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Auch die Piusbrüder sind katholisch, was sonst?

Der offizielle Vatikan-Kalender zum Heiligen Jahr vermerkt eine Wallfahrt der Piusbruderschaft. Ein richtiges Zeichen für die Einheit der Kirche, mehr aber auch nicht.
Redakteur Sebastian Ostritsch, Priesterweihe bei den Piusbrüdern
Foto: DT / IMAGO / epd | In der Selbstwahrnehmung gelegentlich sogar päpstlicher als der Papst, definitiv aber katholisch: die Priesterbruderschaft St. Pius X., hier bei einer Priesterweihe 2009.

Das Heilige Jahr lockt Katholiken unterschiedlichster Herkunft und spiritueller Prägung nach Rom. Auch die Piusbruderschaft (FSSPX) macht sich zu einer Wallfahrt in die heilige Stadt auf. Warum auch nicht? Schließlich geht es der FSSPX vor allem um die Wahrung der katholischen Tradition, und zu der gehören seit 1300 auch die Heiligen Jahre.

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Eine Meldung wert ist allerdings, worauf nun der „Catholic Herald“ hingewiesen hat: Die Pilgerreise der Piusbruderschaft ist im offiziellen vatikanischen Kalender des Heiligen Jahres vermerkt. Das dürfte vor allem jene überraschen, die immer noch fälschlicherweise meinen, die Piusbruderschaft sei „schismatisch“. So aber sieht sich die Priesterbruderschaft selbst ausdrücklich nicht – und offenbar tut dies auch der Vatikan nicht. Richtig ist, dass die von Erzbischof Marcel Lefebvre im November 1970 gegründete Bruderschaft einen unklaren kanonischen Status hat. Das hat übrigens nichts mit der Feier der Alten Messe – dem überlieferten tridentinischen Ritus – zu tun, sondern mit der Tatsache, dass die Piusbrüder bis heute einige Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht anerkennen. Andere Gemeinschaften wie das Institut Christus König und Hohepriester und die Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP), die sich der liturgischen Tradition verschrieben haben und das Zweite Vatikanum aber korrekterweise in ungebrochener Kontinuität mit dem beständigen Lehramt der Kirche sehen, sind daher im Gegensatz zur Piusbruderschaft auch kanonisch voll integriert.

Ein kleines Zeichen, das nicht überbewertet werden sollte

Es ist gut, dass Rom mit diesem kleinen Zeichen signalisiert: Auch die Piusbrüder sind natürlich katholisch und gehören zur Kirche – die als katholische nur eine sein kann. Allerdings sollte man dies nicht als eine Trendwende in Sachen Tradition und Alte Messe unter Papst Leo XIV. deuten. Denn schon Franziskus kam gerade den Piusbrüdern enorm entgegen: Im Heiligen Jahr 2015 erklärte Franziskus, dass das Beichtsakrament bei den Piusbrüdern „gültig und erlaubt“ empfangen werden könne – und verlängerte diese Erklärung 2016 sogar dauerhaft. 2017 erlaubte der Vatikan der Piusbruderschaft auch, das Ehesakrament zu spenden. Paradoxerweise schränkte Franziskus während seines Pontifikats aber die Feier des überlieferten Ritus dramatisch ein – und verschonte nur die ehemaligen Ecclesia-Dei-Gemeinschaften, namentlich das Institut Christus König und Hohepriester und die Petrusbruderschaft.

Alle, die es mit der traditionellen römischen Liturgie halten, dürfen weiterhin vorsichtig hoffnungsvoll sein, dass Papst Leo die unbarmherzigen Restriktionen seines Vorgängers wieder rückgängig macht. Zu viel sollte man in die vom Vatikan offiziell angekündigte Wallfahrt der Piusbruderschaft allerdings nicht hineininterpretieren.

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