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Es gibt keine Einmütigkeit zum Synodalen Weg

Die Meldung der Deutschen Bischofskonferenz an das Synodensekretariat gibt ein völlig falsches Bild der kirchlichen Wirklichkeit wieder.
Weltsynode in Rom
Foto: IMAGO/VATICAN MEDIA / ipa-agency.net (www.imago-images.de) | Der Bericht der Deutschen Bischofskonferenz an das Synodensekretariat der Weltsynode in Rom gibt ein verzerrtes Bild von der Situation in Deutschland. Im Bild: Die jüngste Versammlung der Synode im Herbst 2023.

Im Mai diesen Jahres sollten weltweit alle Bischofskonferenzen ihre Reflexionsberichte zum Thema Synodalität an das Synodensekretariat senden. In der vergangenen Woche hat die Deutsche Bischofskonferenz ihr Schreiben an Rom veröffentlicht. Es handelt sich dabei um eine stark gestraffte Zusammenschau der Berichte aus den einzelnen Diözesen in Deutschland. Völlig erstaunlich ist in diesem Reflexionsbericht der Satz: „Die Katholikinnen und Katholiken in Deutschland sind in großer Einmütigkeit davon überzeugt, dass die Kirche einen Prozess der Reformen und der Erneuerung braucht, um ihrer Sendung gerecht zu werden.“

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Von nichts war man im Laufe der vergangenen fünf Jahre weiter entfernt als von Einmütigkeit in Fragen notwendiger Reformen. Im Gegenteil kann man von einer tiefgreifenden Zerstrittenheit im deutschen Episkopat reden. Der Riss durch die Kirche betrifft alle Ebenen und wird durch solche Behauptungen sicher nicht heilen.

Streit und Arianismus sind die Realität

Auf den Versammlungen des Synodalen Weges trat der Streit offen zu Tage. Zudem machte sich eine brutale Dominanz einer bestimmten Richtung der Reform bemerkbar. Wer sich diesem Mainstream nicht unterwarf, wurde verspottet, niedergebrüllt und mit roten Karten bedacht. Am Ende schieden vier Frauen und ein Priester aus dem Synodalen Weg aus, weil es keine Hoffnung gab, ihren Positionen auch nur Gehör zu verschaffen.

Vier Bischöfe weigern sich beim Fortgang des Synodalen Weges im Synodalen Ausschuss mitzuarbeiten. Auch an der Basis regt sich Unmut über eine Kirche, die nur noch mit sich selbst beschäftigt ist. Zu Recht erwähnt das Dokument einzelne Ergebnisse der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Sie sind sprechend. Nur noch ein Drittel der Katholiken bekennt Jesus Christus als Gott. Was aber gegen diese teils agnostischen, teil neoarianischen Entwicklungen unternommen werden soll, bleibt offen. Die folgenden Sätze sind lediglich eine Aneinanderreihung von inhaltsleeren Sätzen. Dabei hätte ein einziges Wort als Antwort gereicht: Neuevangelisierung. Davon ist aber an keiner Stelle die Rede.

Das führt zu Kirchenfrust

Der Gipfel des Schreibens besteht darin, zu behaupten, die 15 Beschlüsse des Synodalen Weges hätten das Potential, „die notwendigen Voraussetzungen für eine ,synodale Kirche in der Sendung‘ zu stärken.“ Nichts hat in jüngster Zeit mehr Streit und Unfrieden in der Kirche in Deutschland ausgelöst als diese, teilweise unter möglicherweise illegalen Bedingungen zustande gekommenen, Dokumente.

Wenn Synodalität so verlaufen soll, wie es der Reflexionsbericht der Deutschen Bischofskonferenz vermittelt, dass nämlich unter kompletter Umgehung der Wirklichkeit eine Situation behauptet wird, in der sich die Menschen definitiv nicht wiederfinden, dann wird Synodalität in noch weit größerem Umfang als bisher zu Kirchenfrust und Kirchenaustritten führen. Das anhaltende Schweigen der Minderheiten auf dem Synodalen Weg und in der Kirche in Deutschland zu diesem Reflexionsbericht ist sprechend. Nicht einmal als größtmöglicher Pessimist konnte man eine derart rosarot eingefärbte Verzerrung der kirchlichen Wirklichkeit in unserem Land erwarten.

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