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„Bin gekommen, um Mut und Hoffnung zu machen“

Mit einem Pontifikalamt hat Kardinal Christoph Schönborn die Kölner Wallfahrtskirche St. Maria in der Kupfergasse geehrt. Auch der päpstliche Segen durften nicht fehlen.
Kardinal Schönborn
Foto: Beatrice Tomasetti | Kardinal Schönborn zu Besuch in der Kölner Wallfahrtskirche St. Maria. Dort hat der Geistliche ein festliches Hochamt zelebriert.

Der Schlusspunkt der Festwoche zu 350 Jahren Gnadenbild der Schwarzen Muttergottes war noch einmal ein Höhepunkt. Denn mit Kardinal Schönborn hatte Papst Leo XIV. einen offiziellen Vertreter aus Rom geschickt, womit er ein Zeichen größter Wertschätzung setzte. So jedenfalls verstand das der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, der „Mitbruder Christoph“ für diese Ehre, die damit dem Gnadenbild zuteil werde, herzlich dankte. Vor allem aber dankte er auch den vielen Gläubigen, die gekommen waren, um dieses Fest mitzufeiern.

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In seiner Begrüßung zitierte Woelki Kardinal Joseph Frings, der gesagt haben soll: „In Köln ist der Dom das Haupt und St. Maria in der Kupfergasse das Herz“; ein Satz, der viel über das Selbstverständnis derer sagt, für die dieser Ort der Marienverehrung über die Jahre – mitunter Jahrzehnte – das emotionale Zentrum ihres Glaubens geworden ist. Entsprechend folgerte Woelki daraus, dass die Frömmigkeit der vielen Kupfergassenbesucher, ihr tiefes Vertrauen in die Gottesmutter, dann der Herzschlag sei, mit dem diese Kirche belebt werde.

Hoffnung am Marienort

Unmissverständlich formulierte indes Schönborn in seiner Predigt: „Mein Anliegen ist, Ihnen heute Mut und Hoffnung zu machen.“ Denn zurecht stelle sich die Frage, ob es angesichts der Kirchenkrise in Europa, mangelnder Berufungen, der vielen Kirchenaustritte und einer zunehmend säkularen Gesellschaft, die immer weniger von christlichen Werten geprägt werde, überhaupt mit dem Glauben weitergehe. Doch trotz einer weitgehend ernüchternden Analyse setzte der Wiener Alt-Erzbischof dem allgemeinen Schwund des Christlichen und der vermeintlichen Überzeugung vieler, den Glauben nicht mehr zu brauchen, immer wieder das Prinzip Hoffnung entgegen. „An einem Marienort wie der Kupfergasse müssen wir vor allem Hoffnung haben“, betonte er daher wörtlich mit Nachdruck.

In den 60er Jahren hatte Schönborn, gerade in den Dominikanerorden eingetreten, für drei Jahre in Walberberg bei Bonn studiert. Das nahm er zum Anlass festzustellen, dass die Kirche auch schon damals, unmittelbar nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil – also in einer von Aufbrüchen gekennzeichneten Zeit – immer schon Krisen ausgesetzt gewesen sei.

Vieles habe sich schon damals im Niedergang befunden, konstatierte der Ordensmann aus Wien. So habe beispielsweise nach dem Zweiten Vaticanum eine kritische Exegese in der Kirche Einzug gehalten. Und er zitierte den Theologen Karl Rahner, der angesichts der Reformbestrebungen des Konzils gesagt habe, dass all dies ohne Bedeutung sei, „wenn nicht unter uns Glaube, Hoffnung und Liebe wachsen“. Darum gehe es auch heute wieder angesichts der geforderten Synodalität in der Kirche: um eine geistliche Erneuerung im Glauben. „Viele von uns haben damals gespürt, dass es so nicht weitergehen kann, wir auf das Wirken des Heiligen Geistes hoffen müssen“, erinnerte sich Schönborn. 

Kein Land, in dem Maria nicht verehrt wird

Aber eine Neuevangelisierung könne es nur mit einer wachsenden Zahl an Glaubenszeuginnen und -zeugen geben. Es besorge ihn, so Schönborn weiter, wenn die Werte des Evangeliums nicht mehr das gesellschaftliche Leben prägten. „Und wer wäre da geeigneter, uns ein Leben nach dem Evangelium zu zeigen als Maria!“, rief er daher den Menschen in der Kupfergasse entgegen und ermutigte die Gemeinde in der bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Kirche, sich ihr auch weiterhin anzuvertrauen.

Es gäbe kein Land, in dem Maria nicht verehrt würde, „weil sie eine Zeugin der Wahrheit ist“. Nicht umsonst sei sie die Mutter der Barmherzigkeit, weil ihr so viele vertrauten und mit ihren Anliegen und Sorgen zu ihr kämen. „Das lässt uns hoffen.“ Daher sei auch die Einladung am Torbogen der Kirche „Geh nicht vorbei, ohne ein ‚Ave’ zu beten“ so wichtig. So wie Maria unter dem Kreuz gestanden habe, gebe es kein Leid in der Welt, an dem Maria nicht Anteil nehme und dabei stehe. Und darum gehe es doch, formulierte Kardinal Schönborn, nicht wegzuschauen, sondern aufmerksam zu sein und hinzusehen. „Auch wenn wir nicht alles Leid lösen können.“ Marias Rat, „was er euch sagt, das tut“, gelte. Wer sich ihr anvertraue, dürfe schließlich auf das ewige Leben hoffen.

Nach dem Gottesdienst setzten sich mehrere hundert Menschen betend und mit Kerzen in den Händen vor der Kirche in Bewegung, um die Schwarze Muttergottes durch die Straßen von Köln in einer Lichterprozession zu begleiten, bevor Kardinal Schönborn abschließend den päpstlichen Segen erteilte.

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Für Pfarrer Monsignore Thomas Vollmer, der über sieben Jahre Wallfahrtsdirektor in der Kupfergasse gewesen war und der zum 1. Oktober in den Ruhestand geht, war es die letzte von ihm verantwortete Festwoche zu Ehren der Schwarzen Muttergottes. Als sein Nachfolger und Rector ecclesiae in der Kupfergasse ist bereits Pfarrer René Stockhausen ernannt. Ein herzliches Wort zum Abschied sprach Kardinal Woelki, der betonte, dass er Vollmer seit mehr als 40 Jahren kenne. Er dankte ihm für sein priesterliches Wirken an diesem Marienort und betonte, dass Thomas Vollmer immer ein Mann der Kirche gewesen sei. „Denn er liebt die Kirche, für sie hat er alles gegeben – nicht zuletzt seine Gesundheit.“ Abschließend stimmte er das „Salve Regina“ an, das alle nach einer fast dreistündigen Feier froh und sichtlich bewegt aus voller Kehle mitsangen.

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