Die Bischöfe hätten in den letzten drei Tagen „ein großes Programm bearbeitet“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing aus Limburg am Donnerstag in der Abschlusspressekonferenz zur DBK-Frühjahrsvollversammlung. Und dieses große Programm war stark von politischen Themen geprägt: von Bundestagswahl und Koalitionsbildung, über AfD und Demokratie bis zum Ukrainekrieg. Auch die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, die Notwendigkeit von Reformen und den Synodalen Ausschuss erwähnte Bätzing.
Auf eine Frage dieser Zeitung, wie die Bischöfe dem Aufruf des Papstes nach Evangelisation nachkommen wollten, erklärte Bätzing, es gäbe kein Thema auf der Liste zur Vollversammlung, das nicht „mit dem Evangelium zu tun hat…, überall ist Evangelisierung“. Die Frage wie man die „wunderbare Attraktivität des Evangeliums Jesu Christi in die Fragen der Menschen hineinlegen und dazu als Kirche Wege bahnen und Dialoge führen“ könne, sei der „rote Faden jeder Bischofskonferenz“, so Bätzing.
Dialog mit AfD-Wählern suchen
Dialoge führen möchte der DBK-Chef vor allem mit den Gläubigen, die die AFD wählen, „damit diese Menschen der Ideologie der Partei nicht auf den Leim gehen“. Bätzing sah ein „starkes Motiv“ bei AfD-Wählern in der „Unzufriedenheit mit den Lösungsansätzen konkreter Regierungen“. Deren Standpunkt anzuhören sei genauso Ziel, wie den eigenen plausibel dazulegen. Zugleich wolle man Menschen gewinnen, die bereit seien, sich in „Parteien der demokratischen Mitte“ zu engagieren und das politische Leben aktiv mitzugestalten.
Ein weiteres Thema, dass die Bischöfe sehr beschäftigt habe, sei die Migration gewesen. Bätzing zitierte den Gast dieser bischöflichen Vollversammlung, den syrisch-katholischen Erzbischof von Homs, Jacques Mourad. Dieser habe – vor dem Hintergrund der Vorstellung, die Syrier hierzulande könnten nach dem Sturz des Assad-Regime in ihre Heimat zurückkehren – berichtet, dass diese eine „völlig zerstörte, wüstenhafte Situation“ vorfinden würden, in der ein normales Leben zu führen nicht möglich sei. Grundsätzlich zeigten die Wahlen laut Bätzing, dass Menschen um die Sicherheit des Landes bangten. Es brauche Zuwanderung, damit die Wirtschaft leben könne. Humanität und Sicherheit müssten in der Migrationsfrage aber „in Balance gebracht werden".
Zur aktuellen Situation in der Ukraine und dem Vorgehen der US-Regierung sagte Bätzing: „Wenn der Aggressor hier seine Ziele verwirklicht, auch wenn das nur in Teilen geschieht, dann ist das keine dauerhafte Friedenssituation, sondern bedroht Europa im Ganzen.“ Man halte deshalb das Vorgehen der US-Regierung für „schlichtweg unverantwortlich, jetzt eine Annäherung an Putin zu versuchen, Druck auszuüben, bis hin zu erpresserischen Maßnahmen.“ Damit werde die Ukraine „eigentlich der Macht des Aggressor weitgehend preiszugeben, das ist ein Skandal.“ Man wünsche „nichts mehr als Frieden und Waffenruhe, aber nicht um einen Preis, der der Ukraine diktiert wird.
Bätzing lobt neuen Betroffenenbeirat
Des weiteren lobte Bätzing den neu berufenen „Betroffenenbeirat aus bewährten Mitgliedern“ und machte sich für das außergerichtliche Verfahren stark. Betroffene könnten davon ausgehen, dass ihre Situationen jeweils in vergleichbarer Weise bearbeitet und beantwortet würde, wenn auch „die Höhe einer Summe", die Entschädigungszahlungen, nie zu vergleichen sei „mit dem empfundenen Schmerz“.
In Bezug auf die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung von 2023 betonte der DBK-Vorsitzende die dort dokumentierten „grundlegenden Hinweise“, dass es „ein ganz erheblicher Wunsch von Menschen sei, die katholische Kirche möge sich reformieren“. Besonders hob Bätzing die Tatsache hervor, dass der Prozentsatz an Frauen in Führungskräften auf mittleren Leitungsebenen kontinuierlich über 34,5 Prozent gesteigert werden konnte.
Bätzing: Klimaschutz ist eine Pflicht
Im Übrigen sei die Weltsynode nicht zu Ende, sondern sie sei ein Startschuss gewesen. Synodalität beschäftige die Kirche in Deutschland besonders im Kontext des Synodalen Ausschusses. „Wir wollen den Synodalen Weg, die Synodalität verstetigen auf der Ebene Gesamtdeutschlands“, so Bätzing wörtlich. In Richtung der vier Bischöfe, die ihre Mitwirkung in diesem Gremium verweigert haben, erklärte er: „Wenn es ein nationales Gremium gibt, das die Zustimmung von römischer Seite findet, und im Duktus der Weltsynode steht, wird es schwer sein zu begründen, warum man sich nicht beteiligt“. Weitere Gespräche zwischen dem Vatikan und einer deutschen Delegation stünden bevor.
Und schließlich appellierte Bätzing an die Klima und Schöpfungsverantwortung jedes Einzelnen, wie sie Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“ dargelegt habe. Klimaschutz sei eine Pflicht, „der wir nicht in geeigneter Weise“ nachgekommen seien. Klima sei kein Luxusphänomen, „dem man sich widmen könnte oder nicht“. Die Erde sei „das größte Geschenk das wir haben“. Dieses gelte es zu bewahren, zu behüten und der kommenden Generation möglichst unbeschadet zu übergeben. (DT/dsc)
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