Besorgt über die „hohe Zahl an antisemitischen Vorfällen und Übergriffen auch in Österreich“ zeigt sich die Österreichische Bischofskonferenz. Diese seien seit dem Krieg Israels gegen die Terrororganisation Hamas stark gestiegen, heißt es in einer Stellungnahme der Bischöfe vom Freitag. Wie der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, in einer Pressekonferenz in Wien ausführte, hoffen und beten Österreichs Bischöfe, „dass der brüchige Waffenstillstand endlich zu einem gerechten Frieden für alle Menschen im Heiligen Land führen wird“. In den sozialen Medien tobe allerdings unterdessen „ein hasserfüllter Krieg der Bilder und Worte, der den Antisemitismus hemmungslos befeuert“. Jüdisches Leben müsse aber in Österreich „als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft sichtbar möglich und sicher sein“.
Eine nüchterne Bilanz zogen Österreichs Bischöfe bei ihrer Herbstvollversammlung mit Blick auf den Schwund des gelebten Glaubens in ihrem Land: „Ein nüchterner Blick zeigt, dass die über Jahrhunderte fast selbstverständliche Zugehörigkeit zur Volkskirche in Österreich erodiert.“ Es gebe ein „schleichendes Verdunsten des Glaubenswissens und ein Abnehmen traditioneller Glaubenspraxis“. Gleichzeitig jedoch wachse eine „unerwartete Nachfrage nach einem Weg zum Christsein“, was die steigende Zahl der Erwachsenentaufen zeige. Wörtlich heißt es in einer Stellungnahme der Bischöfe: „Die Sehnsucht nach Sinn und Orientierung angesichts persönlicher und globaler Krisen hat spürbar zugenommen.“ Die Bischöfe sehen viele Ansatzpunkte für eine missionarische Kirche in Österreich. Das wirke sich auch auf die finanzielle Prioritätensetzung aus, meinte Erzbischof Lackner auf eine Nachfrage dieser Zeitung.
Kein gesetzliches Kopftuchverbot
Das Vorhaben der österreichischen Bundesregierung, das muslimische Kopftuch für Mädchen bis 14 Jahren an Schulen gesetzlich zu verbieten, sieht die Bischofskonferenz kritisch. Auf eine Frage der „Tagespost“ bekräftigte deren Generalsekretär Peter Schipka am Freitag, dass er ein solches Verbot rechtlich für fragwürdig hält, weil es die Religionsfreiheit wie das elterliche Erziehungsrecht verletze. „In Fragen der religiösen Kleidung sollte es weder staatliche Verbote noch Gebote geben.“ Das Mobbing gegen muslimische Mädchen an Schulen, mit dem das Gesetz begründet wird, sei eine „Frage der Schulaufsicht“. Es müssten aber nicht jene sanktioniert werden, die fremdem Druck ausgesetzt sind, sondern jene, die Druck ausüben, so Schipka. (DT/sba)
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