Die Gründung des neuen Instituts für Mariologie in Lugano ist eine gute Nachricht, denn in puncto Inkulturationsfähigkeit dürfte die Marienverehrung schwerlich von anderen Frömmigkeitsformen zu überbieten sein. Das übersehen theologische Fakultäten an staatlichen Hochschulen geflissentlich und rudern angesichts sinkender Studentenzahlen immer panischer nach dem Taktschlag der Zeitgeisttheoretiker.
So groß die Sehnsucht mancher Lehrstuhlinhaber an staatlichen Fakultäten sein mag, gesellschaftspolitisch auf der richtigen Seite zu stehen, so wenig erschließen manche ihrer Forschungsprojekte einem breiteren Publikum die Sinnhaftigkeit eines Theologiestudiums. Denn die Einrichtung von Genderlehrstühlen oder Projekten über feministische Theologie verheißt derzeit keine seriöse akademische Arbeit.
Gegen den verflachten theologischen Diskurs
Gegen den verflachten theologischen Diskurs bietet die Mariologie demgegenüber echte Forschungsdesiderate. Die Marienverehrung braucht das Korrektiv der akademischen Theologie, nicht nur, weil sich seit Jahren binnenkirchlich ein zunehmend nonchalanter Umgang mit Privatoffenbarungen in Kirchenkreisen eingeschliffen hat und die Wahrheitsfrage gegen vermeintliche pastorale Klugheit ausgespielt wird. Auch das jüngste Dokument des Vatikans über Marientitel schreit geradezu nach theologischer Tiefenbohrung und einem wissenschaftlichen Upgrade.
Marienverehrung ist auf seriöse Grundlagen angewiesen, denn sie erreicht das Gottesvolk in der Breite und ist in der Verkündigung gegen pseudomystische Phänomene abzugrenzen. Zugleich stellt die Mariologie ein Heilkraut gegen moderne Irrtümer dar: Das theologisch ergiebige Bild der Gottesmutter mit Kind bleibt in Zeiten der genderleichten Geschwätzigkeit über nichtbinäre Geschlechtsidentitäten ein ruhender Pol der Schöpfungsordnung.
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