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Kirchensteuer wird immer weniger akzeptiert

Die Mehrheit der Katholiken ist gegen sie. Die Abgabe ist längst nicht mehr zeitgemäß und schon gar nicht zukunftsfähig. Die jüngste Umfrage ist nur ein Warnschuss.
Symbolbild Kirchensteuer
Foto: www.imago-images.de | Die Kirchensteuer auf der Gehaltsabrechnung wird immer weniger akzeptiert. Es ist höchste Zeit, um über die Kirchensteuer nachzudenken.

Eine Zweidrittelmehrheit reicht im Deutschen Bundestag aus, um die Verfassung unseres Landes zu ändern. Damit ist aus gutem Grund eine sehr hohe Hürde errichtet, die politisch schwer zu nehmen ist, um die Verfassung nicht kurzfristigen Stimmungsschwankungen auszusetzen. Macht man sich das bewusst, dann wird klar, in welcher zahlenmäßigen Dimension sich die aktuell in einer repräsentativen „Bild“-Umfrage geäußerte Ablehnung der Kirchensteuer bewegt. Mit 68 Prozent der Katholiken in Deutschland ist die Zweidrittelmehrheit deutlich erreicht. Eine solche Akzeptanzkrise der Kirchensteuer ist ein zusätzlicher und sehr deutlicher Ausdruck der aktuellen Kirchenkrise.

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Abnahme der Akzeptanz

Dies gilt umso mehr, als Jahr für Jahr parallel die Zahlen der Austritte und das Aufkommen der Kirchensteuer steigen. Jahr für Jahr wird es für die Bischöfe schwieriger zu erklären, wozu man diese hohen Summen benötigt, da in den meisten Bistümern eine Sparrunde die nächste jagt. Besonders vor Ort erleben die Katholiken mit den sich in immer kürzerer Zeit ablösenden ultimativen pastoralen Zukunftsplänen eher den immer stärkeren Rückzug der Kirche aus der Fläche. Zeitgleich wachsen manche Ordinariate ungebremst weiter. Zudem trägt so manche Diözese eine schier unüberschaubare Immobilienlast mit sich herum. Wieso, so fragt sich mancher sicher nicht zu Unrecht, soll man für eine Kirche bezahlen, die man in der Fläche kaum noch erreichen kann?

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Nicht zukunftsfähig

Nicht erst seit gestern äußert sich Bischof Gregor Maria Hanke kritisch zum derzeitigen Format der Kirchensteuer. Man kann Bischof Hanke nur zustimmen, wenn er ein anderes Modell der Kirchenfinanzierung fordert.

Die vermeintliche Sicherheit der deutschen Bischöfe angesichts der jetzt wieder 6,7 Milliarden Euro eingenommenen Kirchensteuermittel ist trügerisch. Das ist sie weniger wegen einer Umfrage. Die Sicherheit trügt vor allem auf Grund der demografischen Entwicklung in Verbindung mit der vollkommen fehlenden Kirchenbindung jüngerer Generationen. Die Zeit, sich mit der Kirchensteuer kritisch zu befassen, ist jetzt. Morgen kann es zu spät sein. Mit ein wenig Belustigung darf man zur Kenntnis nehmen, dass nur drei Prozentpunkte mehr Konfessionslose als Katholiken die Kirchensteuer ablehnen. Auch das spricht im Grunde für sich.

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Peter Winnemöller Deutscher Bundestag Gregor Maria Hanke Katholikinnen und Katholiken Kirchensteuer

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