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Burke: Zweites Vatikanum hatte keinen „kirchlichen Wokeismus“ im Sinn

Entgegen der Lehre des Konzils „radikal reduziert“: Er stelle die Gültigkeit des Novus ordo dennoch nicht in Frage, versichert der Alte-Messe-Fan und US-Kardinal Raymond Leo Burke.
Raymond Leo Burke
Foto: imago stock&people (imago stock&people) | Kurienkardinal Burke 2016 nach einer Papstaudienz. Der Konservative galt als Franziskus-Kritiker.

Welche Liturgie wollte das Zweite Vatikanische Konzil? Kardinal Raymond Burke hat sich zu dieser Frage erneut anlässlich der Diskussion um die „alte Messe“ zu Wort gemeldet. Der US-Kardinal, der als Freund der tridentinischen Liturgie gilt, hatte vor einigen Wochen bereits bekannt gegeben, dass er bei Papst Leo XIV. für eine Wiederherstellung der Situation nach „Summorum Pontificum“ geworben habe. Nun hat er in einer Sendung des katholischen Senders EWTN seinen Standpunkt nochmals erläutert.

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Nach dem Zweiten Vatikanum, so Burke, sei der Ritus „radikal reduziert worden“ – nicht aufgrund der Lehre des Konzils, sondern aufgrund der Art und Weise, nach der diese Lehre „missbraucht“ worden sei. Es habe damals gar keine Absicht zu einem „kirchlichen Wokeismus“ nach dem Motto „alles in der Vergangenheit ist ungut“ gegeben. Zum sogenannten „Novus Ordo“, also der heute üblichen Form der heiligen Messe, sagte Burke, er werde deren Gültigkeit nicht infrage stellen, es gebe da schon eine Kontinuität (zur vorkonziliaren Liturgie), allerdings: „Man nimmt nicht etwas so Schönes und fängt an, die schönen Elemente wegzunehmen, ohne einen negativen Effekt zu haben.“

Wo steht Papst Leo XIV.?

Was ihn und viele junge Menschen an der alten Messe anziehe, sei, dass „der Priester in den Hintergrund tritt und Christus auftaucht, weil in der Form des Ritus keine Spontanität, nicht diese Art von Gewöhnlichkeit ist, die nach dem Konzil eingeführt wurde, Sie wissen schon, mit der Einführung der normalen Landessprache in die heilige Liturgie … wir gehen nicht in die Heilige Messe, um an einer säkularen Aktivität teilzunehmen, die uns im Bereich des Weltlichen verharren lässt.“

Papst Franziskus hatte mit seinem Motu proprio „Traditionis custodes“ die weitgehende Erlaubnis zur Feier der vorkonziliaren Liturgie durch „Summorum Pontificum“, ein Motu proprio Benedikts XVI., größtenteils wieder zurückgenommen. Der als sehr konservativ geltende Burke war von Franziskus in allen wichtigen Kurienämtern abgesetzt worden. Seit der Wahl Leos XIV. steht die Frage im Raum, welche Linie der neue Papst im Umgang mit der vorkonziliaren Liturgie einschlagen wird – zahlreiche Beobachter sind der Meinung, dass eine Richtungsentscheidung fällig ist. (DT/jra)

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