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In der Vollmacht Jesu handeln

Bis heute handeln die Priester „in persona Christi“, wenn sie in der Eucharistie das Opfer Christi vergegenwärtigen oder im Sakrament der Versöhnung Lossprechung gewähren.
Nicolás Gómez Dávila,  Philosoph
Foto: Wikimedia / Gemeinfrei | Der Philosoph Nicolás Gómez Dávila sah Gleichheit als diabolisch und Hierarchie als göttlich an.

„Die Hierarchien sind himmlisch, nur in der Hölle sind alle gleich.“ Diese Einsicht des kolumbianischen Philosophen Nicolás Gómez Dávila muss man verinnerlichen, bevor man sich mit dem katholischen Priesteramt befassen kann. Wer hingegen in der Illusion der absoluten Gleichheit, oder besser: Gleichgültigkeit, lebt, der wird die Bedeutung dieses Amtes und der mit ihm verbundenen Weihehandlung nicht nachvollziehen können. Dass es bei Gott „kein Ansehen der Person“ (Röm. 2,11), also keine Bevorzugung aufgrund von Geburtsrechten gibt, ändert nichts an der Tatsache, dass Christus seiner Kirche eine heilige Ordnung („Hierarchie“) mit konkreten Ämtern verliehen hat. Zu dieser Ordnung gehört auch der Priesterstand.

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Einer der Vollmacht hat

„Denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten“, berichtet der Evangelist Matthäus über unseren Herrn (7,29). Der Begriff der Vollmacht taucht auch an anderer Stelle auf, nämlich bei der Heilung des Gelähmten, als Jesus zu den Schriftgelehrten sagt: „Was ist denn leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Damit ihr aber erkennt, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben. Darauf sagte er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimm dein Bett und geh in dein Haus! Und der Mann stand auf und ging in sein Haus. Als die Leute das sahen, erschraken sie und priesen Gott, der solche Vollmacht den Menschen gegeben hat.“ (9,5-8)

Christus ist der Mittler zwischen Gott und den Menschen, nur durch ihn konnten wir von unserer Sünde befreit und mit Gott versöhnt werden. Das Erlösungsopfer Christi ist einmalig, ebenso wie sein Priestertum. Allerdings hat Christus, bevor er diese Welt verließ, jene göttliche Vollmacht auf seine Apostel übertragen: „Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ (Joh. 20,23) Die Apostel erhielten also die Aufgabe, an Christi statt, gleichsam in persona Christi, zu handeln, wie es bis heute die Priester unserer Kirche tun, wenn sie in der Eucharistie das Opfer Christi vergegenwärtigen oder im Sakrament der Versöhnung Lossprechung gewähren.

Stellvertretung

Es ist dieses Konzept von stellvertretender Vollmacht, das die Vertreter des Synodalen Wegs nicht verstehen können oder wollen. Sie denken und sprechen ausschließlich in soziologischen Kategorien von Macht oder Machtmissbrauch, weshalb ihnen im Übrigen auch das Verständnis dafür abgeht, dass nur Männer diese Vollmacht empfangen können. Wer die Geschlechter lediglich als soziologische Kategorien betrachtet, kann nicht einsehen, dass der Mann wesenhaft in einem anderen Verhältnis zu Gott steht als die Frau, weshalb Christus seine Vollmacht nur an Männer übergeben hat.

Mahnung bei der Weihe

Dass dies einfach nur einer sozialen Konvention der damaligen Zeit entsprochen haben soll, ist ebenfalls Unsinn, denn Frauen spielten in der religiösen Kultur der Antike eine durchaus große Rolle, und auch zum Paschamahl, bei dem Jesus die Eucharistie stiftete, wären unter normalen Umständen Frauen geladen gewesen.

Das alles bedeutet natürlich nicht, dass die Gefahr des Machtmissbrauchs für einen Priester nicht gegeben wäre – im Gegenteil! Nicht ohne Grund mahnt der Bischof die Weihekandidaten mit den Worten: „Mögen weder wir, weil wir euch ein so hohes Amt übertragen haben, noch ihr, weil ihr es übernommen habt, vom Herrn verdammt, sondern vielmehr belohnt zu werden verdienen, was er uns durch seine Gnade verleihen wolle.“

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