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Neokatechumenaler Weg feiert mit Kardinal Marx

Von Nicäa bis Ratzinger: anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Neokatechumenalen Weges predigte Kardinal Reinhard Marx über die Einheit der Kirche.
Einzug in der Frauenkirche
Foto: © Neokatechumenaler Weg / Andreas Stempel | Auch eine Wirkstätte Ratzingers: die Frauenkirche in München. Kardinal Marx feierte hier die Heilige Messe anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Neokatechumenalen Weges in Deutschland.

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Neokatechumenalen Weges in Deutschland hat Kardinal Reinhard Marx am Sonntag eine festliche Heilige Messe vor über 1000 Mitgliedern der neokatechumenalen Gemeinschaften im Münchner Dom gefeiert. In seiner Predigt sprach der Erzbischof von München von der grundlegenden Bedeutung der Einheit in der Kirche. Er bezog sich dabei auf die Worte Jesu: „dass wir eins sind, wie du in mir, ich in ihnen“. 

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Das Konzil von Nicäa nahm einen besonderen Raum in der Predigt ein: „Vor 1700 Jahren berief Kaiser Konstantin ein erstes ökumenisches Konzil ein. Er sah, dass schon damals, schon in der Apostelgeschichte und immer bis heute, ein Kennzeichen der Christen die Uneinigkeit war“. Der „Streit um den rechten Weg“, das „Ringen um die Wahrheit“ seien ständige Begleiter der Kirche gewesen. „Es hat nie eine Kirche gegeben ohne Streit“, stellte er fest, und betonte, dass die Suche nach Einheit eine kontinuierliche Herausforderung darstelle.

In Grundfragen „müssen wir eins sein“

In den Fragen der Riten, der Sprachen und der Kulturen dürfe es Vielfalt geben – „das war damals so und ist heute so“. In den Grundfragen jedoch „müssen wir eins sein“. Deswegen sei es damals wichtig gewesen, ein Taufbekenntnis zu formulieren, „in das die große Botschaft der Heiligen Schrift aufgenommen wird.“

Das große Glaubensbekenntnis, das auf das nizänische Bekenntnis zurückgehe, sei „die erste große Vergewisserung über die Dreifaltigkeit“. Dies bedeute, „dass dieser Christus ganz auf der Seite Gottes steht und ganz auf der Seite der Menschen“. 

Für die Konzilsväter wäre es einfach gewesen, „den Plausibilitäten zu folgen, die viele Christen heute ja auch noch teilen: ‚Jesus war ein guter Mensch, Gott hat ihn erwählt’ und das war es.“ Das sei es aber nicht gewesen: „Die Konzilsväter von 325 hatten den Mut, das Unsagbare auszusprechen, das Geheimnis stehen zu lassen, obwohl wir es letztlich menschlich nicht verstehen können.“ 

Jesus, die Brücke Gottes zu jedem Menschen

Heute gelte es, „nicht unter dem Niveau zu bleiben.“ Dies bedeute: „Er, der Sohn, ist von Anfang an der Sohn. Es gab keine Zeit ohne den Sohn. Er ist eines Wesens mit dem Vater. ‚Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen’. Und er ist eines Wesens mit uns, der Bruder aller. In der heiligen Menschheit Jesu, so haben die Kirchenväter gesagt, hat Gott die Brücke zu jedem Menschen geschlagen.“

Kardinal Marx zitierte Papst Damasus aus dem 4. Jahrhundert, dessen Formel „Gloria Patri et Filio“, Ehre sei dem Vater und dem Sohn, dem Heiligen Geist, seit 1700 Jahren nach jedem Psalm gebetet wird. Sie stelle ein Bekenntnis zum Konzil von Nicäa dar und verdeutliche, dass Gott nicht Macht, sondern Liebe, Beziehung und Gemeinschaft ist. Gott „umarmt uns in seinem Sohn; er sagt uns: ‚habt keine Angst. Ich bin die Liebe’.“

Deshalb sei es wichtig, die Taufe wiederzuentdecken und die Taufe zu verlebendigen. „Kann es Christsein geben“, fragte der Erzbischof von München, „ohne irgendwann mit ganzem Herz, mit ganzem Verstand, Ja zu diesem Leben im dreifaltigen Gott zu sagen?“ Er erinnerte an Joseph Ratzinger, der zu Beginn des Neokatechumenalen Weges in Deutschland Professor in Regensburg war und später Erzbischof von München wurde. Ratzinger habe in seiner Theologie die Taufe als geistlichen Lebensraum hervorgehoben, den es zu füllen gilt.

Die Einheit bei Papst Leo

Für Papst Leo sei die Einheit so wichtig, dass er für seinen Wahlspruch den Satz aus einem Psalmenkommentar des Augustinus „in Ilo uno unum“ gewählt habe. Papst Benedikt habe einmal gesagt, es gebe so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.  Das Geheimnis der Kirche liege jedoch darin, „dass diese vielen zur Einheit werden, zum einen Leib Christi: ‚in Ilo uno unum’.“

Kardinal Marx schloss mit der Botschaft, dass „ im Sakrament der Taufe ein Aufbruch geschieht, ein Aufbruch in die Freiheit, nicht in eine Haltung des Zwangs, der Ängstlichkeit, des Kleinkarierten, der Enge“. Es sei eine Bindung, die den ganzen Menschen ergreife und in der Liebe Gottes zur Entfaltung komme. „Wir schauen auf Jesus, und dort finden wir die Einheit.“ Der Papst sei das Fundament dieser Einheit: „Ein sich Trennen vom Nachfolger des Heiligen Petrus bleibt unvorstellbar und inakzeptabel“, sagte Reinhard Marx, und drückte seine Dankbarkeit für das Zeugnis von Papst Leo XIV. aus, besonders im Hinblick auf die Einheit der Kirche.

Der neokatechumenale Weg in Deutschland wurde von Antonio und Bruna Spandi initiiert, die nach Tübingen gekommen waren, um dort bei Joseph Ratzinger zu studieren. Ebenjener sorgte 2008 für die endgültige kirchenrechtliche Approbation. Heute gibt es in Deutschland rund 100 Gemeinschaften des neokatechumenalen Weges in 17 Diözesen, etwa 3000 Gläubige stehen ihm nahe.

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