Fronleichnam – das Fest, welches die reale Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie ehrt. In Köln gab es heute Vormittag wie jedes Jahr eine große Prozession durch die Innenstadt, mit mehreren Tausend Teilnehmern. Nachdem Kardinal Rainer Maria Woelki auf dem Roncalliplatz die heilige Messe gefeiert hatte, ging die Prozession traditionell durch die Altstadt, mit einer Statio an der Minoritenkirche. Unter anderem kamen der Mädchenchor am Kölner Dom sowie der Kölner Domchor, Vertreter zahlreicher Vereine und Verbände, die Militärgemeinde, Ritterorden und Ordensleute, die Domsingschule mit Kommunionkindern, die Alumnen der Priesterseminare, der Dombaumeister, das Kölner Domkapitel, Vertreter aus Gemeinden der Internationalen Katholischen Seelsorge, Vertreter des Weltklerus‘ und der Pfarreien des Stadtdekanates und Vertreter der Kroatischen Mission.
„Das Bild, das wir in dieser Stunde abgeben, ist das Bild einer Kirche, die um den Herrn versammelt ist. Wir bekennen: Er ist unsere Mitte“, wandte sich Erzbischof Kardinal Woelki in seiner Predigt an die Gläubigen, die sich mit Regenschirmen und Hüten vor der Sonne schützten. „Die Kirche, liebe Schwestern, liebe Brüder, sie lebt vom Herrn und nur von ihm.“ Sie lebe mit ihm sein Leben – das alle Menschen empfangen sollten. Darum öffne die Kirche sich für alle Menschen, mit ihren Nöten, Ängsten und Sorgen, um ihnen das Leben zu bringen: Christus. „Um welches Leben handelt es sich? Um das Leben Gottes“, so Woelki weiter, und zitierte das Johannesevangelium: „Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben“. Leben, gut und glücklich und erfüllt leben – wer wolle das nicht? Wir seien keine Eintagsfliegenexistenzen. Darum brauche unser Leben Sinn; darum suchten und sehnten wir uns nach Sinn. „Nach einer Liebe, die nie enttäuscht und die uns trägt, sogar noch über die Grenze des Todes hinaus (...) in ein neues Leben hinein“. Denn darin erfülle sich unser Menschsein. Das heutige Evangelium gebe die Antwort darauf, wer unseren Hunger stille. „Wer sind diese Menschen? Wir sind es!“, predigte Kardinal Woelki vor dem Kölner Dom. „Christus schenkt sich uns selbst im Brot des Lebens und er schenkt uns damit die Erfüllung unseres Menschseins. Er gibt uns damit Anteil an seinem Leben und an seinem Heil.“
Etwas zutiefst Persönliches
In jeder Eucharistie dürfe man dem Herrn begegnen und mit ihm eins werden. Das sei das große Geschenk, das er uns mache. Ja, er sei da, und gehe nicht mehr weg. „Wie kann unsere Antwort darauf aussehen? Sie kann nur dankbare Anbetung sein“. „Die Eucharistie empfangen heißt, den anbeten, den wir empfangen“, zitierte er Papst Benedikt XVI. Wenn die Menschen, die nach Gott dürsten in der Liebe wachsen wollten, dann gebe es nach Mutter Teresa nur einen Weg: Zurück zur Eucharistie zu kehren, zur Anbetung. Die Begegnung mit Christus in der Kommunion sei etwas zutiefst Persönliches. Denn dann seien wir immer in unserer eigenen Unverwechselbarkeit gemeint. Und nur durch die Begegnung mit Jesus in der Eucharistie würden die Christen fähig, Jesus „in den geschundenen Leibern der Armen zu sehen“, wie Mutter Teresa sagte. „Denn die Feier der Eucharistie und ihre Anbetung finden im Gottesdienst des Lebens ihre Fortsetzung. Unser ganzes Leben soll ja ein Gebet sein vor Gott, eine Verherrlichung seines Namens durch Glaube und Hoffnung, aber auch durch Werke der Liebe. Ohne Eucharistie vertrocknet der Glaube und verliert die Nahrung, die er für die Bewältigung des Alltags braucht. Deshalb ist es gut und richtig und wichtig, dass wir gleich wieder Christus, den Herrn, durch die Straßen unserer Stadt zu den Menschen tragen“, schloss Kardinal Woelki seine Predigt.
Das diesjährige Fronleichnamsfest ist auch eine Vorbereitung auf 2029: Denn dann wird gefeiert, dass in Köln 750 Jahre zuvor die erste Fronleichnamsprozession weltweit stattfand. Daran erinnerte Kardinal Woelki in seinem Hirtenbrief zu Fronleichnam. Die feierliche Fronleichnamsprozession ist außerdem der Auftakt vom Kongress „Kommt & seht“ des Erzbistums Köln, der vom 19. bis zum 22. Juni stattfindet. Mit „Kommt und seht“ lädt Jesus im Johannesevangelium seine Jünger ein, ihn kennen zu lernen und zu erfahren, wie er ist. Das ist ebenso das Ziel des Kongresses. Im Zentrum steht also die Verehrung der heiligen Eucharistie, der realen und erfahrbaren Gegenwart Jesu. Die Vorträge halten unter anderem Bernadette Lang von der Loretto Gemeinschaft, Erzbischof Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius in Deutschland, und Bischof Stefan Oster aus Passau. „Familien oder Singles, alt oder jung; praktizierend oder neugierig – alle sind eingeladen, sich auf die Begegnung mit Jesus einzulassen und den reichen Schatz seiner eucharistischen Gegenwart (wieder) für sich zu entdecken“, heißt es in der zugehörigen Pressemitteilung der Erzdiözese. Die zentrale Konferenz findet in der Event-Location X-Post mitten in Köln statt. Einzelne Programmpunkte sind auf andere Standorte ausgelagert, zum Beispiel ins Kloster Altenberg. Gottesdienste, Worship, Vorträge, Workshops und Musik helfen dabei, sich auf die Begegnung mit Jesus einzulassen und den Schatz seiner eucharistischen Gegenwart (wieder) zu entdecken. Am Sonntag schließt der Kongress mit einem Pontifikalamt im Kölner Dom, dem erneut Kardinal Woelki vorstehen wird. DT/elih
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