Kehrt der ehemalige Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., Kurienerzbischof Georg Gänswein, bald in sein Heimatbistum Freiburg zurück. Ein Bericht in der argentinischen Zeitung „La Nación“ legt dies zumindest nahe. Darin berichtet der Autor Joaqín Morales Solá über ein Interview, das er kürzlich mit Papst Franziskus geführt habe.
Er muss "außerhalb der Vatikanmauern" bleiben
Der Papst habe auch von Erzbischof Gänswein gesprochen: Er habe ihm vorgeschlagen, in sein Heimatbistum Freiburg zurückzukehren. Franziskus soll Gänswein daran erinnert haben, dass die Privatsekretäre der Päpste nach dem Tod des jeweiligen Heiligen Vaters in ihre Diözesen zurückkehrten. Er habe Stanislaw Dziwisz, den ehemaligen Privatsekretär von Johannes Paul II. zitiert, der 2005 nach dem Ende von Wojtylas Pontifikat nach Krakau in seiner Heimat Polen zurückgekehrt sei.
Laut Morales Solá hat Franziskus entschieden, dass Erzbischof Gänswein wählen könne, ob er in Italien bleibe oder nach Deutschland zurückkehre. Jedenfalls „muss er außerhalb der Vatikanmauern bleiben“, so Morales Solá. Die Wohnung, in der er im Vatikan wohnt, solle der ehemalige Privatsekretär Benedikts jedenfalls in einigen Monaten verlassen.
Den Ende Dezember 2022 verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. vermisse er sehr, so betonte Franziskus laut „La Nación“. Der Papst wörtlich: „Ich habe von ihm immer nur gute Ratschläge und ständige Hilfe erhalten. Wir haben uns viel öfter gesehen, als bekannt wurde, vor allem in der letzten Zeit, als es offensichtlich war, dass sich sein Gesundheitszustand unwiederbringlich verschlechterte.“
Gänswein erhofft sich Entscheidung bis Pfingsten
Georg Gänswein selbst hatte kürzlich bei einem öffentlichen Auftritt in Wien gesagt, dass er bis Pfingsten auf eine Entscheidung über seine neue Aufgabe hoffe. „Ich brauche noch etwas Zeit, um Ihnen eine neue Aufgabe zu geben“, habe ihm Franziskus Anfang März bei einer persönlichen Unterredung gesagt. Medienberichte über eine Stelle als Nuntius in Costa Rica wies Gänswein zurück. „Ich halte das einfach für Fake News. Ich weiß davon nichts“, betonte er.
Der 66-Jährige arbeitete fast 20 Jahre für Benedikt XVI., sowohl vor als auch nach dessen Amtszeit als Papst. Seit 2013 diente er gleichzeitig Franziskus als Haus-Präfekt. 2020 beurlaubte der Papst Gänswein von diesem Amt, damit er sich ganz dem emeritierten Kirchenoberhaupt widmen könne. Nach dem Tod von Benedikt XVI. am 31. Dezember 2022 veröffentlichte Gänswein ein Buch über seine Jahre an dessen Seite mit dem Titel „Nichts als die Wahrheit“. Zudem übernahm er die ihm vom verstorbenen Papst zugewiesene Rolle als Testamentsvollstrecker und vernichtete dabei weisungsgemäß die privaten Aufzeichnungen Benedikts. DT/KNA/jg
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