Dass es eine Hölle, ein ewiges Verworfensein gibt, wird auch von vielen Christen infrage gestellt. Sie berufen sich darauf, dass Gott das Heil aller Menschen wolle (vgl. 1 Tim 2,4), er die Liebe ist (vgl. 1 Joh 4,8). Daher könne uns nicht etwas so Furchtbares wie die Hölle widerfahren, schon gar nicht für die ganze Ewigkeit. Bereits Origenes († 253/4) hat die Theorie einer Erlösung aller am Ende der Zeit postuliert und Hans Urs von Balthasar († 1988) äußerte die Hoffnung auf eine leere Hölle. Wie aber steht es um die Hölle, gibt es sie und was sagt die Lehre der Kirche dazu?
Die Bibel warnt
Das Lukasevangelium berichtet von einem Mann, der sich dem Herrn mit eben dieser Frage nähert: „Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“ (Lk 13,23). Die Antwort des Herrn lautet: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen“ (Lk 13,24).
In der Heiligen Schrift finden sich viele Warnungen vor dem ewigen Tod, vor der „Gehenna“, dem „Feuer der Hölle“ (Mt 5,22). Es ist für Gesetzlose bestimmt (vgl. Mt 13,42) und führt so zum Ausschluss aus Gottes Reich, wie Paulus im Brief an die Römer detailliert darlegt (vgl. Röm 1,18-32). Über die Gesetzlosen wird das Urteil gesprochen: „Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe“ (Mt 25,41). Über Judas, den Apostel, der den Herrn verraten hat, sprach Jesus die traurigen Worte: „Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre“ (Mt 26,24).
In denen alles zur Lüge wurde
Im Tod wird die Lebensentscheidung des Menschen endgültig. Vor dem göttlichen Richter gilt der Grundsatz: „Wer nicht liebt, bleibt im Tod“ (1 Joh 3,14). Es gibt eine letzte und definitive Gerechtigkeit, vor der nichts verborgen bleibt. Sie respektiert die freie Entscheidung eines jeden Menschen, die auch beinhalten kann, dass sich der Mensch gegen Gott entscheidet.
Zu dieser Gruppe von Menschen hat Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika über die christliche Hoffnung eine tiefsinnige Erklärung gegeben: „Es kann Menschen geben, die in sich den Willen zur Wahrheit und die Bereitschaft zur Liebe völlig zerstört haben. Menschen, in denen alles Lüge geworden ist; Menschen, die den Hass gelebt und die Liebe in sich zertreten haben. Dies ist ein furchtbarer Gedanke, aber manche Gestalten gerade unserer Geschichte lassen in erschreckender Weise solche Profile erkennen. Nichts mehr wäre zu heilen an solchen Menschen, die Zerstörung des Guten unwiderruflich: Das ist es, was mit dem Wort Hölle bezeichnet wird.“
Weil diese Entscheidung unwiderruflich ist, bekräftigt die Lehre der Kirche, dass die Hölle ewig dauert. „Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, ,das ewige Feuer‘.“ Gott will das Heil aller und er hat dafür als Akt größter Liebe sein Leben gegeben. Und doch ist seine Liebe für den vergeblich, der nicht bereit ist, sie im Leben anzunehmen.
Liebe zerstört
Wer im Stand der Todsünde stirbt, ohne diese bereut zu haben, schließt sich selbst aus der Gemeinschaft mit Gott aus. Denn die Todsünde – auch schwere Sünde genannt – zerstört die Liebe im Herzen der Menschen. Die Todsünde lässt sich durch drei „W“ kennzeichnen: Sie geschieht wissentlich und willentlich und betrifft eine wichtige Materie im Hinblick auf Gottes Gebot. Gerade weil Gott Liebe ist, kann niemand in seine Gemeinschaft gelangen, der sich dieser Liebe gänzlich verschließt, sie wissentlich, willentlich in einer wichtigen Materie ablehnt. Daher hat die Kirche immer ermuntert, zu wachen und in Gottes Gnade zu verbleiben, um – wie es das letzte Konzil sagte – „nicht wie böse und faule Knechte (vgl. Mt 25,26) ins ewige Feuer weichen [zu] müssen (vgl. Mt 25,41), in die Finsternis draußen, wo ,Heulen und Zähneknirschen sein wird‘ (Mt 22,13 und 25,30)“.
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