Nach Ansicht von Erzbischof Georg Gänswein, Apostolischer Nuntius im Baltikum und ehemaliger Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. hat Russland Papst Leo XIV. geohrfeigt und damit „die Tür für Friedensverhandlungen unter vatikanischer Vermittlung zunächst einmal zugeschlagen“.
Der Papst habe der Ukraine und Russland im Mai angeboten, als Friedensvermittler zu fungieren. Die Ukraine nahm das Angebot an, Russland lehnte es ab. „Undiplomatisch ausgedrückt: eine Ohrfeige für Papst und Vatikan“, so der 69-Jährige im Interview mit der „Herder Korrespondenz“. „Es ist schwer auszumachen, dass nach dieser Erfahrung eine Reise des Papstes in die Ukraine den Frieden zu fördern vermag“. Auf russischer Seite fehle der ernsthafte Wille zum Frieden; eine Waffenruhe sei weit in die Ferne gerückt.
Die Angst wächst im Baltikum
Gänswein bewertet die Vatikanische Diplomatie als „real-politisch gering“. Sie tue jedoch „alles, was in ihrer Macht steht“, und ihr oberstes Ziel bleibe, „sich um einen gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine zu mühen“. Der Dialog dürfe nicht abbrechen und man wisse sehr gut, „wer und wo die politischen Schlüsselfiguren sind, die die Friedensbemühungen in Gang setzen können und blockieren“.
Gänswein, der seit September 2024 in Litauen lebt, ergänzte auch, er nehme eine „wachsende Angst unter den Menschen in den baltischen Ländern“ wahr. Sie komme durch „vom Osten gesteuerte Provokationen, die ein klares Ziel haben: Verunsicherung zu stiften“, sagte Gänswein. Das Thema „Russland“ beschäftige die Menschen im Baltikum derzeit am meisten. Man frage sich, ob es bald einen Krieg gebe und ob die Nato den baltischen Staaten dann zur Seite stehen werde. Auch erinnere man sich an die sowjetische Unterdrückung, die 1990 endete und sehe sich nach einer friedlichen Zukunft. DT/elih
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