Die auf dem Synodalen Weg angestoßene neue Sexualmoral in der Kirche findet im Synodalen Ausschuss seine Fortsetzung. Zwei Texte, die in der Synodalversammlung nicht mehr erarbeitet werden konnten, wurden am zweiten Tag noch einmal präsentiert. „Sexuelle Bildung ist lebenslanges Lernen“, sagte der Aachener Bischof Helmut Dieser am Samstag in Mainz. Es gehe darum, dass Sexualität positiv in das Menschbild integriert wird.
Angesichts der Angst und Skepsis, „wenn Sexualpädagogik in Schulen und Kitas betrieben wird“, müsse die Kirche eine Deutung von Sexualität beitragen. „Wir wollen in die Offensive gehen, indem wir das Thema selbst bespielen wollen“, so Dieser. Zügig müssten mit externer Fachexpertise Sexualkonzepte erarbeitet werden, die allen Einrichtungen bereitgestellt werden, „die wir als Kirche selber betreiben“ und auch in pastorale Berufe integriert werden. Schließlich sollten Kinder und Jugendliche zu diesem Thema „sprachfähig werden“. Sexualität dürfe nicht zum Tabu werden, hießt es dann auch im anschließenden Austausch.
"Segnen sie die die Paare, aber machen Sie es leise"
In Bezug auf das Prozedere gaben der Eichstätter Diözesanratsvorsitzende Christian Gärtner und der Sozialethiker Andreas Lob-Hüdepohl zu bedenken, dass angesichts der Fülle der Texte und der begrenzten Zeit Texte priorisiert werden müssen. „Ich fürchte, dass es nicht gelingen wird, die Texte — es sind 12 Stück — wirklich dieser Aufgabe gerecht zu werden, über die Texte angemessen beraten und entscheiden zu können“. Es gelte, sich „in aller Demut und allem Realismus darüber verständigen, welche der Texte“ das Rennen machen sollen. Dafür, ergänzte der Theologe Thomas Söding, müsse man eine „unglaubliche strategische Klugheit an den Tag legen“.
Werner Otto drängte dagegen gleich in Richtung Umsetzung und Handeln. Konkret sprach er die Segnungen gleichgeschlechtlicher und geschiedener wiederverheirateter Paare an. An ihn sei ein Wunsch herangetragen worden, den er in Mainz weitergab: „Segnen sie die die Paare, aber machen Sie es leise.“ Dann bat er explizit besonders die Bischöfe, in ihrem jeweiligen Bistum, die Paare zu segnen, die nicht kirchlich heiraten können. Und nicht zuletzt gelte es, Rom Widerstand zu leisten in Sachen „Macht und Gewaltenteilung“. In diesem Punkt habe es am meisten Gegenwind gegeben. DT/dsc
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