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Ipolt: Wir dürfen keine eigenen Wege gehen

Ein Fazit, das der Görlitzer Bischof Ipolt aus den Gesprächen in Rom zieht ist, dass man auf dem Synodalen Weg nicht weiter machen kann wie bisher.
Wolfgang Ipolt: Fazit aus den Gesprächen in Rom
Foto: KNA | Bischof Wolfgang Ipolt: " Es geht letztlich immer um Christus, der verkündet werden soll und nicht zuerst um den kirchlichen ,Rahmen', in dem das geschieht."

Dieselben Fragen, die wir dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke stellten, haben wir auch an Bischof Wolfgang Ipolt aus Görlitz gerichtet. Im folgenden seine Antworten:

Herr Bischof, der Ad-Limina-Besuch liegt eine Woche zurück. Was beschäftigt Sie jetzt, nachdem sich alles setzen konnte, noch besonders?

Ich bin zunächst dankbar für die Begegnung mit der Weltkirche. Der Ad limina-Besuch ist ja zuerst eine Wallfahrt zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus. Darum denke ich gern an die großen Gottesdienste zurück, die wir als Bischofskonferenzen in den Patriarchalbasiliken der Stadt Rom gefeiert haben. Ich bedauere ein wenig, dass es keine Hl. Messe mit dem Papst gab. Natürlich beschäftigen mich auch noch die Gespräche über den Weg der Kirche in unserem Land, die wir mit den Leitern der verschiedene Dikasterien geführt haben und die Anregungen, die uns dort gegeben wurden. Manches davon haben wir bei der Sitzung des Ständigen Rates am 21./22. November bereits nachbesprochen.

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Der Papst hat nochmal auf den Brief von 2019 verwiesen. Wie wollen die deutschen Bischöfe sich jetzt mit den Inhalten auseinandersetzen bzw. die päpstlichen Vorgaben konkret in den Prozess aufnehmen?

Wir müssen wohl zugeben, dass wir den Brief des Hl. Vaters aus dem Jahr 2019 zu wenig ernst genommen haben. Seine großen Stichworte  sind ja „Evangelisierung“ und „pastorale Bekehrung“. Ich glaube, dass wir nach dem Gespräch mit dem Papst und mit den verschiedenen Dikasterien nicht einfach so weiter machen können, wie bisher. Ich spüre, dass dieses Bewusstsein in unserer Bischofskonferenzen durch den Besuch in Rom gewachsen ist. Die konkreten Schritte müssen jetzt überlegt werden.

Wie soll das Thema "Evangelisierung" auf dem Synodalen Weg integriert werden — jetzt, wo die Synodalversammlung ja nur noch einmal tagt?

Inzwischen hat der Papst einen synodalen Prozess für die Weltkirche angestoßen. Ziel dieses Prozesses ist aus meiner Sicht, dass die ganze Kirche den Stil echter Synodalität lernt und ihn für bestimmte Fragen auch nutzt. Ich plädiere dafür, dass wir unsere Anliegen in diesen weltkirchlichen Prozess einbringen und keine eigenen Wege gehen. Der Papst weiß, dass es derzeit in der Kirche Spannungen gibt (nicht nur in Deutschland). Er hat uns darauf verwiesen, dass diese Spannungen mit Mut (parhesía) und Geduld (hypomoné) ausgehalten und durchgetragen werden müssen. Diese beiden biblischen Worte des Apostels Paulus hat Papst Franziskus verwendet und uns zugleich zu mehr Demut ermahnt. Dies alles sind aus meiner Sicht auch Haltungen, die für eine fruchtbare Evangelisierung nötig sind – denn es geht ja letztlich immer um Christus, der verkündet werden soll und nicht zuerst um den kirchlichen „Rahmen“, in dem das geschieht.

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Insgesamt hat Rom grundsätzliche Bedenken in Bezug auf die Forderungen des Synodalen Weges angemeldet. Es werde keine Zugeständnisse geben in den großen Fragen wie Frauenpriestertum, Sexualmoral, christliche Anthropologie. Römische Interventionen sollen umgesetzt werden. Das ZdK hat sich dazu bereits geäußert und will dennoch weitermachen. Wie wollen die Bischöfe jetzt vorgehen – angesichts dessen, dass im Fall des Nichtgehorsames Rom gegenüber ein Moratorium drohen könnte? 

Wir müssen wohl den Teilnehmern am synodalen Weg deutlicher als bisher machen, welche Voten oder Vorschläge wir nur nach Rom geben können und was wir in Deutschland selbst lösen können. Diese Unterscheidung ist nicht immer deutlich genug geworden. Und zu dieser Unterscheidung gehört es auch, dass wir uns in Deutschland eingestehen, dass wir im Blick auf die Gesamtkirche an Bedeutung verloren haben und inzwischen andere Ortskirchen glaubensstärker sind als wir. Dass wir derzeit einen Papst aus Argentinien haben, ist ein beredtes Zeichen dafür.

Sehen Sie die Gefahr eines offiziellen Schismas und — wenn ja — wie wollen sie dieses verhindern?

Ich sehe diese Gefahr aktuell nicht. Ich meine allerdings, dass solche Gespräche, wie sie jetzt beim Ad limina-Besuch geführt wurden, bereits viel eher hätten stattfinden sollen.

Meinen Sie, dass jetzt Friede in die deutsche Debatte kommen kann? Wenn nicht, was kann jeder auf seine Weise tun?

Ich hoffe es. Das kann allerdings nur geschehen, wenn alle Seiten die geäußerten Argumente ernst nehmen. Die Stimme des Lehramtes gehört zur katholischen Kirche genauso wie der Glaubenssinn der Gläubigen, der sich immer wieder neu orientieren muss. 

Auf dem Synodalen Weg geht es viel um Macht. Was ist Macht in den Augen Jesu?

Ich glaube, hier genügt es, eine Wort aus der Hl. Schrift zu zitieren. Als unter den Jüngern ein Streit entsteht, wer von ihnen der Größte sei, antwortet Jesus: „Die Könige herrschen über ihre Völker und die Vollmacht über sie haben, lassen sich Wohltäter nennen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Jüngste und der Führende soll werden wie der Dienende. Denn wer ist größer: Der bei Tisch sitzt oder der bedient? Ist es nicht der, der bei Tisch sitz? Ich aber bin unter euch wie der, der bedient.“ (Lk 22, 24 ff.) Jesus hat den Aposteln Vollmacht gegeben, in seinem Namen zu handeln. Das ist aber nicht zu verwechseln mit einer Machtausübung über andere Menschen. Das wäre ein unverzeihlicher Missbrauch der kostbaren Vollmacht, die der Herr der Kirche anvertraut hat und die immer ein Dienst (ministerium) zum Heil der Menschen ist.

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