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Noch keine Entscheidung des Papstes zu Gänswein

„Die neue Aufgabe, die auf mich wartet, ist mir noch nicht bekannt“, so Erzbischof Gänswein bei der Vorstellung seines Buches in München.
Georg Gänswein präsentiert sein Buch
Foto: Peter Kneffel (dpa) | Georg Gänswein, der Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., präsentiert während einer Lesung in einem Café sein Buch mit dem Titel "Nichts als die Wahrheit".

Am Dienstagabend hat der langjährige Sekretärs von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, in München sein neues Buch „Nichts als die Wahrheit. Mein Leben mit Benedikt XVI.“ vorgestellt. Dabei äußerte sich der 66-Jährige auch über seine eigene Zukunft. „Die neue Aufgabe, die auf mich wartet, ist mir noch nicht bekannt“, sagte Gänswein. Papst Franziskus hatte den Erzbischof am Samstag in einer Audienz empfangen. Bei dem Treffen habe der Pontifex erklärt, noch keine Entscheidung bezüglich seiner Person getroffen zu haben. Franziskus brauche noch etwas Zeit - weil „noch einige andere Entscheidungen eine Rolle“ spielten. Aktuell geht Erzbischof Gänswein seiner Aufgabe als Testamentsvollstrecker nach. Benedikt XVI. hatte ihn dazu bestimmt.

Seit Mittwoch auf Deutsch erhältlich

Gänsweins Buch über das Leben mit Benedikt XVI.  war unmittelbar nach dem Tod des emeritierten Papstes auf Italienisch erschienen. Seit Mittwoch ist es nun auf Deutsch erhältlich. Laut dem Erzbischof habe er die Entscheidung, das Buch zu schreiben, im Oktober des vergangenen Jahres mit dem emeritierten Papst abgesprochen. Benedikt XVI. habe dazu gesagt: „Gut, dann machen Sie es, aber Sie haben die Verantwortung.“

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Nach der Veröffentlichung des Buches kurz nach dem Tod von Benedikt XVI. wurden auch innerhalb der Kirche Stimmen laut, die von Indiskretion sprachen. Anlass für das Buch war laut dem Erzbischof, dem oft dargestellten „Narrativ in der Welt, dass nicht der Wahrheit entspricht“, entgegenzutreten.

Bei der Vorstellung seines im Herder-Verlag erschienenen Buches räumte Gänswein ein, dass der Titel durchaus ein wenig „angeberisch“ sein. „Aber er ist auch aufrichtig und ernst gemeint.“ Die Frage, ob die Wahl des Titels auch eine Anspielung auf die bischöflichen Wahlsprüche „Mitarbeiter der Wahrheit“ (Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.) und „Für die Wahrheit Zeugnis ablegen“ (Gänswein) sei, verneinte Gänswein.
Auf Nachfrage nach den unterschiedlichen Charakteristika, die die Typen Ratzinger/Benedikt XVI. und Gänswein ausmachen, sagte der Erzbischof, er habe diese Unterschiede nicht als „Begrenzung“, sondern vielmehr als „Ergänzung“ empfunden.

FIFA trägt (Mit-)Schuld an Rücktritt

Angesprochen auf den überraschenden Rücktritt von Papst Benedikt im Februar 2013 erklärte Gänswein, dass bei der Entscheidung auch die FIFA Weltmeisterschaft und dem Weltjugendtag in Brasilien eine entscheide Rolle gespielt hätten. Die Treffen der Jugendlichen aus aller Welt finden eigentlich alle drei Jahre statt. Nach dem Weltjugendtag 2011 in Madrid wäre somit das nächste Treffen üblicherweise 2014 veranstaltet worden - im selben Jahr und im selben Land wie die Fußballweltmeisterschaft. Aus diesem Grund wurde der Weltjugendtag in Rio de Janeiro ein Jahr vorgezogen.

Durch den schlechten gesundheitlichen Zustand von Benedikt XVI. und dem ärztlichen Anraten keine transkontinentalen Reise zu machen, reifte mit Blick auf das Treffen mit den Jugendlichen im Sommer 2013 beim deutschen Pontifex die Entscheidung, vom Amt zurückzutreten. Wie nach dem Tod von Benedikt XVI. durch einen Brief an dem Journalisten und Papstbiographen Peter Seewald bekannt wurde, litt der deutsche Pontifex seit dem Weltjugendtag 2005 in Köln unter Schlaflosigkeit. 

Situation der Kirche in Deutschland

Mit Blick auf die aktuelle Situation der Kirche in Deutschland äußerte sich Gänswein, dass es hierzulande Strömungen und Überzeugungen geben, die aus der Einheit mit der Universalkirche hinaus wollten. Von Donnerstag bis Samstag findet in Frankfurt am Main die fünfte und letzte Synodalversammlung des sogenannten Reformprozesses „Synodaler Weg“ statt.

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