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„Ihm geht es gut, und er ist guter Dinge“

Erzbischof Georg Gänswein erzählt, wie es dem emeritierten Papst Benedikt XVI. heute an seinem 95. Geburtstag geht.
Georg Gänswein:  „Der Lügen-Vorwurf hat ihn sehr getroffen"
Foto: --- (Bayerischer Rundfunk BR) | Da der heutige 95. Geburtstag von Papst Benedikt XVI. auf einen Karsamstag fällt, werde heute keine Feier stattfinden, erzählt Erzbischof Georg Gänswein im Interview mit Radio Horeb.

Es geht ihm gut und er ist guter Dinge.“ So fasst Erzbischof Georg Gänswein den Zustand des emeritierten Papstes zusammen, der heute im Kloster „Mater Ecclesiae“ im Vatikan seinen 95. Geburtstag feiert. In einem Interview mit Radio Horeb, das heute ausgestrahlt wird, fasste der Privatsekretär zusammen, wie sich Benedikt XVI. fühlt: „Physisch natürlich relativ schwach und gebrechlich, aber ganz klar im Kopf und nimmt Anteil an allem, hat einen geregelten Tagesablauf. Kann aufstehen, macht all seine Dinge. Es braucht für alles etwas mehr Zeit, ihm macht alles etwas mehr Mühe, aber das ficht ihn nicht an.“

Eine Feier sei für heute nicht vorgesehen, so Gänswein weiter. „Da der Tag Karsamstag ist, das heißt konkret der Tag, der die Grabesruhe Christi zum Ausdruck bringt, ist an dem Tag nichts vorgesehen, außer eben die Liturgie“, so der Erzbischof. „In der Osterwoche werden dann kleinere Delegationen, Personen kommen, um ihm die Glückwünsche zu überbringen. Das ist so gelegt worden, dass der Ostersonntag auch frei bleibt, natürlich. Und insofern freuen wir uns auf die Oster-Oktav und da werden einige Personen kommen.“ Am Mittwoch sei bereits Papst Franziskus dagewesen.

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Unveränderter Alltag seit dem Rücktritt

Befragt, wie denn der normale Tagesablauf des Emeritus sei, meinte Gänswein weiter, dieser sei seit dem Rücktritt unverändert geblieben. „Am Anfang steht immer das Wichtigste des Tages in der Früh, nämlich die heilige Messe. Dann die ersten Gebete des Breviers. Dann kommt das Frühstück, dann eine Ruhepause und dann widmet er sich vormittags der Korrespondenz, der Lektüre, hört immer wieder mal Musik, aber alles mit kleinen Schritten. Vor dem Mittagessen kommt wieder der weitere Teil des Breviers, dann das Mittagessen, dann eine kleine Siesta und nachmittags ist ab und zu Besuch da. Je nachdem, wie er sich fühlt. Und nicht vergessen dürfen wir den kleinen Spaziergang nachmittags in den Gärten, bei denen wir den Rosenkranz beten, allerdings sitzend. In der Regel nimmt er sitzend teil, weil gehen und beten ist ihm einfach zu anstrengend. Dann geht es zurück. Dann hat er eine bestimmte Lektüre, die er selber liest oder die er sich gerne vorlesen lässt. Dann kommt wieder ein Teil des Breviers und dann ist auch wieder Zeit zum Abendessen. Und nach dem Abendessen schauen wir in der Regel die italienischen Nachrichten. Und dann kommt das Schlussgebet des Breviers, nämlich die Komplet. Dann zieht er sich zurück. Das ist mehr oder weniger so ein roter Faden durch seinen Alltag.“

Große Besorgnis über den Synodalen Weg

Die kircheninterne Debatte verfolgte der emeritierte Papst dabei aufmerksam  – „sehr wach und sehr mit großer Anteilnahme, aber auch mit großer Besorgnis“, wie Gänswein sagt. „Das, was man den Synodalen Weg nennt, ist weltweit entfernt von dem, was man die Bischofssynode zur Synodalität nennt. Und da muss man sehr aufpassen, dass man eben beides nicht miteinander verwechselt oder gar in eins setzt. Die Entwicklungen auf dem Synodalen Weg, vor allem in den vier Foren, sind natürlich hoch bedenklich. Und es ist aufzupassen, dass die katholische Kirche oder jedenfalls das, was auf dem synodalen Weg geschieht, nicht aus der Einheit mit der katholischen Universalkirche ausschert.“

„Der Lügen-Vorwurf hat ihn sehr getroffen"

Auch die Aufregung nach dem Bekanntwerden des Münchener Missbrauchsgutachtens spricht Gänswein an. Nach der inszenierten Veröffentlichung sei es für den emeritierten Papst schon mühsam gewesen, „mit diesem Vorwurf fertig zu werden, er sei ein Lügner.“ Es seien damals Fehler gemacht worden, die habe man aber auch „klar und meines Erachtens auch überzeugend“ ausgeräumt. Und mit dem sehr persönlich gehaltenen Brief sei für Benedikt diese Frage abgeschlossen gewesen. „Menschen guten Willens werden es verstehen und annehmen. Wer grundsätzlich andere Ziele sozusagen im Schilde führt, wird das nicht annehmen. Aber darauf kommt es nicht an“, meint Gänswein. „Es hat ihn nicht sehr mitgenommen. Es hat ihn getroffen, aber er ist mit sich im Reinen und er sagt immer wieder: ,Ohne das Kreuz und die Nachfolge mit dem Kreuz und unter dem Kreuz Christi gibt es eben einfach kein Priestertum, gibt es kein Bischofsein und gibt es auch kein Papstsein.’ Das gehört dazu und das nimmt er an und trägt das Tag für Tag.“  DT/gho

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