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Orthodoxe Versöhnung auf dem Balkan

Nach 55 Jahren der Feindschaft und Trennung anerkennt Serbiens Orthodoxie die Autokephalie der mazedonischen „Kirche von Ohrid“.
Erzbischof Stefan Veljanovski
Foto: Влада на Република Северна Македонија/Wikicommons | Zur Überraschung vieler Experten wird eine innerorthodoxe Kirchenspaltung nach mehr als einem halben Jahrhundert geheilt. Im Bild: Erzbischof Stefan Veljanovski

Die serbisch-orthodoxe Kirche anerkennt die Autokephalie, also die volle kirchenrechtliche und hierarchische Eigenständigkeit, der seit 55 Jahren in Mazedonien wirkenden orthodoxen Kirche unter Erzbischof Stefan Veljanovski. Damit wird zur Überraschung vieler Experten eine inner-orthodoxe Kirchenspaltung nach mehr als einem halben Jahrhundert geheilt. Seit 1967 lagen die orthodoxen Hierarchen in Belgrad und Skopje im Streit; die mazedonische Orthodoxie fand von keiner benachbarten orthodoxen Kirche irgendeine Form der Anerkennung.

Das kirchliche Belgrad reagiert versöhnlich

Ganz anders als im Fall der Ukraine, wo die Anerkennung der Autokephalie durch den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios die bestehende Spaltung der ukrainischen Orthodoxien nicht heilte, aber ein tiefes Zerwürfnis mit dem Moskauer Patriarchat auslöste, reagierte das kirchliche Belgrad versöhnlich. Serbiens Orthodoxie, die sich sonst gerne am Moskauer Patriarchat orientiert und in der Ukraine-Frage dessen Standpunkt teilte, handelt selbst nun ganz anders.

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Der am Dienstag bekannt gegebenen Anerkennung der Autokephalie durch den Heiligen Synod der serbisch-orthodoxen Kirche war am 9. Mai ein Dekret des Ökumenischen Patriarchats vorangegangen, mit dem das Schisma in Mazedonien aufgehoben wurde. Das Ökumenische Patriarchat unter Vorsitz von Bartholomaios hatte die eucharistische Gemeinschaft mit den Bischöfen, dem Klerus und den Gläubigen des Erzbischofs von Ohrid aufgenommen, um „die Wunde des Schismas zu heilen“, wie es in der Erklärung damals hieß. Von Autokephalie war darin jedoch keine Rede. Vielmehr wurde die serbische Orthodoxie eingeladen, die „Verwaltungsfragen“ zwischen ihr und der legalisierten „Kirche von Ohrid“ zu regeln.

Moskauer Patriarchar reagiert aggressiv abweisend

Nur das Moskauer Patriarchat reagierte auf diese Erklärung aus Konstantinopel aggressiv abweisend, während Belgrad den bisher gemiedenen Erzbischof Stefan zu Gesprächen empfing. Als Sensation galt Kennern der Orthodoxie bereits in der Vorwoche, dass der mazedonische Erzbischof dem Belgrader Patriarchen konzelebrierte, wobei auch Vertreter der serbisch-orthodoxen Kirche aus (Nord-) Mazedonien anwesend waren.

Am heutigen Dienstag besuchte eine Delegation der serbischen Orthodoxie die Hauptstadt (Nord-)Mazedoniens, und Patriarch Porfirije verkündete im Rahmen der Liturgie in der Kathedrale von Skopje die Annahme der Unabhängigkeit: „Die Heilige Synode der Kirche von Serbien hat einstimmig auf die Appelle der orthodoxen Kirche von Mazedonien reagiert und ihre Autokephalie akzeptiert und anerkannt.“ Erzbischof Stefan sagte, auf diesen Moment habe seine Kirche 55 Jahre gewartet.  DT/sba

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