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Bischof Richard Williamson ist tot: Ein Leben voller Brüche und Skandale

Der Holocaustleugner und vormalige Bischof der Piusbruderschaft ist verstorben. Bis zuletzt war er eine tragische Figur des Traditionalismus.
Richard Williamson, Holocaustleugner und vormalige Bischof der Piusbruderschaft ist verstorben

Schon vor seinem Tod verkündete Wikipedia am Sonntag fälschlicherweise das Ableben des Holocaustleugners und vormaligen Bischofs der Piusbruderschaft, Richard Williamson. Heute bestätigte das Generalhaus der Piusbruderschaft, dass der Brite in der Nacht auf diesen Donnerstag gestorben ist.

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Bis zum Lebensende stand die tragische Figur des Traditionalismus im Schatten kirchlicher Persönlichkeiten, mit denen er zeitlebens Konflikte ausgetragen hatte: Während in den sozialen Netzwerken Nachrichten von seiner schweren Erkrankung kursierten, freuten sich afrikanische Katholiken über die Einleitung des Seligsprechungverfahrens für den ersten Kardinal ihres Kontinents: Kardinal Bernard Gantin (1922-2008), vormals Präfekt der römischen Bischofskongregation. Der erste schwarze Kurienkardinal hatte 1988 auf dem Höhepunkt des Lefebvre-Streits den Gründer der Piusbruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) nach der unerlaubten Weihe von vier Traditionalistenbischöfe, darunter Williamson, exkommuniziert. Das Quartett hatte sich die Exkommunikation durch die Weihe ebenfalls zugezogen. 

Als Straftäter ging er in die Geschichte der katholischen Kirche ein

Dass Williamson als Straftäter in die Geschichte der katholischen Kirche des 21. Jahrhunderts eingehen sollte, war zu Beginn seines Lebens nicht absehbar. Der am 8. März 1940 in England geborene Sohn einer wohlhabenden anglikanischen Familie schien zunächst eine gutbürgerliche Laufbahn einzuschlagen. Mit einem prestigeträchtigen Studienabschluss in Literaturwissenschaften standen dem Cambridge-Absolventenviele Türen offen.

1971 konvertierte er zum Katholizismus und trat in das Londoner Oratorium ein, das er noch während des Postulats verließ, um sich der Piusbruderschaft in Econe in der Schweiz  anzuschließen. Deren Gründer Lefebvre übte zu diesem Zeitpunkt bereits heftige Kritik am Missale Pauls VI. von 1970, hatte aber noch keine öffentlichen Weiheverbote auf sich gezogen. Der Konflikt spitzte sich 1976 zu, als Lefebvre dem Verbot des Heiligen Stuhls trotzte und unerlaubt Priester weihte, darunter auch Williamson. Der eloquente junge Engländer stieg rasch zum Leiter des amerikanischen Priesterseminars auf und wurde in den Augen seines Oberen episkopabel.

Nach der unerlaubten Bischofsweihe 1988 schien die Spaltung zwischen Rom und der Piusbruderschaft allerdings unüberbrückbar. Unter traditionsverbundenen deutschen Gläubigen zirkulierten verstörende Berichte von Auftritten Williamsons in der Piusgemeinde in Hattersheim bei Frankfurt. Als Papst Benedikt 2009 einen erneuten Versöhnungsversuch mit der Priesterbruderschaft unternahm und die Exkommunikation der vier Traditionalistenbischöfe aufhob, geriet dies zur Staatsaffäre. Der Papst war zuvor nicht darüber informiert worden, dass Williamson den Holocaust leugnete und dies just auf deutschem Boden auch in einem TV-Interview getan hatte. Das Erdbeben, das alsdann über den deutschen Papst hereinbrach, hat der Journalist Peter Seewald ausführlich im Interview mit Benedikt XVI. beschrieben.

2012 schloss ihn die Piusbruderschaft aus

Auch die Priesterbruderschaft und ihre Anhänger war nicht mehrheitlich gewillt, Williamsons justiziable Äußerungen als Ausdruck britischer Exzentrik zu tolerieren. Seine Blogeinträge und andere öffentliche Äußerungen erhöhten den Druck im Kessel, 2012 schloss die Priesterbruderschaft ihn wegen Ungehorsams aus ihren Reihen aus.

Fortan zog Williamson als freischaffender liturgischer Künstler durch die Welt, weihte hier und da unerlaubt Bischöfe und zog sich dadurch erneut die Tatstrafe der Exkommunikation zu. Während sich der Kontakt seines vormaligen Mitbruders Bernard Fellay zum Papst im Pontifikat von Papst Franzikus entspannte, blieb Williamson der unbelehrbare Außenseiter. 

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