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Weltsynode: Impulse für eine missionarische Kirche

Die Weltsynode will nicht primär Reformwünsche vorantreiben, sondern die Kirche befähigen, „das Evangelium gemäß der ihr anvertrauten Sendung zu verkünden“.
Papst Franziskus lädt die Gläubigen mit der Weltsynode ein
Foto: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Heike Feiner | Papst Franziskus lädt die Gläubigen mit der Weltsynode ein, wieder Subjekte des Glaubens zu werden.

Papst Franziskus wollte mit der Weltsynode die gesamte Kirche in Bewegung setzen. Doch wozu? Was kommt am Ende dieser letzten Etappe der Synode in Rom heraus? Das ist nicht vorhersehbar. Klar ist aber, dass die weltweite Communio nicht primär deshalb zusammengerufen worden ist, um Fragen, Wünsche und Anregungen zu formulieren und von römischen Synodentischen aus konkrete Reformen zu erörtern oder deutsche Reformwünsche voranzutreiben. Vielmehr sind die Anliegen aus den Ortskirchen Vehikel, um die Kirche zu befähigen, „das Evangelium gemäß der ihr anvertrauten Sendung zu verkünden“ und zu erkennen, zu welchen Schritten der heilige Geist einlädt, „um als synodale Kirche zu wachsen“. So steht es in der Methodologie zur Weltsynode. 

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Primär ging und geht es auf der Weltsynode um das Hören auf den heiligen Geist. Insofern kann von der letzten Etappe Weltsynode nicht erwartet werden, dass am Ende ein Katalog mit To Do’s und lehramtlichen Neuformulierungen herauskommt — lehramtliche Fragen werden nicht einmal behandelt. Überhaupt wurden Themen eingegrenzt, was der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, monierte, weil Themen wie die Diakoninnenweihe doch vielen unter den Nägeln brennen würden. 

Das bedeutet nicht, dass der Papst die Anliegen aus der Weltkirche nicht ernstnimmt. Synodenorganisator Kardinal Mario Grech bekräftigte, der Papst kümmere sich auch um die heißen Eisen. Franziskus hat vorab entschieden, dass strittige Fragen von externen Arbeitsgruppen debattiert werden. Das Treffen in Rom versteht er zuallererst als eine Übung, einen Impuls, um in ein Hören und Miteinandergehen hineinzuwachsen.

Bewusster das heilige Priestertum ausüben

Kardinal Marc Ouellet erklärt das in seinem Buch „Eine sakramentale und synodale Kirche“ so: „Die Förderung einer synodalen Kirche ist keine ‚PR-Aktion‘, kein Marketing, um die Beteiligung der Basis zu wecken und die kirchliche Organisation umzugestalten. Sie ist zuallererst eine Darlegung der Gemeinschaft der Kirche, damit sie bewusster ihr heiliges Priestertum ausüben kann, das Gott zu gefallen und die Welt zu evangelisieren vermag.“

Damit ist auch das Grundprinzip angesprochen, das Papst Franziskus immer wieder betont hat: Synodalität und Mission werden programmatisch zusammengezogen. Schon in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ schrieb er: „Die Reform der Strukturen, die für die pastorale Neuausrichtung erforderlich ist, kann nur in diesem Sinn verstanden werden: dafür zu sorgen, dass sie alle missionarischer werden, dass die gewöhnliche Seelsorge in all ihren Bereichen expansiver und offener ist, dass sie die in der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des ,Aufbruchs‘ versetzt und so die positive Antwort all derer begünstigt, denen Jesus seine Freundschaft anbietet.“ 

Am Anfang steht Hören auf den Geist Gottes

Am Anfang dieses Aufbruchs steht für den Papst das Hören auf den Geist Gottes. In Rom sollen sich die Teilnehmer zu den durch das „Instrumentum laboris“ vorgegebenen Themen nicht nur in der großen Gruppe, sondern auch in Kleingruppen an runden Tischen austauschen, „um die Arbeit in einer Atmosphäre des Gebets und des Zuhörens fruchtbarer zu machen“, wie es in der Methodologie heißt; wobei sich die Teilnehmer nach jedem Wortbeitrag „im Geist inspirieren lassen“ sollen. Reden, reden lassen, zuhören: So lautet die Devise.

