Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, hat den zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas verhandelten Waffenstillstand als einen „notwendigen Wendepunkt“ begrüßt. Im Interview mit „Vatican News“ betonte er die Notwendigkeit schneller Hilfe: „Was jetzt aber zählt, ist, dass wir eine neue Seite aufschlagen müssen und damit beginnen, vor allem die äußerst ernste humanitäre Lage in Gaza zu bewältigen“, so Pizzaballa.
Pizzaballa: Aufbau wird lange Zeit in Anspruch nehmen
Zuerst erinnerte Patriarch Pizzaballa daran: „Der Waffenstillstand muss halten. Es wird also alles getan werden müssen, damit er hält.“ Auch wenn das israelische Kabinett die Waffenruhe noch nicht ratifiziert habe und nach wie vor ein großes Misstrauen herrsche, sei das Abkommen nichtsdestotrotz „ein notwendiger Wendepunkt, den wir gebraucht haben“. Die „menschlichen und internationalen politischen Bedingungen“ seien inzwischen „dafür gereift“, eine Waffenruhe zu ermöglichen. Vielleicht seien die Konfliktparteien genau deshalb gerade jetzt „ans Ziel gekommen“.
Besonders dringlich sei laut Pizzaballa nun die humanitäre Frage, die derzeit vollständig von externer Hilfe abhängig sei. Trotz einer Erleichterung der Einfuhr von Gütern, „müssen wir uns jetzt auch um die Schule und das Gesundheitswesen kümmern, die beiden großen Krisenfälle“. Gleichzeitig wisse er, das dies trotz vieler Hilfspartner eine „lange Zeit in Anspruch nehmen wird“.
Caritas fordert ungehinderten Zugang für humanitäre Organisationen
Auch die katholische Hilfsorganisation Caritas fordert nicht nur eine zügige Hilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen, sondern auch den ungehinderten Zugang für humanitäre Organisationen: Die Lage im Gazastreifen sei „katastrophal“, zwei Millionen Menschen seien dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Israel müsse „alle Hindernisse beseitigen, die Hilfsorganisationen daran hindern, Hilfe zu leisten, einschließlich des Verbots des UNRWA, damit schnelle und wirksame Hilfe die Leidenden erreichen kann“, erklärten sie über die sozialen Medien.
Katholische Kirchenführer: eine klare und gerechte politische Vision entwickeln
Derweil begrüßten die katholischen Kirchenführer des Heiligen Landes in einer Erklärung die Ankündigung des Waffenstillstands: Sie hoffen auf die „Beendigung der Feindseligkeiten im Gazastreifen, die Rückkehr der israelischen Geiseln und die Freilassung der palästinensischen Gefangenen“. Dieser Waffenstillstand könne „ein wichtiges Zeichen für ein Ende der Gewalt“ sein, „die unermessliches Leid verursacht hat. Sie ist ein notwendiger Schritt, um der Zerstörung Einhalt zu gebieten und die dringenden humanitären Bedürfnisse unzähliger von dem Konflikt betroffener Familien zu befriedigen“.
Die Ordinarien wollen dafür beten, dass nun „Versöhnung, Gerechtigkeit" und dauerhafter Friede eintreten könnten: „Möge dies der erste Schritt auf einem Weg sein, der Heilung und Einheit unter allen, die im Heiligen Land leben, fördert“. An die politischen Führer appellierten sie, „eine klare und gerechte politische Vision für die Nachkriegszeit“ zu entwickeln.
Erste Geiselfreilassung schon Sonntag möglich
Am Mittwochabend war bekannt geworden, dass eine Übereinkunft für einen Waffenstillstand zwischen der Hamas und der israelischen Regierung unmittelbar bevorsteht. Dieser soll am 19. Januar zunächst für 42 Tage in Kraft treten.
Als Teil des Abkommens sollen zunächst 33 israelische Geiseln aus der Gewalt der Hamas freigelassen werden, während das israelische Militär sich schrittweise aus dem Gazastreifen zurückzieht. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gab am Freitag bekannt, dass die ersten israelischen Geiseln voraussichtlich schon am Sonntag freigelassen werden könnten, insofern dem verhandelten Abkommen bis dahin alle zugestimmt haben. DT/jmo
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