegs, der Limburger Bischof Georg  Bätzing, enttäuscht über das Ergebnis. Es gebe aber keinen Zweifel daran, dass es sich um das Ergebnis einer gültigen Abstimmung handle, die dem Statut des Synodalen Weges gemäß zustande gekommen sei. Wenn sich eine solche Situation beim zweiten Grundtext wiederhole, stehe man "vor einem Scherbenhaufen", erklärte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp.

Keine "Wegmarken einer erneuerten Sexualethik"

Um „Leben in gelingenden Beziehungen“ ist es am Nachmittag bei der Versammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt gegangen. Hier diskutierten die Synodalen in zweiter Lesung über einen Textvorschlag zu „Wegmarken einer erneuerten Sexualethik“. Die aktuelle Sexuallehre der Kirche sei zwar nicht unmittelbar für die „unerträglichen Akte sexualisierter Gewalt ursächlich“, sie bilde aber einen normativen Hintergrund, der solche Taten hat begünstigen können, heißt es in dem Papier.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser und die ZdK-Vizepräsidentin, Birgit Mock, präsentierten den Text und wiesen darauf hin, dass die Diskussionen in dem Forum kontrovers, aber immer konstruktiv gewesen seien. Der Grundtext würdige Sexualität als positive Kraft, die von Gott geschenkt sei. Alle Menschen seien in Ihrer Geschlechtlichkeit von Gott geschaffen, gewollt und geliebt. Weiblichkeit und Männlichkeit seien Pole einer Welt. Dazwischen gebe es Vielfalt gebe, sodass die Kirche auch ihre Offenheit für „queeres“ Leben zeigen müsse.

Oster: Nicht an christliches Menschenbild anschlussfähig

Die Texte des Forums würden versuchen, die Zeichen der Zeit zu erkennen und neue Antworten aus dem Glaubensgut der Kirche zu gewinnen. „Wir verraten dabei das Evangelium nicht an den Zeitgeist“, betonte Dieser. 203 Änderungsanträge waren bei der Antragskommission des Synodalen Wegs eingegangen. Das zeigte, dass viele Formulierungen durchaus nicht unumstritten sind. 

Das wurde auch in der Debatte deutlich. Bei einer Redezeitbegrenzung von einer Minute war es oft nicht leicht, Positionen auf den Punkt zu bringen. Der Passauer Bischof Oster kritisierte die fehlende Anschlussfähigkeit einiger Inhalte des Textes an das christliche Menschenbild, während der Familienbund der Katholiken begrüßte, dass christliche Paare sich in diesem Text gut wiederfinden können. Für den Münchner Kardinal Reinhard Marx stimmte die Richtung, in die der Text weise.

Der Kölner Weihbischof Dominik Schwaderlapp sah im Gegensatz dazu in dem Text einen Bruch mit der Lehre der Kirche, der er sich verpflichtet fühle und deren Bewahrung er bei seiner Weihe versprochen habe. Er könne dem Papier daher nicht zustimmen.  DT/hwu

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