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Bischöfe äußern sich zum Ad-limina-Besuch

Erleichtert, nachdenklich oder dankbar: Deutsche Bischöfe schauen auf den Besuch in Rom zurück und stellen fest: Man muss die Gespräche noch einmal reflektieren.
Deutsche Bischöfe sprechen mit Papst über Synodalen Weg
Foto: Matthias Kopp (Deutsche Bischofskonferenz) | Die deutschen Bischöfe schauen dankbar auf die offenen und respektvolle Gesprächsatmosphäre beim Ad-Limina-Besuch zurück.

Nach dem Ad-limina-Besuch der Deutschen Bischofskonferenz in der vergangenen Woche in Rom haben sich in den letzten Tagen mehrere Bischöfe zu den Gesprächen mit dem Vatikan geäußert. Alle loben die respektvolle Gesprächsatmosphäre. Manche sind nachdenklich.

Bischof empfindet römische Gründlichkeit als „Furcht einflößend“

Der Würzburger Bischof Franz Jung erklärte heute in einem Interview mit dem "Würzburger Katholischen Sonntagsblatt“, dass es nicht gelungen sei, die in Rom vorhandenen großen Vorbehalte gegenüber dem Synodalen Weg zu reduzieren. Er lobte aber den „großen Respekt“ von Papst und Kurienkardinälen vor der Entschiedenheit der deutschen Bischöfe.

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Zugleich habe er die römische Gründlichkeit als „Furcht einflößend“ empfunden. Er sprach von einer Angst in Rom, die Deutschen würden aus der weltweiten communio ausscheren und erwähnte den Brief des Papstes an das Pilgernde Volk in Deutschland von 2019. Der Papst habe gemahnt, dieses in vollem Umfang zur Kenntnis zu nehmen und seine Inhalte umzusetzen.

Gespräche waren „hart, aber von beiden Seiten fair“

Die offene und synodale Gesprächsatmosphäre lobten mehrere Bischöfe, darunter auch der Fuldaer Bischof Michael Gerber und der Münsteraner Bischof Felix Genn. Wie katholisch.de heute berichtete, habe Genn die Gespräche „hart, aber von beiden Seiten fair“ genannt. Unterredungen mit solcher Offenheit und Klarheit habe er sich bei früheren Ad-limina-Besuchen nicht vorstellen können.

Gerber betonte darüber hinaus, es sei deutlich geworden, „dass ein konstruktiver und in die Zukunft verweisender Umgang mit Spannungen und unterschiedlichen Auffassungen der Ernstfall von gelebter Synodalität und Mitbestimmung“ sei. Verschiedene Sichtweisen habe es besonders zum Synodalen Weg gegeben, berichtete er. Aber dessen Themen seien auch Themen der Weltsynode, ist er überzeugt, und darüber nicht diskutieren zu dürfen, hieße, den Prozess der Weltsynode nachhaltig zu beschädigen. Er sei jedoch zuversichtlich, dass Rom dies im Blick habe. 

Ringen um den gemeinsamen Weg der Kirche in Einheit mit dem Papst

Neben der guten Atmosphäre bemerkte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger in einem Interview mit dem Schweizer Internetportal „kath.ch“, die kontroversen Debatten würden künftig „intensive Arbeit und Bemühungen um den rechten Weg im Sinne der Synodalität“ bedeuten. Man müsse also weiterhin um den gemeinsamen Weg der Kirche in Einheit mit dem Papst ringen. 

Für den Trierer Bischofs Stephan Ackermann war die Tatsache, dass kontroverse Positionen ausgebreitet werden konnten, sogar ein Zeichen, dass „die Themen und Papiere des Synodalen Wegs“ schon jetzt ihre Wirkung entfalteten.

Alle Themen sind auf den Tisch gekommen 

Andere Bischöfe haben den Besuch als aufreibend erlebt. Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück beispielsweise sagte, es sei der anstrengendste und intensivste seiner Ad-limina-Besuche gewesen. Auch Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, nannte den Besuch in seinem Statement herausfordernd. Er zeigte sich dennoch erleichtert darüber, dass in Rom alle Themen seien auf den Tisch gekommen seien, „auch die Frage, wie eine Evangelisierung in der Herausforderung eines säkularisierten Zeitalters gelingen kann“. 

Es habe ihn ermutigt, dass der Papst deutlich gemacht habe, „dass Spannungen notwendig sind, unter welchen Spannungen er steht und dass zur Lösung Mut und Geduld notwendig sind“. Bätzing lobte „den Sinn von Synodalität in vielen unserer Gespräche“. Auch er stellte fest, dass der päpstliche Brief von 2019 „einer weiteren Vertiefung bedarf“. Und er sei nachdenklich, weil er noch nicht abschätzen könne, „welche Dynamik die synodalen Prozesse entfalten“.

Jetzt muss man reflektieren

Den Brief erwähnten einige Bischöfe, auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Dass es neben den Themen vor allen Dingen um die richtige Haltung gehe, habe der Papst „auch noch mal deutlich gesagt“, so der Bischof in einem Interview mit dem Kölner „domradio“. Jetzt gelte es, alle Themen, die in Rom angesprochen worden sind, noch einmal zu reflektieren, sagte Overbeck.

Auch die „klaren Anfragen“, die an die Bischöfe gestellt worden sind, müsse man zum Thema machen und überlegen, wie damit umzugehen sei, „welche Perspektiven sich daraus ergeben und was das für den Synodalen Weg auf Dauer heißt“. Zudem habe der Papst habe immer wieder von einem geistlichen Prozess gesprochen, bei dem es ums Hören gehe.

Keine Zugeständnisse aus Rom

Dass Rom bereits angekündigt hat, es würde zu den Forderungen des Synodalen Weges keine Zugeständnisse geben, erwähnte nur Bischof Stefan Oster aus Passau. Er sprach von viel Widerspruch in Bezug auf den deutschen Reformprozess und davon, dass der Vatikan gemahnt habe, römische Interventionen im weiteren Verlauf des Synodalen Weges zu berücksichtigen.. 

Am kommenden Montag tagt der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz in Würzburg. Dann werde man den Besuch in Rom erstmals reflektieren, kündigte der DBK-Vorsitzende an.  DT/dsc

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