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Zahl der Neuinfektionen steigt rasant

Corona-Update: Länder wollen Booster-Impfung für alle – Sachsen und Österreich führen 2G-Regelung flächendeckend ein – Habeck für Rückkehr zu kostenlosen Bürgertests.
Coronavirus: Inzidenz steigt
Foto: Robert Michael (dpa-Zentralbild) | Ein Mundschutz liegt zwischen herbstlich gefärbten Blättern auf dem Boden der Altstadt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. In Sachsen gilt die 2G-Regelung landesweit nun obligatorisch.

Die vierte Welle nimmt an Fahrt auf. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet am Samstag 34.002 Neuinfektionen. Am Freitag waren es 37.120, mehr als jemals zuvor seit Beginn der Pandemie. Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt nun 169,9 pro 100.000 Einwohner. Am Freitag lag sie bei 183,7. Seit Beginn der Pandemie haben sich in Deutschland rund 4,7 Millionen Menschen nachweislich mit dem Virus SARS-CoV-2 infiziert. Die Zahl der an mit COVID-19 Verstorbenen beträgt nun 96.488 Personen. Damit verstarben an und mit der Krankheit 2,01 Prozent der nachweislich Infizierten. In Wirklichkeit ist ihr Anteil jedoch weit geringer, da ein Großteil der Infektionen (Schätzungen zufolge bis zu 80 Prozent) asymptomatisch verläuft, von den Betroffenen nicht bemerkt wird und daher auch in keiner Statistik auftaucht.

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Laut dem Tagesreport des DIVI-Intensivregisters sind bundesweit derzeit nur 2.449 der 21.948 belegbaren Intensivbetten mit COVID-19-Patienten belegten. 1.254 von ihnen müssten künstlich beatmet werden. Allerdings verzeichnet der Report auch nur 2.666 freie Betten.

Länder wollen allen Geimpften nun „Booster-Impfung“ anbieten

Unterdessen verständigten sich der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die Gesundheitsminister der Länder bei ihrer Konferenz in Lindau gestern darauf, allen Geimpften, deren Zweitimpfung mehr als sechs Monate zurückliegt, nun eine Auffrischungsimpfung anzubieten. Für das sogenannte „Boostern“ wollen die Länder auch die Ende September geschlossenen Impfzentren reaktivieren. Auch mobile Impfteams und Impfbusse sollen zum Einsatz kommen. Bei ihrem zweitägigen Treffen einigte sich Gesundheitsministerkonferenz (GMK) auch auf eine gemeinsame Erklärung. Darin heißt es unter anderem: „Obwohl die Impfungen eine nachhaltige Wirkung zeigen und dadurch viele Infektionen und schwere Verläufe verhindert werden konnten, sind noch immer zu viele Menschen in Deutschland ungeimpft. Die ,Pandemie der Ungeimpften‘ hat aktuell eine zu große Dynamik entfaltet, die nicht mehr hinnehmbar ist.“ Es müssten daher „effektive Maßnahmen getroffen werden, die vor allem die Ungeimpften in den Blick nehmen und konsequentere Zugangsbeschränkungen und Nachweis- und Kontrollpflichten vorsehen.“

Abkehr von 3G-Regelung

Abhängig vom regionalen Infektions- und Erkrankungsgeschehen könne „der Zugang zu bestimmten Bereichen“ nun „auf Geimpfte und Genesene (2G) beschränkt“ werden. Die „AHA-Regeln“ – Abstand halten, Hygiene, Atemmaske tragen – müssten „geschärft und wirksam kontrolliert und durchgesetzt werden“.

In Sachsen gilt die 2G-Regelung landesweit nun obligatorisch. Das beschloss das sächsische Landeskabinett am gestrigen Freitag. Die neue Verordnung gilt zunächst bis zum 25. November. Zugang zu Großveranstaltung sowie zu Veranstaltungen in Innenräumen wie Theater und Kino, einschließlich zu Angeboten der Gastronomie, erhalten ab Montag (8.11.) nur noch Geimpfte und Genesene. Im Öffentlichen Personennahverkehr wird zudem das Tragen einer FFP2-Maske verpflichtend. Schülern wird das Tragen einer medizinischen Maske gestattet. In Pflege- und Altenheimen wird eine tägliche Testpflicht für ungeimpfte Mitarbeiter eingeführt. In Krankenhäusern soll diese nur für Personal gelten, „das am Patienten tätig ist“. Eine Testpflicht für Geimpfte und Genese werde zwar empfohlen, könne aber angesichts einer fehlenden Rechtsgrundlage des Bundes nicht verordnet werden, hieß es.

Habeck will Rückkehr zu kostenlosen Bürgertest

Unterdessen hat sich der Co-Bundesvorsitzende der Grünen, Robert Habeck, für eine Rückkehr zu den kostenlosen Bürgertests auf das SARS-CoV-2-Virus ausgesprochen. Dem Fernsehsender „n-tv“ sagte Habeck: „Vor allem sollten wir kostenlose Tests anbieten. Es war schon damals ein Fehler, sie auszusetzen.“ Dies habe Ungeimpfte „negativ motiviert“.

Die für Ende kommender Woche erwogene Einberufung einer weiteren Konferenz der geschäftsführenden Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder sieht Habeck kritisch: „Die Ministerpräsidentenkonferenz ist ein Koordinierungsgremium, kein Entscheidungsgremium und das hat in der Vergangenheit nicht wirklich gut geklappt“. Austauschen könnten sich die Ministerpräsidenten auch so. „Telefone haben alle in den Ländern“, sagte der Grünenchef.

Österreich macht 2G-Regelung bundesweit verpflichtend

In Österreich dürfen Ungeimpfte ab Montag weder Restaurants oder Hotels aufsuchen, noch sogenannte körpernahe Dienstleistungen (Friseur, Maniküre, et cetera) in Anspruch nehmen. Auch bei Veranstaltungen mit mehr als 25 Menschen tritt nun die 2G-Regelung in Kraft. Das gab die österreichische Bundesregierung am Freitag nach Beratungen mit den Ländern bekannt. Bundeskanzler Alexander Schallenberg wird mit den Worten zitiert: „Wir werden die Zügel für Ungeimpfte straffer ziehen müssen.“ Für Menschen, die bereits eine Impfung erhalten haben, soll es jedoch eine Übergangsphase von vier Wochen geben. In diesem Zeitraum gilt als „2G“ auch, wer zusätzlich zur Erstimpfung einen negativen PCR-Test vorweisen kann. Neu ist ferner: Impfpässe verlieren zukünftig ihre Gültigkeit, wenn die Zweitimpfung länger als neun Monate zurückliegt. Ehemals vollständig Immunisierte gelten danach wieder als ungeimpft.

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Stefan Rehder Angela Merkel CDU Corona Pandemie Impfzentren Jens Spahn Robert Habeck Ungeimpfte

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