Im Abschlussdokument werden alle Themen, die in den Gruppen im Gebet als wichtig erachtet worden sind, Papst Franziskus übermittelt. Er ist laut Methodologie „dafür verantwortlich zu entscheiden, wie das Dokument der gesamten Kirche erneut vorgelegt werden kann, wodurch die Phase eingeleitet wird, die in der Apostolischen Konstitution Episcopalis communio ,Umsetzung‘ genannt wird“. Das wird voraussichtlich im Frühjahr nächsten Jahres passieren. Die Synode berät, Franziskus obliegt die Letztentscheidung — was manchen deutschen Kirchenfunktionären zuwiderlaufen mag, die für Laien das Recht beanspruchen, zu beraten und zu entscheiden.

Themen, die auch den Deutschen am Herzen liegen

Erfreulich für die Deutschen dürfte sein, dass „seit langem gute Strukturen der Beteiligung von Laien im kirchlichen Leben“ in Deutschland Eingang in die Synode finden könnten, wie der Passauer Bischof Stefan Oster es kürzlich gegenüber den „Passauer Bistumsblatt“ formulierte. Auch die von ihm genannten wichtige Schritte der Kirche in Deutschland in Bezug auf „Erkenntnis und Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs“, welche „viele Ortskirchen in anderen Ländern noch vor sich hätten“, könnten in Rom präsentiert werden. 

Überhaupt finden sich in dieser letzten Etappe der Synode in Rom Themen im Programm, die deutschen Gläubigen sehr am Herzen liegen, wie „die wechselseitige Beziehung von Ortskirche und Weltkirche“, „die Rolle der bischöflichen Autorität in einer synodalen Kirche“, Klerikalismus und Machtmissbrauch. 

Franziskus lädt ein, wieder aktive Subjekte des Glaubens zu werden

Genauso prominent steht aber auch „Das Volk Gottes, Subjekt der Sendung“ auf dem Programm; was vor allem für jene Ortskirchen eine Herausforderung sein dürfte, die das Hören im heiligen Geist ersetzt haben durch eine Versorgungsmentalität und die Verwaltung von Religion nach menschlichen Maßstäben. Mit diesem Tagesordnungspunkt knüpft die Frage nach dem „Wie“ von Synodalität an die Grundfrage an, wie überhaupt Subjektwerbung im Glauben möglich und wozu das wichtig ist.

Erhebungen und Statistiken rund um Kirchenmitgliedschaften, Austritte, Glaubenswissenserosion und dergleichen weisen darauf hin, dass gegenwärtige Modelle der (vor allem in Mitteleuropa verbreiteten) Versorgerkirchen ausgedient haben. Franziskus lädt die Kirchen ein, wieder aktive Subjekte des Glaubens zu werden, die wieder aus dem heiligen Geist heraus leben, denken und handeln; Aus dem heiligen Geist wurde die Kirche geboren, aus demselben Geist kann sie erneuert werden.

Die Weltsynode kann nur ein Anstoß sein

Für Kardinal Ouellet hängt die missionarische Zukunft der Kirche außerdem „ganz entscheidend von der breiten Förderung von Berufungen ab“, wie er in seinem Buch erklärt. Sonst laufe der synodale Prozess Gefahr, „in einen parlamentarischen Stil abzugleiten, der für weltliche Ideologien durchlässiger ist und bei dem die Diskussion von Ideen wichtiger ist als die Berufung und persönliches Engagement“.

Insofern kann die Synode als Impuls zum Hören auf den Geist Gottes und zum Hineinwachsen in die Unterscheidung verstanden werden: Kommt ein Gedanke vom Geist Gottes, aus mir selbst oder spiegelt er allein den Mainstream wider?

Dies ist freilich ein Lernprozess. Darum kann auch die Weltsynode nur ein Anstoß sein. Entscheidend für Überleben, Wachstum und Lebendigkeit der Kirche werden nicht primär konkrete Beschlüsse und schnelle Umsetzungen von irgendwelchen Reformen sein, sondern die Frage, ob und wie die Ortskirchen und Pfarreien diesen für die Kirche essentiellen Impuls aus Rom annehmen, verinnerlichen und umsetzen. 

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